Es soll ja Menschen geben, die die Gerade durch den Nationalpark Donauauen lieben. Gleich hinter der Schönauer Furt rauf auf den Damm, dann eine sanfte Links-Rechts-Kombination und ab hier könnte man Autopilot und Tempomat aufdrehen und das Fahrzeug einfach mal machen lassen, wenn man derartige Einrichtungen denn auf einem Fahrrad hätte. Es geht dann rund 20 Kilometer geradeaus, immer die Kleinen Karpaten voraus, die auch beim Näherkommen nicht nennenswert grösser werden.
Wer also ein Fan der langen Lobau-Geraden und der 20 Kilometer nach Hainburg ist, der wird die Strecke nach Komárom/Komárno, die wir heute endlich mal probiert haben, lieben. Sie verlängert das brettlebene Geradeaus-Fahren gleich um weitere 100 Kilometer! 100 Kilometer ohne irgendeine Ablenkung durch landschaftliche Schönheiten, kulturelle Angebote oder auch nur andere Menschen auf dem als EuroVelo 6 nördlich der Donau dienenden Hochwasserschutzdamm. Der Damm geht dann in den berüchtigten Gabčikovo-Kanal über, den wir schon kennen von vereinzelten Fahrten auf der Südseite. Sieht hier im Norden exakt genau so aus, nur eben spiegelverkehrt und mit besserem Asphalt. Der Asphalt ist auf dieser Strecke der grosse Pluspunkt, er macht die Strecke im Gegensatz zu den Alternativen nach Győr so richtig rennradtauglich. Je nach Windrichtung ist das dann ein meditativer Segeltörn oder ein Kampf gegen eine Verschwörung von Wind und innerem Schweinehund. Wir haben nur wenige Entgegenkommende diesen Kampf ausfechten sehen, aber wir hatten Mitleid mit allen.
Komárno ist zwar in der Slowakei, hat aber ausreichend ungarischen Einfluss, dass diese Stadt mit über 30.000 Einwohner*innen schon um 20 Uhr sämtliche Gehsteige hochklappt und alle irgendwie interessanten Restaurants schon geschlossen haben. Eines aber hält bis 22 Uhr die Stellung: das Restaurant „Yugoslavia“, in dem es genau das gibt, was man von einem Restaurant dieses Namens erwarten würde. Dazu Ajvar, passende Musik und an den Wänden Fotos und nostalgische Tourismuswerbung. Von Jugoslawien geht es für uns dann in Richtung Ungarn, denn dort fahren um diese Zeit noch Züge. Man könnte sich Komárno/Komárom aber auch lânger ansehen, wenn man Zeit hat, und z.B. die Festung besichtigen. Ich habe nur so einen Verdacht, was die Öffnungszeiten anlangt – 160 km mit dem Rad werden da davor nicht drin sein.
Ankunft am Wiener Hauptbahnhof 2 Minuten verfrüht – nimm das, Deutsche Bahn!
Die Fotos






























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