Ich bin eine Hure. Nein, bis heute wusste ich von meiner beruflichen Veränderung auch nichts. Der Autofahrer aber, der uns heute auf dem Weg nach Valtice zuerst mit wenigen Zentimetern Abstand überholt hat um dann vor uns anzuhalten um uns zu beschimpfen, hat mir gegenüber das Wort ‚kurva‘ verwendet und das verstehe ich. Es sind noch ein paar weitere Freundlichkeiten von beiden Seiten gefallen, dazu noch ein paar international gebräuchliche Gesten zur Unterstreichung des Gesagten. Man fühlt sich da hinter der Grenze ja wirklich fast wie in Wien, so gut kann man sich mit den Fahrern schwarzer Audis auch völlig ohne Sprachkenntnisse verständigen!
Man merkt, es war heiss. Und schwül. Und habe ich schon erwähnt, dass es heiss war? So ein richtiges „da kommt heute garantiert noch ein Wetter“ Wetter. Unter solchen Bedingungen macht man im Weinviertel das einzig Richtige: nichts. Kein Verkehr, keine Radfahrenden, bei dieser Hitze geht auch der Hund nicht freiwillig raus und so fahren wir wie durch einen Spaghettiwestern mit leeren Strassen. Schon in Glinzendorf ist es Zeit Wasser nachzutanken und dort entdecken wir auch, dass die kleine Kirche auf dem Anger im Kern romanisch ist, auch wenn man ihr das nicht auf den ersten Blick ansieht. Wirklich besichtigen kann man sie aber nicht und daher bringt es auch wenig sich in dem angenehm kühlen Raum länger aufzuhalten. Es geht weiter nach Norden, ordentlich angeschoben vom Südföhn, von Wasserhahn zu Wasserhahn.
Den tschechischen Nachbar*innen hat wohl niemand gesagt, dass es heute angesagt ist zu Hause zu bleiben. So treffen wir mindestens 80% der Radfahrenden heute jenseits der Grenze und die fahren heute auch alle. Ist ja auch angenehmer in Bewegung zu bleiben und ein wenig Fahrtwind zu erzeugen. Die sonst bei den Radfahrenden so beliebten Bierlokale und Gastgärten sind daher menschenleer, heute ist kein Bierwetter. In Břeclav ist aber heute Eiswetter, wenn auch nur rund 15 Minuten lang. Ein Blick nach Westen lässt uns sehr schnell zum Bahnhof aufbrechen. Gerade rechtzeitig, denn kaum sitzen wir im Zug, geht das versprochene Wetter über uns nieder und setzt die Zugtoiletten unter Wasser. Heute gibt es als besondere Serviceleistung feuchtes Toilettenpapier im Regionalverkehr und wegen der Sanierung der S‑Bahn Stammstrecke einen Halt in Stadlau. Von uns aus könnte das immer so sein.
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