„I drink scho bestimmt seit fuffzig Jahr in roten Spritzer. I hob scho Sodbrennen kriagt.“ Klingt nach einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Problem, das der ältere Herr in der Pizzeria in Deutschkreuz seinen drei ebenfalls zu den Zeitzeugen des Weinskandals zählenden Freunden da schildert. Er hat es aber schon gelöst: „In ana Wochn hab i mi umgstellt. I drink jetzt nur mehr in Wein.“ Gut, nicht ganz die Lösung, die der Hausarzt sich erwarten würde, aber immerhin können die Freund*innen des burgenländischen Rotweins aufatmen. Zum Spritzen ist der Blaufränkisch rund um Deutschkreuz viel zu schade. Und wegen eines Katers braucht man sich in der Pizzeria auch keine Sorgen zu machen, der ist nämlich schon da. Das kalte Wetter hat die Mäuse in die Häuser getrieben und so hat man in guter burgenländischer Tradition Assistenzeinsatz angefordert. Der tut jetzt mit grau-braunem Tarnmuster und Schnurrbart Dienst in der Pizzeria. Drei Mäuse hat der Tigerkater heute schon gefangen.
Herbst in Ostösterreich, das bedeutet lange Kürbisreihen, Gebirge aus Zuckerrüben neben Bahnhöfen, und verblasste Maisfelder, bei denen man sich fragt, ob so einfach stehen gelassen werden sollen, und die dann irgendwann verschwunden sind. Über all dem schwebt der Geruch von Trester und von beim ersten Mal Einheizen noch nicht optimal ziehenden Holzöfen. Die Menschen tragen die traditionelle Tracht (Funktionsjacken von Jack Wolfskin, Schöffel oder Tschibo) oder werfen sich in Lederhosen und Dirndl für Oktoberfest, Weinfest und Kürbisfest. Der schönste Teil des Herbstes ist heuer leider in den Fluten des Hochwassers untergegangen, aber dieses Wochenende kann da auch noch mithalten. Das goldene Licht reicht noch für einen kleinen Sonnenbrand auf den Lippen und ein paar Fotos, doch als die Sonne dann untergegangen ist, wird es schlagartig kalt und nicht nur die Mäuse, auch wir suchen Futter und Wärme in der Pizzeria. Dort essen geht sich nicht mehr aus, wir balancieren zwei Pizzakartons auf dem Lenker zum Zug. In den nächsten Wochen und Monaten wird der Endpunkt einer solchen Fahrt wohl öfter Deutschkreuz statt Sopron lauten, denn hier in Deutschkreuz kann man im Zug sitzend auf die Abfahrt warten statt sich auf dem zugigen Bahnsteig etwas abzufrieren.
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