Tag 3: Kremsmünster

Σ 97km

Jetzt reicht es dann lang­sam wie­der mit dem Regen, aber der Sonn­tag hat sich noch zum Schiet­wet­ter­tag erklärt. Zumin­dest bis zum frü­hen Nach­mit­tag soll es noch reg­nen und dann zie­hen Gewit­ter und Regen­güs­se durch. Klingt nach einem wei­te­ren Tag in einem Innen­raum, also neh­men wir uns etwas vor, das wir uns schon län­ger anse­hen woll­ten: Stift Krems­müns­ter bzw. sei­ne Sternwarte.

Der Ver­such tele­fo­nisch einen Platz in der Füh­rung zu reser­vie­ren ist ver­geb­lich, aber wun­dert mich das? Es ist ja schließ­lich Sonn­tag und am Sonn­tag hat die katho­li­sche Kir­che ande­res zu tun als Tele­fon­dienst zu schie­ben. Wir stei­gen also auf gut Glück in die S‑Bahn und nach einer guten hal­ben Stun­de wie­der aus. Weit ist es ja nicht. Dafür aber ist es oben. Stift, Stifts­kir­che, „mathe­ma­ti­scher Turm“ und ein Teil des alten Teils von Krems­müns­ter lie­gen auf dem Pla­teau bzw. auf dem Weg dorthin.

Die Stern­war­te, der „mathe­ma­ti­sche Turm“ hät­te ursprüng­lich im alten Teil des Stifts auf einem bestehen­den Gebäu­de errich­tet wer­den sol­len (das kommt davon, wenn man Theo­lo­gen Bau­sta­tik machen lässt), man hat aber doch noch recht­zei­tig erkannt, dass sich das sta­tisch mög­li­cher­wei­se nicht ganz aus­ge­hen kann und auf einen Neu­bau gesetzt. Auch der war nicht ganz ein­fach zu errich­ten, schliess­lich hat­te man in der Mit­te des 18. Jahr­hun­derts noch nicht so viel Erfah­rung in der Errich­tung so hoher Gebäu­de, abge­se­hen von Kirch­tür­men. Ein sol­cher ist der „mathe­ma­ti­sche Turm“ aber nicht, er besteht nicht nur aus Trep­pen, Uhr­werk und Glo­cke son­dern hat meh­re­re Geschos­se, auf denen die natur­wis­sen­schaft­li­che Samm­lung des Stif­tes zu besich­ti­gen ist. Ins­ge­samt ist das Haus rund 50 Meter hoch, also durch­aus als „Hoch­haus“ zu qualifizieren.

Wir begin­nen unten mit der Erd­be­ben­mes­sung, dann im nächs­ten Stock kommt die Geo­lo­gie und so arbei­ten wir uns über Meteo­ro­lo­gie, Phy­sik, Zoo­lo­gie und Eth­no­lo­gie bis zur Astro­no­mie vor. Über der Astro­no­mie soll­te dann eigent­lich kein wei­te­res Stock­werk sein, aber wir sind hier in einem Klos­ter, da gibt es auch hin­ter den Ster­nen noch etwas: eine Ter­ras­se für astro­no­mi­sche Beob­ach­tun­gen und – man will ja nicht zu jedem der zahl­rei­chen vor­ge­schrie­be­nen Gebe­te 5 Stock­wer­ke run­ter- und wie­der rauf­klet­tern – eine Kapelle.

Inhalt­lich ist die Samm­lung eben eine Samm­lung, die mich stark an das Phy­sik­ka­bi­nett oder die Samm­lung von Stei­nen und aus­ge­stopf­ten Tie­ren an mei­ner alten Schu­le erin­nert. Im Gegen­satz zu einer wis­sen­schaft­li­chen oder wis­sen­schafts­ge­schicht­li­chen Aus­stel­lung wer­den die Objek­te hier nicht erklärt, auch wenn sich bei den geo­lo­gi­schen und zoo­lo­gi­schen Expo­na­ten selbst­ver­ständ­lich Objekt­be­schrif­tun­gen fin­den. In der phy­si­ka­li­schen Abtei­lung aber, die vie­le für den Unter­richt im Gym­na­si­um gebau­te Expe­ri­men­te ent­hält, aber ver­mis­sen wir die Beschrei­bun­gen schmerz­lich und noch mehr in der astro­no­mi­schen Abtei­lung, wo es z.B. meh­re­re Glo­ben­paa­re gibt, aber lei­der bei eini­gen die Anga­be der Jah­res­zahl eben­so fehlt wie die des Kar­to­gra­phen. Es ist eben eine Samm­lung, zu deren tie­fe­rem Ver­ständ­nis man das Wis­sen eines Kura­tors, eines Leh­rers oder ggf. einer Aus­stel­lungs­füh­re­rin benö­ti­gen wür­de, allein: die­se Kennt­nis­se hat auch unse­re Füh­re­rin nicht. Und so fin­den wir die Stern­war­te zwar sehr inter­es­sant, es blei­ben aber zu vie­le Fra­gen offen.

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