Die March entspringt im Grenzgebiet von Tschechien und Polen und mündet nach gut 350 Kilometern bei Bratislava in die Donau. Die Thaya schlängelt sich als ihr wichtigster Nebenfluss von Westen kommend durch ein tief eingegrabenes Tal bevor sie sich bei Hohenau mit der March vereinigt. Soweit, so bekannt. Bekannt ist auch, dass die beiden zu Hochwässern neigen, vor allem während der Schneeschmelze im Frühling. Den haben wir im Moment zwar offiziell nicht, aber nachdem es derzeit eigentlich überall zu warm ist, in Teilen Europas starke Stürme und Regenfälle zu verzeichnen waren und der Schnee von vor Weihnachten vielfach nicht liegen geblieben ist, gibt es eben auch im Dezember mehr Wasser als in so ein Flussbett hineinpasst. So vorgestern an der Donau beobachtet und eben heute auch im Nord-Osten von Wien an der March.
Wie auch die Lobau sind die March-Thaya-Auen Nationalparkgebiet bzw. stehen anderweitig unter Schutz und deshalb kann man auch hier beobachten, wie sich der Fluss den Platz nimmt, den er gerade braucht. Das tut man natürlich nicht im Augebiet, das im Moment ja auch garnicht zugänglich ist, sondern ganz bequem vom KTM-Radweg zwischen Au und Eisenbahn aus. Bei Angern ist die Fähre derzeit selbstverständlich ausser Betrieb, daher bleibt uns nur die österreichische Seite des KTM als Aussichtspunkt. Wir haben aber den Verdacht, dass es die slowakische Seite der Radroute im Moment ohnehin nicht gibt, die ja teilweise direkt in der Au verläuft. Den eigentlichen Flusslauf kann man in dem breiten See, der sich jetzt gebildet hat, noch erahnen: einerseits gibt es doch einiges an Strömung in der Mitte und andererseits stehen die auf Stelzen gebauten Fischerhütten sonst natürlich am Ufer. Die Stelzen werden ebenso wie Bäume und Büsche von Wasser umspült und es bleibt ihnen nichts als auszuhalten und abzuwarten, dass das Wasser wieder zurückgeht, so wie es das ja noch jedes Mal getan hat.
Auf dem Weg nach Břeclav fahren wir gerne entlang der Bahn aus Hohenau hinaus und dann auf der B 49 in Richtung Grenze. Die B 49 ist hier nicht das, was sie weiter südlich bei Marchegg ist, also keine stark befahrene Pendlerstrecke mehr sondern nur noch eine einsame Landstrasse durch etwas, das aussieht wie ein Hochplateau mit gelblich-braunen winterlichen Wiesen und einer Reihe Bäume am Strassenrand, in Wirklichkeit aber noch nicht einmal über 170 m über NN hinauskommt. Wo die B 49 einen scharfen Knick nach links macht, fahren wir geradeaus und wenig später über die Grenze im Wald. Dort geht es dann nach ein paar hundert Metern steil bergab ins Thayatal, über eine hölzerne Brücke und durch die ehemaligen Ländereien der Familien Liechtenstein in die Stadt.
Das mit der Abfahrt ins Thayatal haben wir auch heute geschafft, wir haben auch glücklich wieder die gemeinen Wurzeln auf dem Feldweg nicht übersehen und sind den Schlaglöchern ausgewichen und dann – „oh, an diesen Damm habe ich nicht gedacht, den gibts ja auch noch“. Ja, die Thaya hat nicht nur eine Geländekante als Begrenzung sondern auch einen Damm, auf dem sich heute die Arbeitsmaschinen der Baufirma versammelt haben, die dort den Weg endlich mal renovieren soll (hoffentlich auch die Brücke, die hätte es auch verdient). Hinter diesem Damm sind normalerweise noch etwa 500 m bis zur Brücke zurückzulegen, Luftlinie sind es gut 200 m bis zum Ufer und diese 200 m sind heute eigentlich nur Wasser und Schlamm, denn auch die Thaya führt Hochwasser und das ganz ordentlich, wie wir später bei der Überquerung des Flusses in Břeclav auch noch sehen werden. Dorthin sind wir aber natürlich auf dem Weg oben gefahren, der zwar nicht so schön und eine echte Rumpelpiste ist, dafür aber halbwegs trocken und befestigt.
Und weil wir dann endlich mal an einem Wochentag und halbwegs zeitig in Břeclav waren, haben wir die Gelegenheit gepackt einen Punkt von unserer Zu-Besichtigen-Liste abzuhaken: das kleine Eisenbahnmuseum im Bahnhofsgebäude von Břeclav. Eine Reihe von Modellen in diversen Grössen, Schaubilder und Texttafeln, ein Film über die Entwicklung der Eisenbahn in Mähren, Briefmarken und Spielkarten nebst ein wenig Eisenbahnzeugs ist dort zu sehen. Wenn das alles nicht nur auf Tschechisch wäre! Břeclav hat nämlich schon seit 1839 Bahnanschluss, ist seither ein wichtiger Eisenbahnknoten und hätte uns einiges zu erzählen, wenn wir es denn verstünden.
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