Wien – Herrn­baum­gar­ten – Břeclav

⌴ 103km ⋅ ↗ 675hm ⋅ ↘ 678hm ⋅ ⤓ 154m ⋅ ⤒ 300m ⋅ ◷ 6:59:13

Die Son­nen­blu­men hal­ten mit Mühe ihre schwer gewor­de­nen Köp­fe, die Ölkür­bis­se leuch­ten oran­ge zwi­schen abge­ern­te­ten Getrei­de­fel­dern, die Feu­er­wehr­fest­sai­son geht dem Ende zu und beim Bil­la wur­den die­se Woche die ers­ten Leb­ku­chen gesich­tet. Die Zei­chen sind unver­kenn­bar: es herbstelt im Wein­vier­tel. Immer­hin herbstelt es heu­te nicht mehr bei 35 Grad wie in den letz­ten Tagen, also bre­chen wir nach Nor­den auf, und damit es nicht fad wird mal wie­der auf einer ande­ren Stre­cke, der durch die Hügel.

Mis­tel­bach hat die­ses Wochen­en­de Stadt­fest auf dem Haupt­platz, der des­halb von allen Autos befreit ist, was ihm sehr gut steht. Es gibt eine Büh­ne, ein paar Fahr­ge­schäf­te, Bier­bän­ke in der Mit­te und Zel­te am Rand des Plat­zes, wo Geträn­ke aus­ge­schenkt und regio­na­le Spe­zia­li­tä­ten ser­viert wer­den: Pom­mes fri­tes aus dem Pub, Kür­tős­kalács von einem Stand, der sel­ber aus­sieht wie eine über­di­men­sio­nier­te Rol­le Küchen­pa­pier, Gyros-Pita vom grie­chi­schen Lokal am Platz und Schwarz­bro­te mit Kel­ler­gatsch vom Heu­ri­gen­stand. Wer dazu um 13 Uhr schon ein Bier trin­ken kann… Wir blei­ben bei der leich­ten Kost und kau­fen Salz­stan­gerl in der Bäckerei.

Auf dem Weg nach Bře­clav kom­men wir durch den klei­nen Ort Herrn­baum­gar­ten, der sowas wie das Zen­trum des Unerns­tes in Nie­der­ös­ter­reich dar­stellt. Hier befin­det sich das in den 80er Jah­ren vom „Ver­ein zur Ver­wer­tung von Gedan­ken­über­schüs­sen“ gegrün­de­te „Non­se­um“, ein Muse­um, in dem revo­lu­tio­nä­re Erfin­dun­gen aus­ge­stellt wer­den, die die Mensch­heit nicht braucht. Dazu gehö­ren Gum­mi­stie­fel mit prak­ti­schen Luft­lö­chern über den Zehen damit man nicht so schwitzt, Dop­pel­schrau­ben­zie­her, mit denen man gleich zwei Schrau­ben par­al­lel rein­dre­hen kön­nen soll, und eine Schäf­chen­zähl­ma­schi­ne, bei der sicher nie­mand ein­schla­fen kann, so viel Lärm macht sie. Bei ande­ren Din­gen fragt man sich, war­um sie sich eigent­lich nicht durch­ge­setzt haben, z.B. bei der Senf­tu­be mit Schraub­ver­schlüs­sen an bei­den Enden oder dem Gesäs­s­pe­ri­skop, mit dem man end­lich sel­ber sehen kann, ob man einen Fleck hin­ten auf der Hose hat. Zuge­ge­ben, das letz­te­re ist mit gut 3 m Höhe ein wenig unhand­lich. Auch an die Kar­ten­spie­ler hat man gedacht und prak­ti­sche Rei­ter erfun­den, die man auf die Kar­ten ste­cken kann um einen Zwan­zi­ger deut­lich sicht­bar in der jewei­li­gen Far­be zu mar­kie­ren damit man nicht ver­gisst ihn aus­zu­spie­len. Das „fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­ons­schach“ hat weder König noch Bau­ern und schon gar kein Bau­ern­op­fer, ist aber mög­li­cher­wei­se etwas unüber­sicht­lich zu spie­len. Beim „Wein­viert­ler Schach“ spie­len nicht Weiss und Schwarz gegen­ein­an­der son­dern Weiss und Rot und die Figu­ren bestehen aus unter­schied­lich geform­ten und gefüll­ten Wein­glä­sern – wer eine geg­ne­ri­sche Figur schlägt, muss die dann aus­trin­ken. Wir sind uns einig, dass wir hier nur Weiss spie­len wol­len oder allen­falls Blitz­schach. Eini­ge der Expo­na­te sind urko­misch, bei vie­len muss man schmu­zeln, aber nicht alles trifft unse­ren Humor und ein paar Din­ge sind nicht gera­de poli­tisch kor­rekt, aber nach­dem wir schon so oft dar­an vor­bei­ge­fah­ren sind, sind wir doch froh es mal ins Non­se­um geschafft zu haben.

Am Sonn­tag gibt es in Bře­clav die bekann­te Fahr­plan­lü­cke zwi­schen 18:27 und 20:27, die uns schon ein paar Mal geär­gert hat, und des­halb geben wir auf den letz­ten Kilo­me­tern noch ein wenig Gas. Wäre gar­nicht nötig gewe­sen, der Zug geht sich locker aus und auch ein Besuch im Eis­sa­lon (Sta­nit­zel) und im Super­markt (Kof­fe­in, die guten Kar­tof­fel­chips, und alko­hol­frei­es Krušo­vice) ist noch drin.

Die Fotos

Die Stre­cke


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