Tag 1: Paris

⌴ 21.0km ⋅ ↗ 65hm ⋅ ↘ 75hm ⋅ ⤓ 27m ⋅ ⤒ 54m ⋅ ◷ 3:02:49  ⋅ Σ 21.0km

Heu­te habe ich ein neu­es Des­sert ken­nen gelernt. Soll heis­sen: das, was man mir ser­viert hat, habe ich natür­lich schon gekannt, ich habe nur nie gewusst, was man damit macht. Wir waren vor ein paar Jah­ren auch dort, wo das her­kommt, aber ich habe nicht damit gerech­net, dass man mir, wenn ich Pru­neaux à l’Ar­ma­gnac bestel­le, tat­säch­lich genau das ser­viert. Also Dörrzwetsch­gen in Schnaps. Ziem­lich viel Schnaps. Den ich natür­lich nicht ste­hen gelas­sen habe. Ich ersu­che daher heu­te beim Text um Nach­sicht, ich bin nicht an den Genuss von Hoch­pro­zen­ti­gem gewöhnt.

Aus­ser hoch­pro­zen­tig wars heu­te haupt­säch­lich anstren­gend. Der Nacht­zug aus Wien war fast pünkt­lich, unser AirBnB aber noch nicht bezugs­fer­tig, und wir woll­te nicht das Gepäck am Bahn­hof abge­ben. Wir haben uns also bis fast 14 Uhr mit den Falt­rä­dern die Rad­in­fra­struk­tur von Paris ange­se­hen, was nicht für einen umfas­sen­den Über­blick reicht, aber wir waren ja schon das eine oder ande­re Mal hier. Neu war uns die Rue de Rivo­li in ihrer der­zei­ti­gen Gestalt: Autos gibt es nur noch auf einer Spur, Bus dort, wo er halt fährt, Park­plät­ze kei­ne und der Rest ist für zu Fuss gehen­de und Rad fah­ren­de Men­schen reser­viert. 5.5 m Rad­wegs­brei­te in Rich­tung Place de la Con­cor­de! Da kom­men einem die 4 m in die ande­re Rich­tung schon rich­tig knaus­rig vor. Shame on you Pra­ter­stras­sen-Pla­ner, oder wollt ihr behaup­ten, dass man in Paris nichts von Bou­le­vards ver­steht? Die 9.5 m sind ab sofort die Richt­schnur auch für Pla­nun­gen in Wien! Wir hop­peln anschlies­send über das dem Ober­flä­chen­zu­stand nach vor­re­vo­lu­tio­nä­re Kopf­stein­pflas­ter auf der Place de la Con­cor­de (wird angeb­lich bis 29.5. alles reno­viert) und fah­ren dann ein Stück die Sei­ne ent­lang, wo an einem Sams­tag Vor­mit­tag haupt­säch­lich die Läufer*innen unter­wegs sind. Sind wohl alle gra­de bei den letz­ten Trai­nings­ein­hei­ten für den Mara­thon am Wochen­en­de nach Ostern. Als die Stre­cke neben der Sei­ne plötz­lich endet, wen­den wir uns in Rich­tung des Bois de Bou­lo­gne um dort auch noch eine klei­ne Run­de zu dre­hen, auch hier alles voll mit Läufer*innen aller Trainingsstände.

Quar­tier bezie­hen, Früh­stück ein­kau­fen und dann geht es zu Fuss ins Zen­trum zurück, zum Inva­li­den­dom, zum Musée d’Or­say, durch die Gas­sen der Rive Gau­che und dann lan­den wir bei der gröss­ten Sehens­wür­dig­keit von allen im Jar­din du Luxem­bourg: 2 aus­ge­such­ten Spe­zia­li­tä­ten der fran­zö­si­schen Patis­se­rie, einem „Cheeseca­ke“ mit Zitrus­früch­ten und einer Halb­ku­gel mit weis­ser Scho­ko­la­de. Doch kaum haben wir die Patis­se­rie ver­kos­tet, wer­den wir auch schon mit lau­ten Pfif­fen aus meh­re­ren Tril­ler­pfei­fen aus dem Park ver­trie­ben. Der hat näm­lich eine Sperr­stun­de. War uns so nicht bewusst. Was wir auch nicht glau­ben konn­ten, war wie­vie­le Men­schen in die­sem nicht so rie­si­gen Park offen­bar gewe­sen sein muss­ten und jetzt in lan­gen Kara­wa­nen zu den Aus­gän­gen zie­hen. Nur ein paar jugend­li­che Pär­chen blei­ben noch auf den Bän­ken sit­zen und las­sen es auf eine Extra-Aus­la­dung ankommen.

Run­ter den Bou­le­vard Saint-Michel, der auch gera­de umge­baut wird (es kommt ein Rad­weg mit Fahr­bahn­tren­ner aus Gra­nit, wie extra betont wird, kein schnö­des Jer­sey-Wandl aus Beton) und dann ist es dun­kel genug für ein paar Bil­der der nächt­li­chen Bau­stel­le von Not­re-Dame, die schon wie­der ihre Flè­che hat, wie sie vom wich­tigs­ten Archi­tek­ten des fran­zö­si­schen Mit­tel­al­ters, Eugè­ne Viol­let-le-Duc (1814–1879), erbaut wor­den war bevor sie beim Brand der Kathe­dra­le 2019 in den Innen­raum gestürzt ist. Die Wie­der­errich­tung von Not­re Dame hat obers­te poli­ti­sche Prio­ri­tät, immer­hin hat der Prä­si­dent ja die Eröff­nung nur 5 Jah­re nach dem Brand zuge­sagt. Und wie wir alle wis­sen: das Aller­wich­tigs­te bei gros­sen Bau­pro­jek­ten ist, dass sich die obers­ten Che­fi­tä­ten gleich zu Beginn des Pro­jekts und unab­ge­spro­chen zu einem Fer­tig­stel­lungs­da­tum com­mit­ten. Ob sich das aus­ge­hen wird? Wir wer­den es sehen, davor aber suchen wir uns ein Abend­essen und dann wer­den die nach 25 km auf den Pflas­tern von Paris gehö­rig müden Bei­ne hochgelegt.

Die Fotos

Die Stre­cke


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