Die Sonnenblumen halten mit Mühe ihre schwer gewordenen Köpfe, die Ölkürbisse leuchten orange zwischen abgeernteten Getreidefeldern, die Feuerwehrfestsaison geht dem Ende zu und beim Billa wurden diese Woche die ersten Lebkuchen gesichtet. Die Zeichen sind unverkennbar: es herbstelt im Weinviertel. Immerhin herbstelt es heute nicht mehr bei 35 Grad wie in den letzten Tagen, also brechen wir nach Norden auf, und damit es nicht fad wird mal wieder auf einer anderen Strecke, der durch die Hügel.
Mistelbach hat dieses Wochenende Stadtfest auf dem Hauptplatz, der deshalb von allen Autos befreit ist, was ihm sehr gut steht. Es gibt eine Bühne, ein paar Fahrgeschäfte, Bierbänke in der Mitte und Zelte am Rand des Platzes, wo Getränke ausgeschenkt und regionale Spezialitäten serviert werden: Pommes frites aus dem Pub, Kürtőskalács von einem Stand, der selber aussieht wie eine überdimensionierte Rolle Küchenpapier, Gyros-Pita vom griechischen Lokal am Platz und Schwarzbrote mit Kellergatsch vom Heurigenstand. Wer dazu um 13 Uhr schon ein Bier trinken kann… Wir bleiben bei der leichten Kost und kaufen Salzstangerl in der Bäckerei.
Auf dem Weg nach Břeclav kommen wir durch den kleinen Ort Herrnbaumgarten, der sowas wie das Zentrum des Unernstes in Niederösterreich darstellt. Hier befindet sich das in den 80er Jahren vom „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“ gegründete „Nonseum“, ein Museum, in dem revolutionäre Erfindungen ausgestellt werden, die die Menschheit nicht braucht. Dazu gehören Gummistiefel mit praktischen Luftlöchern über den Zehen damit man nicht so schwitzt, Doppelschraubenzieher, mit denen man gleich zwei Schrauben parallel reindrehen können soll, und eine Schäfchenzählmaschine, bei der sicher niemand einschlafen kann, so viel Lärm macht sie. Bei anderen Dingen fragt man sich, warum sie sich eigentlich nicht durchgesetzt haben, z.B. bei der Senftube mit Schraubverschlüssen an beiden Enden oder dem Gesässperiskop, mit dem man endlich selber sehen kann, ob man einen Fleck hinten auf der Hose hat. Zugegeben, das letztere ist mit gut 3 m Höhe ein wenig unhandlich. Auch an die Kartenspieler hat man gedacht und praktische Reiter erfunden, die man auf die Karten stecken kann um einen Zwanziger deutlich sichtbar in der jeweiligen Farbe zu markieren damit man nicht vergisst ihn auszuspielen. Das „französische Revolutionsschach“ hat weder König noch Bauern und schon gar kein Bauernopfer, ist aber möglicherweise etwas unübersichtlich zu spielen. Beim „Weinviertler Schach“ spielen nicht Weiss und Schwarz gegeneinander sondern Weiss und Rot und die Figuren bestehen aus unterschiedlich geformten und gefüllten Weingläsern – wer eine gegnerische Figur schlägt, muss die dann austrinken. Wir sind uns einig, dass wir hier nur Weiss spielen wollen oder allenfalls Blitzschach. Einige der Exponate sind urkomisch, bei vielen muss man schmuzeln, aber nicht alles trifft unseren Humor und ein paar Dinge sind nicht gerade politisch korrekt, aber nachdem wir schon so oft daran vorbeigefahren sind, sind wir doch froh es mal ins Nonseum geschafft zu haben.
Am Sonntag gibt es in Břeclav die bekannte Fahrplanlücke zwischen 18:27 und 20:27, die uns schon ein paar Mal geärgert hat, und deshalb geben wir auf den letzten Kilometern noch ein wenig Gas. Wäre garnicht nötig gewesen, der Zug geht sich locker aus und auch ein Besuch im Eissalon (Stanitzel) und im Supermarkt (Koffein, die guten Kartoffelchips, und alkoholfreies Krušovice) ist noch drin.
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