Tag 1: Wien – Trnava

⌴ 129.0km ⋅ ↗ 442hm ⋅ ↘ 449hm ⋅ ⤓ 143m ⋅ ⤒ 321m ⋅ ◷ 7:16:08  ⋅ Σ 129.0km

Über die March führt bei Angern kei­ne Brü­cke, son­dern nur eine Fäh­re, aber das war nicht immer so. Es gab bis 1711 eine, sagt ein Text im Schau­fens­ter der lez­ten Grenz­sta­ti­on, aber wor­an die zugrun­de gegan­gen ist, steht nicht dort. Die letz­te Brü­cke hat den Zwei­ten Welt­krieg nicht über­lebt, danach war dann kein Bedarf mehr, man soll­te ja ohne­hin nicht über die Gren­ze schau­en. Nach der Wen­de hat es sich wohl nicht ren­tiert, daher fah­ren wir da regel­mäs­sig mit dem Schiff die paar Meter nach Záhor­ská Ves, was uns jedes mal 1 Euro pro Per­son kos­tet. Kar­ten­zah­lung scheint nicht vor­ge­se­hen zu sein. Wir stel­len uns vor wie die Fähr­leu­te am Ende ihres lan­gen Arbeits­ta­ges wie Dago­bert Duck in Klein­geld schwimmen.

Zwi­schen der March und Trna­va lie­gen noch die Klei­nen Kar­pa­ten, die wir dies­mal auf einem ande­ren Weg über­que­ren. Wir fah­ren nach Mala­cky, wo der nagel­neue Rad­weg nicht die ein­zi­ge Sehens­wür­dig­keit ist. Es gibt hier auch das ehe­ma­li­ge Schloss der Fami­lie Palffy, ein urspüng­lich im Renais­sance­stil errich­te­tes Gebäu­de, das etwa alle 100 Jah­re grö­be­re Ver­än­de­run­gen erlebt: zuerst Renais­sance, dann am Anfang des 18. Jhdts. baro­cki­siert, dann klas­si­zis­tisch umge­baut mit eng­li­schem Gar­ten, nach dem Ende der k.k. Mon­ar­chie zogen die Palffy aus und Mön­che ein und jetzt wird das Schloss von der Stadt reno­viert und soll wohl als Muse­um die­nen. Ein Gesta­po-Gefäng­nis (klei­ne Gedenk­ta­fel in der Ein­fahrt) und ein Kran­ken­haus war es dazwi­schen auch.

Bevor die Palffy das Schloss in Mala­cky bezo­gen haben, haben sie in Bla­sen­stein gewohnt, aber nicht in der Burg, die dort so impo­sant oben auf dem Berg ver­wit­tert. Die ist wesent­lich älter, sie stammt aus dem 13. Jhdt. und gehört zu einer Rei­he von Bur­gen, die die unga­ri­schen Köni­ge über­all im Land errich­ten lies­sen. Dies war die Leh­re, die man aus dem Mogo­len­sturm der 1240er Jah­re gezo­gen hat­te, der Ungarn einen Gut­teil sei­ner Bevöl­ke­rung gekos­tet hat­te. Wir sind die­ser Epo­che schon letz­tes Jahr in Polen begeg­net, wo man nach dem Ende der Krie­ge gegen die Mon­go­len die zer­stör­ten Städ­te recht ein­heit­lich wie­der auf­ge­baut hat. 

Und nach Polen soll es auch auf die­ser Rei­se hier wie­der gehen. Na, war das nicht eine ele­gan­te Überleitung?

Noch sind wir aber nicht dort, son­dern fah­ren über die Klei­nen Kar­pa­ten, wo sie am flachs­ten sind. Das klingt zwar nicht schlecht, aber die Stre­cke beim letz­ten Mal, die wei­ter süd­lich ver­läuft, war wesent­lich ange­neh­mer zu fah­ren. Wir haben nicht mit so viel Schwer­ver­kehr gerech­net, aber Zement- und Kies­wer­ke pro­du­zie­ren den halt lei­der. Auch die Stras­se war schon recht mit­ge­nom­men von den vie­len Ton­nen, die da täg­lich drü­ber rol­len. Dazu ist die Stras­se auch noch recht kur­vig, was die Auto­fah­ren­den im Frei­tag­nach­mit­tag-Stress aber nicht vom Über­ho­len abge­hal­ten hat. Erst als wir schliess­lich abbie­gen um über die Hügel zu fah­ren, wer­den Ver­kehr und Löcher weni­ger, die letz­ten 40 km sind dann rich­tig nett zu fahren.

Nach der lan­gen Stre­cke haben wir nicht mehr viel Zeit um uns Trna­va anzu­se­hen, eine Stadt, die eine Zeit­lang der Sitz des Erz­bi­schofs von Gran (Esz­t­er­gom) und der Uni­ver­si­tät von Buda­pest war. Bei­de Orga­ni­sa­tio­nen sind schon längst wie­der an ihre Ursprungs­or­te zurück­ge­kehrt, aber Trna­va hat inzwi­schen einen eige­nen Erz­bi­schof und auch wie­der eine Uni. Nicht schlecht für eine Stadt von nicht ein­mal 70.000 Einwohner*innen, also in etwa so gross wie St. Pöl­ten. Auch die baro­cken Gebäu­de und die zahl­rei­chen Kir­chen erin­nern an die nie­der­ös­ter­rei­chi­sche Lan­des­haupt­stadt, aber dann war es das mit der Ähn­lich­keit auch schon wie­der. Hier wer­den näm­lich nicht um 21 Uhr die Geh­stei­ge hoch­ge­klappt und es ist am Abend auch noch was los, wenn wir dies­mal auch nicht das Glück haben aus­ge­rech­net am Wochen­en­de des Stadt­fes­tes hier zu sein.

Die Fotos

Die Stre­cke


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