Jetzt reicht es dann langsam wieder mit dem Regen, aber der Sonntag hat sich noch zum Schietwettertag erklärt. Zumindest bis zum frühen Nachmittag soll es noch regnen und dann ziehen Gewitter und Regengüsse durch. Klingt nach einem weiteren Tag in einem Innenraum, also nehmen wir uns etwas vor, das wir uns schon länger ansehen wollten: Stift Kremsmünster bzw. seine Sternwarte.
Der Versuch telefonisch einen Platz in der Führung zu reservieren ist vergeblich, aber wundert mich das? Es ist ja schließlich Sonntag und am Sonntag hat die katholische Kirche anderes zu tun als Telefondienst zu schieben. Wir steigen also auf gut Glück in die S‑Bahn und nach einer guten halben Stunde wieder aus. Weit ist es ja nicht. Dafür aber ist es oben. Stift, Stiftskirche, „mathematischer Turm“ und ein Teil des alten Teils von Kremsmünster liegen auf dem Plateau bzw. auf dem Weg dorthin.
Die Sternwarte, der „mathematische Turm“ hätte ursprünglich im alten Teil des Stifts auf einem bestehenden Gebäude errichtet werden sollen (das kommt davon, wenn man Theologen Baustatik machen lässt), man hat aber doch noch rechtzeitig erkannt, dass sich das statisch möglicherweise nicht ganz ausgehen kann und auf einen Neubau gesetzt. Auch der war nicht ganz einfach zu errichten, schliesslich hatte man in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch nicht so viel Erfahrung in der Errichtung so hoher Gebäude, abgesehen von Kirchtürmen. Ein solcher ist der „mathematische Turm“ aber nicht, er besteht nicht nur aus Treppen, Uhrwerk und Glocke sondern hat mehrere Geschosse, auf denen die naturwissenschaftliche Sammlung des Stiftes zu besichtigen ist. Insgesamt ist das Haus rund 50 Meter hoch, also durchaus als „Hochhaus“ zu qualifizieren.
Wir beginnen unten mit der Erdbebenmessung, dann im nächsten Stock kommt die Geologie und so arbeiten wir uns über Meteorologie, Physik, Zoologie und Ethnologie bis zur Astronomie vor. Über der Astronomie sollte dann eigentlich kein weiteres Stockwerk sein, aber wir sind hier in einem Kloster, da gibt es auch hinter den Sternen noch etwas: eine Terrasse für astronomische Beobachtungen und – man will ja nicht zu jedem der zahlreichen vorgeschriebenen Gebete 5 Stockwerke runter- und wieder raufklettern – eine Kapelle.
Inhaltlich ist die Sammlung eben eine Sammlung, die mich stark an das Physikkabinett oder die Sammlung von Steinen und ausgestopften Tieren an meiner alten Schule erinnert. Im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen oder wissenschaftsgeschichtlichen Ausstellung werden die Objekte hier nicht erklärt, auch wenn sich bei den geologischen und zoologischen Exponaten selbstverständlich Objektbeschriftungen finden. In der physikalischen Abteilung aber, die viele für den Unterricht im Gymnasium gebaute Experimente enthält, aber vermissen wir die Beschreibungen schmerzlich und noch mehr in der astronomischen Abteilung, wo es z.B. mehrere Globenpaare gibt, aber leider bei einigen die Angabe der Jahreszahl ebenso fehlt wie die des Kartographen. Es ist eben eine Sammlung, zu deren tieferem Verständnis man das Wissen eines Kurators, eines Lehrers oder ggf. einer Ausstellungsführerin benötigen würde, allein: diese Kenntnisse hat auch unsere Führerin nicht. Und so finden wir die Sternwarte zwar sehr interessant, es bleiben aber zu viele Fragen offen.
Die Fotos












































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