Jetzt ist also ganz offiziell Frühling. In vielen Kulturen war oder ist der Frühlingsbeginn auch gleich der Neujahrstag, aber wir im Westen haben uns ja entschieden dieses Fest an einem dunklen und kalten Tag zu begehen, an dem man sich eigentlich nur drinnen verkriechen und den Kater vorm Vortag auskurieren kann. Diesen Kater muss man aber erst einmal haben, was vielleicht die ausufernden Silvesterfeiern erklärt. An diese Zeit des Jahres wollen wir aber lieber nicht denken, die ist noch 9 Monate weg.
Feiern wir also den Frühling! Laa an der Thaya zum Beispiel macht das heute. Es gibt eine Hüpfburg für die Kinder und auf der Lee-Seite des Hauptplatzes drehen die Brathendl am Spiess. Parkplätze gibt es nicht mehr, vor allem nicht vor der Hauptattraktion des Frühlingsfestes, der Konditorei am Hauptplatz. Hier bekommt man heute bei Eis im Stanitzel oder Becher die zweite Kugel gratis, sagt ein Plakat vor dem Geschäft – ein Angebot, das die Schlange fast so lang werden lässt wie die vor dem Eisgreissler in der Rotenturmstrasse zu seinen besten Zeiten. Ich reihe mich hinter einem Vater mit zwei Vorschulkindern in die Schlange ein und warte. Die Kinder bekommen je eine Kugel Vanielleeis. Das verheissungsvolle Plakat können sie noch nicht lesen, aber zum Glück gibt es die Eisverkäuferin: „Ja, wollts ihr denn leicht keine zweite Kugel? Die ist heute gratis, da seids eingeladen!“ Die Kinder schauen zur Eisverkäuferin, dann zum Papa, dann wieder zur Eisverkäuferin. „Gummibärli!“. Die Stanitzel werden aufgestockt und mit jedem Gummibärli, das noch oben als Deko draufgelegt wird, gibt es einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Riss in einem Erziehungskonzept.
Ziel war es heute eine noch unbekannte Variante in der Znaimer Gegend zu testen, doch daraus wurde nichts. Auf Betonplatten hatte ich sowas von keine Lust, da ist es dann doch wieder die altbekannte Strecke über Slup (das mit der Wassermühle) und Derflice geworden, eine Strecke, die sogar dann nicht weniger befahren ist, wenn sie wegen Baustellen teilweise gesperrt ist. Wir schaffen es auf der Stadteinfahrt erstaunlich schnell über die Mitleidskreuzung (links abbiegen über die Hauptstrasse geht nur, wenn man lange genug arm genug aussieht, dass dann doch irgendwann jemand die Lichthupe betätigt und uns reinlässt), rauf auf den Berg, durch die Altstadt zum Kaufland auf eine Jause und ein Bier zum Mitnehmen. Dann wieder runter zum Bahnhof, wo uns eine Überraschung erwartet. Es scheint mal wieder Mangel an Fahrzeugen zu geben und wir kriegen zum Preis des Tickets auch gleich eine Fahrt mit einer Museumsbahn dazu, einer zum Glück nur aussen ziemlich verdreckten 4020 im blau-weissen Design mit orangen Innenwänden, blauen Sitzpolstern und weinroter Gepäckablage – ein Design, das man sich heute nicht mehr traut. Und weils so schön ist in den weichen Sitzen, verlängern uns die ÖBB die Fahrt freundlicherweise um 10 Minuten.
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