Wien – Sankt Andrä am Zicksee

⌴ 133km ⋅ ↗ 197hm ⋅ ↘ 227hm ⋅ ⤓ 122m ⋅ ⤒ 178m ⋅ ◷ 8:10:17

Was macht man an einem Sams­tag, wenn man mit dem Rad irgend­wo­hin fah­ren will, aber kei­ne Idee hat, wohin? Man fährt nach Hain­burg und über­legt sich dann, wie es wei­ter­ge­hen soll. Über­legt haben wir aber schon auf den Kilo­me­tern vor Ort an der Donau und sind dort dann abge­bo­gen in Rich­tung Leo­polds­dorf und dann Mar­chegg. Dort ist auch so ein Punkt, wo man ent­schei­den kann und muss: nach Nor­den, in Rich­tung Tsche­chi­en, nach Süden doch nach Hain­burg oder über die neue Brü­cke in die Slo­wa­kei und dort dann wie­der: die March rauf oder run­ter? Wir neh­men letzteres.

Die slo­wa­ki­sche Sei­te der March ist an die­ser Stel­le nicht so inten­siv land­wirt­schaft­lich genutzt und hat einen aus­ge­präg­ten Auwald-Cha­rak­ter. Und wo Wald ist, dort sind Bäu­me und wo Bäu­me sind, da gibt es Wur­zeln. An die­ser Tat­sa­che hat sich in den letz­ten rund 15 Jah­ren nichts geän­dert und ich bin mir sicher, dass ich über ein paar die­ser Wur­zeln und Löcher schon vor 15 Jah­ren geflucht habe. Ulrich lei­det dies­be­züg­lich an Amne­sie oder hat die bes­se­re Ver­drän­gung. Die Stre­cke ist Teil des Euro­Ve­lo 13 und was ich bis­her so von die­sem Euro­Ve­lo gese­hen habe, muss das dort so sein. Euro­Ve­lo 13 und Ver­drän­gung geht nicht gut zusam­men, ist er doch dem Geden­ken an den Eiser­nen Vor­hang gewid­met. Das tut auch ein Denk­mal an der March­mün­dung, die die Namen der 400 tsche­cho­slo­wa­ki­schen Opfer des Eiser­nen Vor­hangs lis­tet. Die Queen steht auch auf dem Denk­mal, aber natür­lich nicht als Opfer. Sie hat es vor rund 15 Jah­ren ein­mal besucht.

Vor­bei am Devin kom­men wir nach Bra­tis­la­va und unter der Auto­bahn­brü­cke über die Donau und dann sind wir auch schon wie­der raus aus der Stadt. Der Grenz­über­gang Berg sieht von die­ser Sei­te aus ganz anders aus als wenn man von Öster­reich kommt. Hier fal­len noch die sinn­los gewor­de­nen Gebäu­de ins Auge und die gros­sen Beton­flä­chen, auf denen wohl die LKW auf ihre Abfer­ti­gung gewar­tet haben. Und noch etwas hat Berg: einen Arne-Karls­son-Park, also eigent­lich eine Gedenk­stel­le mit ein paar Bäu­men und Bän­ken drum rum. Ja, so etwas hat Wien auch, im 9. Bezirk ist ein Park nach Arne Karls­son benannt, aber wer war das eigent­lich? 1947, in einer Zeit als halb Euro­pa voll war mit Ver­trie­be­nen, Geflüch­te­ten, Aus­ge­bomb­ten und sonst­wie Hei­mat­los gewor­de­nen Men­schen, war Schwe­den eines der weni­gen Län­der, das vom Krieg ver­schont wor­den war. Wie schon nach dem Ers­ten Welt­krieg, an dem Schwe­den eben­falls nicht teil­ge­nom­men hat­te, küm­mer­ten sich schwe­di­sche Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen um die Ver­sor­gung der Kin­der in Öster­reich, vor allem in Wien, aber eben auch in Berg. Die­ser klei­ne Ort hat­te 1947 Hun­der­te Flücht­lin­ge zu ver­sor­gen und soll­te von Arne Karls­son, einem Mit­ar­bei­ter einer Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on, Unter­stüt­zung erhal­ten. Er war mit sei­nem Auto unter­wegs nach Berg, ist falsch abge­bo­gen und hat sei­nen Feh­ler erst bemerkt als er vor dem sowje­ti­schen Grenz­pos­ten stand. Schnell zu wen­den und in die ande­re Rich­tung davon zu fah­ren war die fal­sche Ent­schei­dung, der Grenz­pos­ten hielt ihn für einen Spi­on und eröff­ne­te das Feu­er. Karls­son war sofort tot. Wie gross die Bedeu­tung der schwe­di­schen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen für das Nach­kriegs­wi­en war merkt man dar­an, dass an der Ein­äsche­rungs­fei­er Karls­sons in Wien nicht nur sei­ne Wit­we teil­nahm, die eben­falls im Auto geses­sen hat­te, son­dern auch gleich zwei spä­te­re öster­rei­chi­sche Bun­des­prä­si­den­ten: Theo­dor Kör­ner (zu die­sem Zeit­punkt Bür­ger­meis­ter von Wien) und Adolf Schärf (Vize­kanz­ler).

Die Fotos

Die Stre­cke


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