Ulrichs Eltern sind gerade auf Kur und wie es aussieht, ist das auch ein bisserl fad, und daher beschliessen wir heute über Wiener Neustadt nach Sopron zu fahren und dabei einen kurzen Besuch abzustatten. Als wir in Bad Sauerbrunn, unweit von Wiener Neustadt, ankommen liegt der kleine Ort mit hübschen Villen aus der Kaiserzeit (oder eher „Königszeit“, denn das Burgenland war ja bis nach dem Ersten Weltkrieg Teil der ungarischen Krone) schon im Kurschatten. Mehr als kurz „Hallo“ sagen ist da dann nicht drin bevor wir in Bad Sauerbrunn anfrieren.
Weiter gehts durchs Gehügel nach Mattersburg und das stellt sich als der grösste Fehler des heutigen Tages heraus: bei den wenigen Plus-Graden und schon tief stehender Nachmittagssonne bedeutet „Hügel“, dass man verschwitzt oben ankommt um dann auf der eh nur kurzen Abfahrt, fast zu erfrieren. Und dann geht das Spiel von vorne los. Die Gegend um das Rosaliengebirge schauen wir uns dann später im Jahr nochmal an, wenn es wieder wärmer ist.
Zu den Absurditäten, an denen man auf so einer Radtour in Niederösterreich vorbeikommt, gehört der Truppenübungsplatz Grossmittel bei Wiener Neustadt. Ein Gelände, das mit seinem ganzjährig vertrockneten Gras und den Föhren so überhaupt nicht österreichisch-alpin wirkt sondern mediterran bis steppenartig. Eigentlich sollte man in so einer Gegend mit Entzündlichem und Entflammbarem eher aufpassen, trotzdem hat es hier vor zwei Jahren einen durch Munitionsteile ausgelösten ausgewachsenen Waldbrand gegeben, bei dem es länger gedauert hat bis auch das letzte Glutnest endlich gelöscht war. Die Gegend dort ist so trocken, dass nicht einmal die Niederschläge der letzten Wochen den Radweg entlang des Wiener Neustädter Kanals aufweichen konnten. Kilometerlang fährt man am Kanal entlang, rechts Kanal, links Truppenübungsplatz, alle paar Hundert Meter zwei knallig-dottergelbe Schilder mit dem (erwartbaren) Hinweis darauf, dass das Betreten verboten ist. Aber auch das Fotografieren, Filmen und sogar das Zeichnen sind dort per Gesetz nicht erlaubt. Wir fragen uns beim Vorbeifahren, ob sich dieses Verbot auch auf das Schild selbst bezieht und dann, ob man eh nicht vergessen hat das Google mitzuteilen. Wäre ja irgendwie auch typisch. Und tatsächlich: man muss dieses flache Nichts nicht einmal selber ablichten, das Google-Streetview-Auto hat das schon für uns erledigt.
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