„Wo kann man denn in Znojmo gut auf ein Bier gehen?“ wurden wir gestern auf der Geburtstagsfeier gefragt. „Wo gibts in Tschechien KEIN Bier?“ haben wir uns nicht getraut zu antworten. Also lautete unsere Auskunft, dass es an der Tankstelle im Zentrum gutes lokales Bier gäbe. Das stimmt auch, wurde aber nicht mit so viel Wohlwollen aufgenommen wie es dieses Bier verdient hätte, und so haben wir uns für heute eine fact finding mission vorgenommen.
Zuerst aber muss man mal hinfahren, gut 100 km durch das hügelige Weinviertel, wo sich tatsächlich manchmal etwas zum Guten verändert. In dem Fall ist es die neue Lichtanlage an den Bahnübergängen über den Reblaus-Express. Bisher hat man dort von uns verlangt, dass wir nach einer Abfahrt, bei der man ordentlich Speed aufnimmt, am Bahnübergang stehen bleiben. Es war dort nicht nur geboten (Stopptafel) sondern auch sehr weise, weil man an dieser Stelle fast nichts sieht. Ob der Bahnübergang den neuerdings dort erlaubten 50er auch verträgt, haben wir uns aber nicht gleich auszuprobieren getraut, lieber mal sachte mit den jungen Pferden!
Die Pferde und ihre Reiter*innen sind hungrig in Ernstbrunn eingelaufen und um ein Haar hätten sie den Ort hungrig auch wieder verlassen. Ernstbrunn hat nämlich eine Pizzeria mit dem schönen Namen „La Speranza“, wer aber Hoffnung auf eine Funghi oder Capricciosa gehegt hatte, wurde enttäuscht. Wartezeit auf eine Pizza beim gesteckt vollen Lokal und Gastgarten ca. 1 Stunde – bis dahin sind wir vom Fleisch gefallen. Es gibt eine Alternative, die Linseneintopf, Rindssuppe, Hirschgulasch, Aufstriche, Rindsragout etc. anbietet, aber auch diese Essensquelle hat leider einen kleinen Schönheitsfehler: es handelt sich um einen Automaten mit gekühlten Einmachgläsern, aber ohne Möglichkeit das Essen warm zu kriegen und so schlimm, dass wir 4 Grad kaltes Gulasch aus einem Rexglas löffeln, ist es dann doch noch nicht. Der zweite Automat daneben hat Mannerschnitten, Chips und andere Fesazus, das muss es tun.
Heute haben wir Zeit in Znojmo und sind unentschlossen, ob wir um 18:57 oder um 20:57 mit dem Zug zurückfahren wollen. Letzteres hätte bedeutet, dass wir uns in einem der Lokale am Hauptplatz niedergelassen hätten, doch auch jenseits der Grenze ist noch immer so eine Art Weinviertel und da ist das mit der Gastronomie am Sonntag Abend so eine Sache. Der Hauptplatz hat geschlossen, die restliche Innenstadt eigentlich auch, wieder runter zum Museum wollen wir auch nicht, also beschliessen wir endlich mal zur gotischen Kirche zu fahren, die gemeinsam mit dem Rathausturm die Skyline der Stadt bildet. Besichtigen werden wir die ein anderes Mal, wenn es wärmer ist. Die Temperatur in der Kirche eignet sich nämlich ggf. dazu das Bier fürs Stadtfest vorzukühlen, für Radfahrende in kurzen Hosen aber weniger. Dafür aber ist die Aussicht von da oben die Kraxelei in jedem Fall wert – die Aussicht auf das Thayatal und auch auf den Nachbarhügel, wo es scheint, als wären die Menschen dort im Grünen mit Bier versorgt.
Also schnell auf Kopfsteinpflaster rüber auf den anderen Hügel, wo sich die Znojmo Brauerei befindet. Ob dort noch Bier gebraut wird, wissen wir (noch) nicht, aber es wird ganz vorne im Kiosk an der Felskante jedenfalls Znojmo Rotunda ausgeschenkt, ein rotes Bier, in dem die Sonne besonders schön untergehen würde. Ja, würde, denn auch diese Location ist nur fast perfekt: hier ist um 19 Uhr Schluss. Da aber sitzen wir schon im Zug nach Wien.
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