Über die March führt bei Angern keine Brücke, sondern nur eine Fähre, aber das war nicht immer so. Es gab bis 1711 eine, sagt ein Text im Schaufenster der lezten Grenzstation, aber woran die zugrunde gegangen ist, steht nicht dort. Die letzte Brücke hat den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt, danach war dann kein Bedarf mehr, man sollte ja ohnehin nicht über die Grenze schauen. Nach der Wende hat es sich wohl nicht rentiert, daher fahren wir da regelmässig mit dem Schiff die paar Meter nach Záhorská Ves, was uns jedes mal 1 Euro pro Person kostet. Kartenzahlung scheint nicht vorgesehen zu sein. Wir stellen uns vor wie die Fährleute am Ende ihres langen Arbeitstages wie Dagobert Duck in Kleingeld schwimmen.
Zwischen der March und Trnava liegen noch die Kleinen Karpaten, die wir diesmal auf einem anderen Weg überqueren. Wir fahren nach Malacky, wo der nagelneue Radweg nicht die einzige Sehenswürdigkeit ist. Es gibt hier auch das ehemalige Schloss der Familie Palffy, ein urspünglich im Renaissancestil errichtetes Gebäude, das etwa alle 100 Jahre gröbere Veränderungen erlebt: zuerst Renaissance, dann am Anfang des 18. Jhdts. barockisiert, dann klassizistisch umgebaut mit englischem Garten, nach dem Ende der k.k. Monarchie zogen die Palffy aus und Mönche ein und jetzt wird das Schloss von der Stadt renoviert und soll wohl als Museum dienen. Ein Gestapo-Gefängnis (kleine Gedenktafel in der Einfahrt) und ein Krankenhaus war es dazwischen auch.
Bevor die Palffy das Schloss in Malacky bezogen haben, haben sie in Blasenstein gewohnt, aber nicht in der Burg, die dort so imposant oben auf dem Berg verwittert. Die ist wesentlich älter, sie stammt aus dem 13. Jhdt. und gehört zu einer Reihe von Burgen, die die ungarischen Könige überall im Land errichten liessen. Dies war die Lehre, die man aus dem Mogolensturm der 1240er Jahre gezogen hatte, der Ungarn einen Gutteil seiner Bevölkerung gekostet hatte. Wir sind dieser Epoche schon letztes Jahr in Polen begegnet, wo man nach dem Ende der Kriege gegen die Mongolen die zerstörten Städte recht einheitlich wieder aufgebaut hat.
Und nach Polen soll es auch auf dieser Reise hier wieder gehen. Na, war das nicht eine elegante Überleitung?
Noch sind wir aber nicht dort, sondern fahren über die Kleinen Karpaten, wo sie am flachsten sind. Das klingt zwar nicht schlecht, aber die Strecke beim letzten Mal, die weiter südlich verläuft, war wesentlich angenehmer zu fahren. Wir haben nicht mit so viel Schwerverkehr gerechnet, aber Zement- und Kieswerke produzieren den halt leider. Auch die Strasse war schon recht mitgenommen von den vielen Tonnen, die da täglich drüber rollen. Dazu ist die Strasse auch noch recht kurvig, was die Autofahrenden im Freitagnachmittag-Stress aber nicht vom Überholen abgehalten hat. Erst als wir schliesslich abbiegen um über die Hügel zu fahren, werden Verkehr und Löcher weniger, die letzten 40 km sind dann richtig nett zu fahren.
Nach der langen Strecke haben wir nicht mehr viel Zeit um uns Trnava anzusehen, eine Stadt, die eine Zeitlang der Sitz des Erzbischofs von Gran (Esztergom) und der Universität von Budapest war. Beide Organisationen sind schon längst wieder an ihre Ursprungsorte zurückgekehrt, aber Trnava hat inzwischen einen eigenen Erzbischof und auch wieder eine Uni. Nicht schlecht für eine Stadt von nicht einmal 70.000 Einwohner*innen, also in etwa so gross wie St. Pölten. Auch die barocken Gebäude und die zahlreichen Kirchen erinnern an die niederösterreichische Landeshauptstadt, aber dann war es das mit der Ähnlichkeit auch schon wieder. Hier werden nämlich nicht um 21 Uhr die Gehsteige hochgeklappt und es ist am Abend auch noch was los, wenn wir diesmal auch nicht das Glück haben ausgerechnet am Wochenende des Stadtfestes hier zu sein.
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