Wien – Rust – Deutschkreutz

⌴ 120km ⋅ ↗ 437hm ⋅ ↘ 414hm ⋅ ⤓ 116m ⋅ ⤒ 194m ⋅ ◷ 7:03:11

„I drink scho bestimmt seit fuff­zig Jahr in roten Sprit­zer. I hob scho Sod­bren­nen kriagt.“ Klingt nach einem ernst­zu­neh­men­den gesund­heit­li­chen Pro­blem, das der älte­re Herr in der Piz­ze­ria in Deutsch­kreuz sei­nen drei eben­falls zu den Zeit­zeu­gen des Wein­skan­dals zäh­len­den Freun­den da schil­dert. Er hat es aber schon gelöst: „In ana Wochn hab i mi umg­stellt. I drink jetzt nur mehr in Wein.“ Gut, nicht ganz die Lösung, die der Haus­arzt sich erwar­ten wür­de, aber immer­hin kön­nen die Freund*innen des bur­gen­län­di­schen Rot­weins auf­at­men. Zum Sprit­zen ist der Blau­frän­kisch rund um Deutsch­kreuz viel zu scha­de. Und wegen eines Katers braucht man sich in der Piz­ze­ria auch kei­ne Sor­gen zu machen, der ist näm­lich schon da. Das kal­te Wet­ter hat die Mäu­se in die Häu­ser getrie­ben und so hat man in guter bur­gen­län­di­scher Tra­di­ti­on Assis­tenz­ein­satz ange­for­dert. Der tut jetzt mit grau-brau­nem Tarn­mus­ter und Schnurr­bart Dienst in der Piz­ze­ria. Drei Mäu­se hat der Tiger­ka­ter heu­te schon gefangen.

Herbst in Ost­ös­ter­reich, das bedeu­tet lan­ge Kür­bis­rei­hen, Gebir­ge aus Zucker­rü­ben neben Bahn­hö­fen, und ver­blass­te Mais­fel­der, bei denen man sich fragt, ob so ein­fach ste­hen gelas­sen wer­den sol­len, und die dann irgend­wann ver­schwun­den sind. Über all dem schwebt der Geruch von Tres­ter und von beim ers­ten Mal Ein­hei­zen noch nicht opti­mal zie­hen­den Holz­öfen. Die Men­schen tra­gen die tra­di­tio­nel­le Tracht (Funk­ti­ons­ja­cken von Jack Wolfs­kin, Schöf­fel oder Tschi­bo) oder wer­fen sich in Leder­ho­sen und Dirndl für Okto­ber­fest, Wein­fest und Kür­bis­fest. Der schöns­te Teil des Herbs­tes ist heu­er lei­der in den Flu­ten des Hoch­was­sers unter­ge­gan­gen, aber die­ses Wochen­en­de kann da auch noch mit­hal­ten. Das gol­de­ne Licht reicht noch für einen klei­nen Son­nen­brand auf den Lip­pen und ein paar Fotos, doch als die Son­ne dann unter­ge­gan­gen ist, wird es schlag­ar­tig kalt und nicht nur die Mäu­se, auch wir suchen Fut­ter und Wär­me in der Piz­ze­ria. Dort essen geht sich nicht mehr aus, wir balan­cie­ren zwei Piz­za­kar­tons auf dem Len­ker zum Zug. In den nächs­ten Wochen und Mona­ten wird der End­punkt einer sol­chen Fahrt wohl öfter Deutsch­kreuz statt Sopron lau­ten, denn hier in Deutsch­kreuz kann man im Zug sit­zend auf die Abfahrt war­ten statt sich auf dem zugi­gen Bahn­steig etwas abzufrieren.

Die Fotos

Die Stre­cke


5 Antworten zu „Wien – Rust – Deutschkreutz“

  1. @lechat

    so lan­ge nicht wie­der, vor­sorg­lich, Frost­schutz­mit­tel drin ist 🥴🥳

    1. @cleverle @lechat *das* machens jetzt wirk­lich nicht mehr.

      1. @gudroot @lechat

        gibt es etwas was neues? 🤫

        1. @cleverle @lechat Ja, nennt sich Klimawandel 🙁

          Wir sind bei der Wein­le­se inzwi­schen Wochen frü­her dran als zu Wein­skan­dal-Zei­ten und ‚zu wenig Zucker‘ kennt die heu­ti­ge Gene­ra­ti­on von Winzer*innen wohl nur noch aus den Geschich­ten von Oma und Opa.

          1. @gudroot @lechat

            bei­des kommt mir sehr bekannt vor. Ich bin selbst in ein Wein­bau­ge­biet groß gewor­den und krie­ge da, auch wenn ich inzwi­schen seit ca. 50 Jah­ren in Ber­lin lebe, immer noch, über bekann­te Win­zer, viel dazu mit.

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