Tag 4: Linz – Čes­ké Budějovice

⌴ 110km ⋅ ↗ 1384hm ⋅ ↘ 1285hm ⋅ ⤓ 250m ⋅ ⤒ 816m ⋅ ◷ 6:49:29  ⋅ Σ 207km

Nun sit­zen wir also im alten Salz­spei­cher von Bud­weis, dem Sol­nice, einem Gebäu­de, das vor fast 500 Jah­ren errich­tet wur­de um einer­seits als Getrei­de­spei­cher zu die­nen und ande­rer­seits das kost­ba­re Salz, eines der weni­gen Kon­ser­vie­rungs­mit­tel, die damals zur Ver­fü­gung stan­den, auf­zu­be­wah­ren. Böh­men war im Mit­tel­al­ter und in der frü­hen Neu­zeit ein sehr rei­ches Land (die „gol­de­ne“ Stadt Prag trägt ihren Namen nicht zu Unrecht), aber es hat­te wegen sei­ner geo­gra­phi­schen und geo­lo­gi­schen Lage bei Salz ein klei­nes Pro­blem: kein Meer weit und breit und Salz­stö­cke fin­den sich nicht so gern in Gra­nit. Es wur­de also von Linz aus Salz nach Bud­weis gebracht, dane­ben auch noch so eini­ges ande­res, was eine Stadt wie Prag brau­chen konn­te, und das über die alte Han­dels­stra­ße, die wir letz­tes Jahr genom­men haben. Bei schlech­tem Unter­grund muss das eine sehr lang­sa­me und anstren­gen­de Fahrt gewe­sen sein, und schlech­ten Unter­grund erwar­ten wir nach den Regen­güs­sen der letz­ten Tage auf jeden Fall.

Wir neh­men die Bun­des­stras­se und gön­nen uns ein Erleb­nis der ganz ande­ren Art. Es ist näm­lich Fei­er­tag in Öster­reich, aber im bekannt wenig katho­li­schen Tsche­chi­en ist ers­tens ein ganz nor­ma­ler Arbeits­tag und zwei­tens haben die Ein­kaufs­zen­tren auch an ganz nor­ma­len Sonn­ta­gen gern geöff­net. Was machen also die auch nicht so viel katho­li­sche­ren Oberösterreicher*innen? Sie set­zen sich ins Auto und fah­ren Shop­pen nach Kru­mau, Bud­weis oder ein­fach gleich hin­ter die Gren­ze nach Stu­dán­ky. Auf dem Rück­weg dür­fen sie dann an der Gren­ze auf die Kon­trol­le war­ten und einen Urlaub wie damals erle­ben, eben­so wie all die­je­ni­gen, die in den letz­ten Tagen auf der Tau­ern­au­to­bahn im fast 50 km lan­gen Stau vor dem Tau­ern­tun­nel gestan­den sind. Nicht unser Pro­blem, weil uns kon­trol­liert sowie­so nie jemand und außer­dem fah­ren wir ja in die ande­re Richtung.

Nach ins­ge­samt 110 Kilo­me­tern, rund 1500 Höhen­me­tern und sogar einem klei­nen Stück Schie­be­stre­cke (man­che Stei­gun­gen sind nicht für Rei­se­rä­der mit Gepäck gemacht, man­che Bau­stel­len eben­so­we­nig) kom­men wir in Čes­ké Budě­jo­vice an. Der Haupt­platz mit sei­nen Arka­den hat sich seit letz­tem Jahr nicht geän­dert, dafür aber haben wir das hie­si­ge Pfer­de­ei­sen­bahn­mu­se­um gefun­den (heu­te geschlos­sen) und die Fabrik von Koh-i-Noor Hardt­muth, gross genug um ver­mut­lich ganz Euro­pa mit Blei- und Bunt­stif­ten zu ver­sor­gen. Joseph Hardth­mut, der Ahn­va­ter der Blei­stift-Pro­duk­ti­on an die­ser Stel­le, war übri­gens Wein­viert­ler, gebo­ren in Asparn an der Zaya. Er war gelern­ter Stein­metz und hat an diver­sen Um- und Neu­bau­ten für die Fami­lie Liech­ten­stein als Archi­tekt gear­bei­tet. Er hat­te als Archi­tekt ein Pro­blem, näm­lich die Ver­sor­gung mit erschwing­li­chen Blei­stif­ten, das er gelöst hat indem er anstel­le der aus Gra­phit geschnit­te­nen Minen sol­che ver­wen­det hat, die aus Gra­phit­staub und Ton gebrannt wur­den. Dass man Gra­phit und Ton auch in unter­schied­li­chen Ver­hält­nis­sen mischen und somit unter­schied­li­che Här­te­gra­de erlan­gen kann, kommt wie­der­um dem künst­le­ri­schen Zeich­nen ent­ge­gen. Und jetzt hät­te ich Lust mal wie­der eine Bial­et­ti zu zeichnen.

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