Als wir unsere Pension verlassen erkennen wir den Platz hinter dem ehemaligen Schloss fast nicht wieder. Über Nacht hat er sich in einen Wochenmarkt verwandelt, auf dem es von Gemüse über Honig und Wurst bis zu Kleidung alles zu kaufen gibt. Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus älteren Damen, die aus allen Richtungen auf älteren Damenfahrrädern mit Korb und Tasche angeradelt kommen und ihre Gefährte an irgendwelche Zäune lehnen. Richtig niederländisch wirkt das Zentrum von Kapuvár heute, aber die Tomaten, die auf dem Markt verkauft werden, sind sicher nicht im Glashaus gewachsen.
Glashäuser braucht man hier für Tomaten, Paprika, Gurken und Co. nicht, wir befinden uns hier östlich des Neusiedler Sees in einer Gegend, in der sowieso alles wächst. Gleichsam ein natürliches Gewächshaus, das uns heute noch einmal zeigt, was es kann, als wir bei 30 Grad durch die Ebene fahren. Wenn man sich unseren Track von heute ansieht, so denkt man sich “das wäre aber auch kürzer gegangen” und damit hätte man natürlich recht, doch auf der Direttissima wären wir nicht an Pápa vorbeigekommen und das wäre schade gewesen. Mehr als eine Platzrunde um die Kirche und einen Blick hinüber zum Schloss (Esterházy – what else?) haben wir heute zwar noch nicht riskiert, aber wir werden wohl auch hier mal einen Overnighter machen. Wir müssen nur noch überlegen, mit welchem Rad und wann, denn rund 160 Kilometer sind mit den Randonneusen ein wenig gar weit, wenn man sich im Ziel noch ein barockes Juwel ansehen will, gegen das schnellere Rennrad spricht allerdings die Beschaffenheit so mancher ungarischer Nebenstrasse.
Die Hauptstrasse hier in der Gegend ist im Gegensatz zu den Landstrassen alles andere als rumpelig, sie ist ja auch erst seint 2 Jahren zur Benutzung freigegeben. Ob es daran liegt, dass sich kaum ein Auto darauf verirrt? Die Strasse hat pro Richtung 2 Fahrstreifen und ist kreuzungsfrei ausgebaut, also eine richtige Schnellstrasse. Als solche ist sie auch mautpflichtig, aber es ist auch nicht so, dass massenhaft Sparefrohs durch Herumkurven auf den Nebenstrassen die Maut sparen würden, dort ist nämlich auch nichts los. Und das an einem Donnerstag am frühen Nachmittag! Etwas später sind wir dann in Győr auf einer leider nicht ganz so gemütlichen Stadteinfahrt unterwegs, die sogar einen Radweg hat, der aber unvermittelt endet und uns in die rush hour entlässt. Für diese letzten 2 Kilometer (und nur für diese) gibt es dann im Stadtzentrum ein verdientes Eis mit ausgesprochen schmackhaften Kalorien.
Die Fotos























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