Tag 2: Kös­zeg – Gleisdorf

⌴ 139km ⋅ ↗ 544hm ⋅ ↘ 470hm ⋅ ⤓ 197m ⋅ ⤒ 350m ⋅ ◷ 8:20:42  ⋅ Σ 269km

Die ers­ten Kilo­me­ter nach der Stadt­aus­fahrt aus Kös­zeg sind hüge­lig, es geht ent­lang des Gün­ser Gebir­ges nach Süden. In die­sem klei­nen Gebir­ge, dem aller­letz­ten Zip­fel der Alpen bevor die Unga­ri­sche Tief­ebe­ne beginnt, befin­det sich der höchs­te Berg des Bur­gen­lan­des, der Geschrie­ben­stein, der unter dem Namen Írott-kő zugleich auch der höchs­te Berg West­un­garns ist. Das macht eigent­lich Ungarn auch zu einem der Alpen-Anrai­ner­staa­ten, auch wenn man es nor­ma­ler­wei­se wegen sei­nes nur gering­fü­gi­gen Anteils nicht dazu zählt. Fast ein wenig unfair, fin­de ich, denn Berg ist Berg, auch wenn er sich noch ein wenig stre­cken müss­te um 900 m Höhe zu erreichen.

Es geht flach bis leicht wel­lig nach Szent­gotthárd, einer Stadt gleich hin­ter der öster­rei­chi­schen Gren­ze und End­sta­ti­on der Gra­zer S‑Bahn, der wir ab jetzt fol­gen. Wir könn­ten im Prin­zip nach 80 km fast jeder­zeit in den Zug umstei­gen und nach Graz fah­ren oder in Rich­tung Fürs­ten­feld abbie­gen und einen Zug direkt nach Wien neh­men, aber wir ent­schei­den uns für die Vari­an­te mit dem Rad. Den Zug als Sicher­heit zu haben ist aber beim heu­ti­gen Wet­ter kein Feh­ler, denn es hat schon sehr um 9:45 bei der Abfahrt segr warn begon­nen und beim Mit­tag­essen in Szent­gotthárd hat es 32 Grad. Die Tages­höchst­tem­pe­ra­tur wird heu­te über 34 Grad lie­gen, was uns nach­denk­lich stimmt. Euro­pa lei­det der­zeit mal wie­der unter einer Hit­ze­wel­le mit Tem­pe­ra­tu­ren weit jen­seits der 40 Grad in Spa­ni­en und Ita­li­en, Wald­brän­den auf dem Bal­kan und nächs­te Woche sol­len wir auch in Öster­reich bis zu 38 Grad bekom­men. Für uns als Rad­rei­sen­de bedeu­tet das, dass län­ge­re Rad­tou­ren mit im Vor­hin­ein geplan­ter Anrei­se in wei­ten Tei­len Euro­pas eigent­lich kaum mehr mach­bar sind. Die Tem­pe­ra­tu­ren süd­lich der Alpen sind im Moment gesund­heits­ge­fähr­lich und auch wenn wir sel­ber uns in der glück­li­chen öko­no­mi­schen Lage befin­den uns jeder­zeit ein Hotel­zim­mer mit Kli­ma­an­la­ge oder kal­te Geträn­ke kau­fen zu kön­nen oder die Tickets für eine Anrei­se umzu­bu­chen oder ver­fal­len zu las­sen, kön­nen das nicht alle. Auch dar­an sieht man, wie ungleich die Fol­gen der Kli­ma­ka­ta­stro­phe ver­teilt sind, auch wenn der Unter­schied zwi­schen denen, die mit weni­ger Geld im Hoch­som­mer Urlaub machen müs­sen und denen, die davon pro­fi­tie­ren, dass in der Neben­sai­son im April und Mai ange­neh­me­re Tem­pe­ra­tu­ren herr­schen, sicher nicht die gröss­te Unge­rech­tig­keit ist.

In nach­denk­li­cher Stim­mung und unge­zähl­te Liter Was­ser spä­ter (ein Hoch auf die weit­sich­ti­ge Behör­de, die vor vie­len Jah­ren die Instal­la­ti­on der blau­en Hydran­ten mit Pump­schwen­gel in Ungarn ver­ord­net hat) stei­gen wir in Gleis­dorf in die gut gefüll­te S‑Bahn nach Graz, suchen uns dort im Spar am Bahn­hof (vol­les Sor­ti­ment auch am Sonn­tag!) etwas zu essen und sit­zen jetzt in einem gut kli­ma­ti­sier­ten und mit Birell ver­sorg­ten tsche­chi­schen Rail­jet nach Wien. Die nächs­te Woche wer­den wir uns zu Hau­se tot stel­len, viel­leicht fin­det uns dann die Hit­ze nicht.

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