Im Weinviertel soll es heute zu einer Unfallserie gekommen sein, bei der Autofahrer*innen auf einer mysteriösen Schleimspur ins Schleudern gekommen sein sollen. Wir gestehen: diese Schleimspur stammt wohl von uns. Wir haben Schnupfen, aber wir radeln dennoch über die Hügel in Richtung Rotz, äh Retz. In Haugsdorf biegen wir rechts ab, stemmen uns gegen den Seitenwind, lassen uns den Hügel hinauftragen und rollen hinunter ins Thayatal nach Znojmo. Dort haben wir wenig Zeit für Sightseeing, es gibt ja nur alle zwei Stunden einen Zug, daher schnappe ich beim Tankstellen-Billa, den es hierzulande auch gibt, ein paar Getränke und schon sitzen wir im Zug.
Neben uns hat noch ein weiterer Radfahrer Platz genommen, ein junger Mann, ansonsten ist hier unten bei den Radstellplätzen, angenehme Ruhe. Das ändert sich in Retz, wo drei Frauen mit erstaunlich sauberen Gravelbikes einsteigen, die das schlechte Wetter genutzt haben um eine gemeinsame Ausfahrt zu machen (bitte einen Blick auf die Fotos zu werfen – so sieht schlechtes Wetter aus), weil dann ist der Zug nicht so voll, meinen sie. Die ÖBB habe ja viel zu wenig Radabstellplätze im Zug (leider wahr), aber sicherheitshalber wird der Zugbegleiter ans andere Ende geschickt, ob es dort auch noch so ein Abteil für Räder gibt (gibt es nicht) und dann werden die Räder verstaut. Der Kollege neben uns macht sich erbötig beim Schlichten zu helfen, was aber abgelehnt wird, uns so kommt er kopfschüttelnd wieder zurück und gemeinsam lauschen wir dem Fahrradtransport-Kabarett hinter uns: die Räder anhängen geht nicht, ist ja kein Platz frei (das Angebot umzuschlichten…), einen Spanngummi hat man nicht dabei, also gibt es nur eine Möglichkeit: sich auf einen der Klappsitze setzen und das Rad festhalten. Eine Stunde und 20 Minuten lang. Das geht aber nur für eine der drei, die anderen stehen von Retz bis Wien im Radabteil, weil einfach anlehnen geht auch nicht, die Räder könnten ja umfallen. Wobei? Wir rätseln… Dass ein Triebfahrzeugführer unvermutet das Lenkrad verreisst, kommt eher selten vor, schon allein deshalb weil der Zug keines hat.
Ich bin privat ja der Meinung, dass man mit einem Rad, das einen gröberen Schaden nehmen könnte, wenn es im Zug umfällt, nicht Zug fahren sollte, dass sich ein solches Rad aber auch nur sehr eingeschränkt zum Radfahren eignet. Ja, mir ist durchaus bewusst, dass das andere anders sehen, aber die stehen dann auch eine gute Stunde im Zug bei fast leeren Sitzen. Immerhin haben sie dabei Spass. Es geht um Sport und Radreisen und es werden Fotos irgendwo hochgeladen und Dehnungsübungen gemacht und es wird gerätselt, was diese Kabeln an unseren Rädern sein sollen (Licht und eine Powerbank fürs Handy – richtig erkannt). Sie haben Spass beim Quatschen, wir haben Spass beim Zuhören und eigentlich klingen sie recht nett. Falls ihr das hier lest: wenn wir uns wieder über den Weg laufen, erzählt uns doch mehr über die Rundfahrt durch Bosnien und wir erklären euch dafür wie Fahrradmitnahme im Zug funktioniert – was meint ihr?
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