Man hat mich eindringlich vor der Wurst gewarnt. Sie enthalte Paprika, hat es geheißen. Dann wird die sicher gut ankommen bei unserer improvisierten Brettljause im Zug, denke ich, und wenn sie ein wenig scharf ist, ist das auch kein Fehler, aber um nachzufragen, reichen die kumulierten Fremdsprachenkenntnisse der Verkäuferin und von mir nicht aus. Ich nehme sie einfach auf Verdacht. Dazu noch ein ordentliches Stück Trappistenkäse (das ist ein geschmacklich sehr anpasssungsfähiger Käse von radiergummiartiger Konsistenz, den es in Ungarn überall gibt), ein Aufstrich im Kartonbecher, der sich als Liptauer entpuppt ohne es uns auf dem Deckel vorab zu verraten, und je 2 Dosen Nealko Radler und Soproni Lager. Dazu das, was es im Spar noch an Brot gibt und als Dessert ein Packerl Schnitten.
Klingt das nach einer üppigen Mahlzeit? Wir haben auch eine ganz schön lange Fahrt vor uns: um 20:00 in Szombathely ab, um 20:51 in Sopron an. Bis dahin ist die Brettljause inkl. Radler vernichtet. Wollen wir jetzt noch das Bier aufmachen? Nein, lieber nicht, wer weiss welchen Bahnsteig wir in Sopron zum Umsteigen kriegen und mit Bierdose in der Hand ist ja so unpraktisch durch den Tunnel und ohne Lift. Natürlich haben wir einen bahnsteiggleichen Umstieg in Sopron und frieren eine halbe Stunde lang in kurzen Hosen beim Warten auf den Zug um 21:23. Da mag man dann auch kein Bier. Also planen wir die Öffnung der Dosen im Zug nach Wien, der aber wegen Baustelle nur bis Wulkaprodersdorf fährt, gerade mal eine Viertelstunde, und dann wieder: Umsteigen mit Bierdose in der Hand? Was macht denn das für einen Eindruck? Jetzt aber sitzen wir im REX nach Wien, haben die Dosen aufgemacht und entweder war es heute wirklich nicht sehr sommerlich odes es muss heute Abend in den Zügen ausgezeichnet klimatisiert sein, denn das Bier, das ich um 19:30 im Spar aus dem Kühlschrank genommen habe, ist um 22:15 noch immer angenehm temperiert.
Bis wir in Stadlau sind, ist es 23:00 Uhr und in dieser Fahrtzeit wären wir mit dem Railjet fast bis von Salzburg nach Wien gekommen, mit Speisewagen und ohne Umsteigen, aber ohne Trappistenkäse und ohne eine „gefährliche“ Wurst mit Paprika. Die war übrigens lang nicht so scharf wie befürchtet, eigentlich harmlos. Und ganz sicher wäre uns auch die schöne alte GYSEV Lokomotive am Bahnhof in Sopron nicht aufgefallen, aber die haben wir jetzt 15 Jahre lang übersehen, die hätte es auch in ein paar Wochen (oder Monaten oder Jahren) noch gegeben.
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