Tag 5: Čes­ké Budě­jo­vice – Telč

⌴ 101km ⋅ ↗ 957hm ⋅ ↘ 819hm ⋅ ⤓ 379m ⋅ ⤒ 662m ⋅ ◷ 6:28:28  ⋅ Σ 308km

Die heu­ti­ge Stre­cke dürf­te sich als Som­mer-Rad­tour eher eig­nen als vie­les, was man im Nord­os­ten Öster­reichs sonst so machen kann. Wir bewe­gen uns fast durch­gän­gig auf über 500 m über dem Mee­res­spie­gel und durch eine Land­schaft aus Wäl­dern und zahl­rei­chen Gewäs­sern. Die­se Gewäs­ser sind abge­se­hen von den klei­nen Flüs­sen, die unse­re Fahrt heu­te so beson­ders hüge­lig machen, weil wir uns quer zu den Tälern bewe­gen, sämt­lich künst­lich ange­leg­te Tei­che. Seen hat Tsche­chi­en näm­lich nicht vie­le, aber man weiss sich schon seit dem Mit­tel­al­ter zu hel­fen und staut die Bäche und Flüss­chen auf. Die Teich­wirt­schaft wird heu­te wohl kei­ne so gro­ße wirt­schaft­li­che Rol­le mehr spie­len, dafür aber sieht es so aus als wären das Tře­boňs­ko, die Teich­land­schaft zwi­schen dem namens­ge­ben­den Tře­boň und dem öster­rei­chi­schen Gmünd durch­aus eine belieb­te Urlaubs­re­gi­on. Bei uns hat es die­se Ecke Tsche­chi­ens jeden­falls auf die Short­list geschafft und wir über­le­gen schon, ob wir irgend­wann im Som­mer ein Wochen­en­de ver­län­gern und über das Wald­vier­tel eine Schlei­fe hier­her fah­ren. Es gibt hier näm­lich noch etwas, das wir uns gern näher anse­hen wür­den: Jin­dřichův Hra­dec hat auf den ers­ten Blick außer­or­dent­lich hübsch gewirkt und viel­leicht bekom­men sie es hier ja auch hin, dass im Som­mer auf der Schmal­spur­bahn wie­der Dampf (oder zumin­dest irgend­et­was) fährt?

Eine Som­mer­tour also fah­ren wir heu­te in einer Land­schaft, die nicht nur ähn­lich aus­sieht wie im Wald­vier­tel, son­dern auch ähn­lich dünn besie­delt ist. Rad­we­ge gibt es hier qua­si nicht, dafür aber reich­lich Wald- und Feld­we­ge mit Asphalt­de­cke. Super­märk­te sind eher dünn gesät und der eine Coop, den wir zur übli­chen Mit­tags­zeit gefun­den haben, hat genau 2 Minu­ten vor unse­rer Ankunft für den Rest des Tages geschlos­sen. Die loka­le Tran­k­ler-Par­tie, bestehend aus einem hal­ben Dut­zend älte­rer Män­ner, hat das natür­lich gewusst und sich recht­zei­tig mit einem Vor­rat Bier ein­ge­deckt, zur gemüt­li­chen Ver­nich­tung über den Rest des Nachmittags.

Die Nacht ver­brin­gen wir in Telč, zu deutsch Teltsch (man bemer­ke das Ein­spar­po­ten­ti­al an Buch­sta­ben durch geschickt gesetz­te Hačeks – auf Tsche­chisch ist der Orts­na­me fast 50 Pro­zent kür­zer). Wir haben ja schon oft gesagt, dass ein Ort gleich­sam eine Film­ku­lis­se ist, aber hier in Telč stimmt es wirk­lich. Das Orts­zen­trum der klei­nen Stadt hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten immer wie­der als Kulis­se für natio­na­le und inter­na­tio­na­le Fil­me gedient – činečit­tá für die berühm­ten tsche­cho­slo­wa­ki­schen Mär­chen­fil­me, aber auch für Wer­ner Herzog.

Wir spa­zie­ren über den eigent­lich etwas über­di­men­sio­nier­ten Markt­platz zum Renais­sance­schloss (geöff­net zu den Amts­stun­den der staat­li­chen Schlös­ser­ver­wal­tung, der­zeit nur bis 17 Uhr), durch den Schloss­park und zu den Tei­chen. Auch hier in Telč hat man vor Jahr­hun­der­ten einen Bach zu einer Ket­te von Tei­chen auf­ge­staut und zeit­wei­se eine pro­fi­ta­ble Fisch­zucht betrie­ben. Heu­te kann man sich im Som­mer glück­lich schät­zen, wenn das eige­nen Haus hier direkt an einem der Tei­che liegt, eini­ge haben hier Boots­ste­ge, ande­re nur eine Bank am Ufer und viel­leicht eine Trau­er­wei­de. Ob es hier im UNESCO Welt­erbe im Som­mer auch so chil­lig zugeht wie heu­te, wis­sen wir natür­lich nicht, aber gera­de dann braucht man ja irgend­wo eine Trau­er­wei­de, einen Gril­ler im Gar­ten und ein gekühl­tes Bier.

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