Die Donau hat zwei Ufer und auf beiden verläuft der Donauradweg, eine der am stärksten befahrenden Radreiserouten Europas. Während das Südufer auch bei Hochwasser problemlos zu befahren ist, kann man das für das Nordufer leider nicht so sagen. Hier werden die Lobau und der Nationalpark Donauauen immer wieder mal überflutet, vor allem das Nadelöhr an der Schönauer Furt steht bei jedem Hochwässerchen gleich mal unter Wasser. Damit man dort dann nicht blöd schaut, schildert die Stadt Wien schon beim Donau-Oder-Kanal eine Umleitung aus, die bis zum Parkplatz beim Uferhaus führt. Dort allerdings ist dann schon Niederösterreich und somit eine andere Behörde zuständig, die allerdings keinen Handlungsbedarf zu sehen scheint: ab hier gibt es keine Schilder mehr, wer der Umleitung gefolgt ist, schaut jetzt erst recht blöd und fährt durchs Fahrverbot auf dem hinteren Damm nach Schönau. In Schönau fehlt dann die Beschilderung bei der Abfahrt zur Furt, sollen ja die aus Bratislava kommenden auch was davon haben. Aus Neugierde fahren wir runter und sehen dort eine ganze Menge Radfahrende am anderen Ufer. Einige haben auch Schuhe und Socken ausgezogen und ihre Räder durch das fast hüfttiefe Wasser getragen. Mit dem Rennrad fährt es sich nicht so gut durch den Gatsch auf der Umleitung, meint ein schmal bereifter Kollege. So 19 bis 20 Grad wird das Wasser wohl haben, sagt ein anderer, angenehm kühl.
Liebe Stadt Wien und liebes Land Niederösterreich, wäre es nicht langsam an der Zeit hier eine Lösung zu finden, die es auch Ortsunkundigen, Reisenden mit E‑Bike oder mit Kindern erlaubt den Weg von oder nach Wien zu finden? Es reicht nicht einfach nur drei Schilder aufzustellen und die Leute an der Landesgrenze verhungern zu lassen oder über die B3 zu schicken. An der March hat man das z.B. mit fix montierten Umleitungstafeln für Hochwasser recht schön hingekriegt, wir sind uns sicher ihr schafft das auch!
Hinter Bratislava hat die Donau dann nicht mehr nur zwei Ufer, denn hier teilt sie sich in den Hauptstrom und die südlich verlaufende Moson-Donau. Einen weiteren Arm hat sie durch den Bau des Kraftwerks Gabčikovo bekommen, den Gabčikovo-Kanal: links Wasser im betonierten und teilweise geteerten Kanal hinter einer Leitplanke, rechts der ehemalige Hauptstrom, oben auf dem Damm ein Radweg, von dem man nur an wenigen Stellen überhaupt wieder runterkommt, kein einziger Baum. Fast 35 km geradeaus – diese Strecke ist allen zu empfehlen, denen die landschaftlichen Reize auf der klassischen Greifensteinrunde zu sehr zusetzen. Auf dem anderen Ufer gibt es dann das Gegenstück dazu, das wir uns aber erspart haben.
Für die mentale Leistung den Gabčikovo-Kanal ertragen zu haben, gibts dann in Győr eine Entschädigung. Hier ist dieses Wochenende Craft Beer angesagt, dazu ein Handball-Match auf der grossen Leinwand auf dem Hauptplatz, Pommes, Burger und was bei sowas halt dazu gehört. Die Gläser mit den praktischen 100 ml Markierungen haben wir dann ganz vorsichtig in die Vordertasche gepackt und mit nach Wien genommen. Wie es aussieht, haben sie auch die Fahrt vom Bahnhof nach Hause überlebt, ich bin aber auch gefahren als hätte ich rohe Eier im Gepäck!
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