Wir lieben die Stille des Waldes, aber was machen wir dann auf der Strasse 503 in den Kleinen Karpaten? Wir fahren die Strasse von Pernek nach Pezinok rauf und werden von einer Unzahl an Motorradfahrern überholt, ebenso kommt eine grosse Zahl den Berg herunter. Nachdem wir ja sonst auf den 6 km Bergstrecke nichts zu tun haben, sehen wir ihnen dabei zu wie sie sich in die Kurven legen und da fällt uns langsam etwas auf: dieses rote Outfit mit neongrünen Elementen muss gerade sehr beliebt sein. Aber dass ein Biker in rot-neongrün immer einen Kollegen hinter sich nachfahren hat, der sich besonders sportlich in die Kurve legt und danach einen in ganz schwarz mit langen dünnen Beinen, das ist doch wenig wahrscheinlich. Oh, es sind nicht Dutzende, die hier durch den Wald röhren, sondern nur etwa 10, die hier rauf fahren, oben wenden, dann wieder ein paar Kurven ins Tal, wieder wenden und so weiter und so fort. Na, wir wüssten uns auch was besseres zu tun an einem Samstag Nachmittag!
Wir haben die Kleinen Karpaten schon vor 2 Jahren an dieser Stelle überquert, als letzte Etappe der Ungarn-Slowakei-Tour, damals aber in die andere Richtung. Noch etwas ist anders: man hat die Strasse neu asphaltiert, zumindest auf dem bergauf führenden Teil. Wohl auch ein Grund für die Übungsfahrten der Motorradfahrer, denn wo kann man sonst ein paar spitze Kehren auf einem Asphalt, glatt wie der sprichwörtliche Babypopo, fahren? Auch wir schätzen sowas. Was wir aber weniger schätzen ist die Radroutenführung auf dem Rest der Strecke. Es ist rumpelig, holprig und ab Sväty Jur auch noch stark befahren. Rad-Infrastruktur gibt es garnicht, dabei müsste man da nicht einmal viel machen, denn ein parallel zur Strasse verlaufender Weg wäre ja grossteils vorhanden, ist aber leider nicht asphaltiert. Je weiter man in die Stadt hineinkommt, desto umständlicher wird die Route, die am Hang verläuft, rauf und runter geführt wird, während die Autos gemütlich auf der Hauptstrasse unten im Tal fahren. Naja, Bratislava ist von der Topographie leider nicht gerade begünstigt mit seiner Lage in den Bergen und gleich hinter der Donau.
Und jetzt kommt noch ein kleiner Rant, muss leider auch sein. Endpunkt der Tour ist am schönsten Hauptbahnhof Mitteleuropas, dem von Brastislava (falls es wer nicht bemerkt hat, das war ironisch gemeint), wo diesmal der REX nach Wien schon auf uns wartet. Das ist schon mal gut, dabei bleibt es dann aber auch mit den positiv zu erwähnenden Dingen diesen Zug betreffend. OK, dass es inzwischen viele internationale Tourist*innen gibt, die aus Wien auch noch einen Ausflug in die nahegelegene zweite Hauptstadt der Region unternehmen und dabei mit dem Zug fahren, ist eigentlich schon positiv. Es gibt sogar welche, die mit einem Leihrad das Stückchen Donauradweg fahren und dann mit den Zug zurück – nice! Sowas haben wir (mit den eigenen Rädern) vor Jahren auch mal zwischen Köln und Bonn gemacht und auf dem Rückweg war dann der Zug gerammelt voll mit Rädern und Menschen, und das ist er heute auch. Im Radabteil des City Jets mit seinen 8 oder 9 Hängern stehen und hängen 18 Fahrräder, dazu noch die Fahrer*innen, weitere Räder befinden sich in allen Eingangsbereichen des Zuges, und gesessen wird auf dem Boden. Und das in einer dieser alten Hochflur-Garnitueren, die anstelle einer Klimaanlage noch ganz old school Schiebefenster haben. Noch older school ist die Sanitärausstattung, es handelt sich um die allseits beliebten „nicht während des Aufenthalts im Bahnhof benutzen“ Loch-im-Boden Klos. In die Verlegenheit eines davon zu benutzen, bin ich aber nicht gekommen. Das erste war versperrt, möglicherweise durch einen Menschen, der realistisch der Meinung war, dass er wohl keinen anderen Sitzplatz in diesem Zug finden wird als die Klomuschel. Oder es war einfach ausser Betrieb aber ohne Aufkleber. Das zweite war dafür nicht versperrbar, hatte kein Wasser, dafür aber ein starkes Odeur. Weitere habe ich mir dann erspart. Und dann war noch die bahnsteigseitige Tür in Aspern Nord defekt und wir durften die Räder durch den Grossraumwaggon bugsieren. Eigentlich gehört diese Garnitur ausser Betrieb genommen und langsam wirds auch Zeit, dass mit dem Zug zwischen Wien und Bratislava endlich was passiert, eine vollständige Elektrifizierung der Strecke und neues Wagenmaterial zum Beispiel. Für den derzeitigen REX muss man sich vor den internationalen Gästen ja genieren.
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