Im Westen von Wien sind wir eigentlich nie unterwegs. Der Grund dafür heisst ‚Wien‘. Quer durch eine Zwei-Millionen-Stadt fahren nur um dann auf ein paar Hügeln (‚Wiener Wald‘) herumzugurken? Kann man schon machen, aber muss man? OK, es sind eh schöne Hügel, aber das finden halt leider Massen an Rennrad‑, Motorrad- und sonstigen Sonntagsfahrer*innen auch. Also lieber abseits, zum Beispiel ins Triestingtal. Ich werde mir übrigens nie im Leben merken, wo die Triesting fliesst und wo die Piesting. Falls nicht jemand aus der p.t. Leser*innenschaft über eine gute Eselsbrücke verfügt (vielleicht lernt man sowas ja in Niederösterreich in der Volksschule?), werde ich einfach nur noch *iesting schreiben und ihr müsst dann selber raten, um welchen Fluss es sich handelt.
Ins Triestingtal also, wo heute der „Rad Genuss Tag“ stattfindet, eine Aktion des dortigen Tourismusverbandes. Ich bin knapp davor den dortigen Newsletter zu abonnieren um nächstes Jahr rechtzeitig zu erfahren, wann diese Veranstaltung stattfindet um an diesem Tag woanders Rad zu fahren. Nichts gegen die Veranstaltung an sich, die wirkt schon sehr nett. Mit Kind und Kegel auf einer Radstrecke quasi ohne Autoverkehr unterwegs zu sein ist sicher toll und wird auch gut angenommen, jederzeit irgendwo auf ein alkoholisches Erfrischungsgetränk einkehren zu können ist sicher auch ganz grossartig, aber leider packt die Strecke den Ansturm an Radfahrenden kaum. Das Triestingtal ist nämlich nicht ganz flach, es gibt kurze Anstiege und Gefälle von bis zu 15%, die einige Teilnehmer*innen zum plötzlichen Absteigen und Schieben nötigen. Wann das passiert, ist für die geübte Beobachterin schon vorher zu sehen, schliesslich wird ein Fahrrad bei geringerer Geschwindigkeit wegen nachlassender Kreiselkräfte zunehmend instabil und es stellt sich eine Vorwärts-Seitwärts-Bewegung, auch „Geigeln“ genannt, ein, die im Gegenverkehr auf einem 15% Gefälle auf einem knapp 2 Meter breiten Radweg für besonderen Nervenkitzel sorgt. Wir hätten schon früher auf die Strasse wechseln sollen…
Ins Gölsental haben es nur wenige der „Rad Genuss“ Suchenden geschafft, auch wenn der Gerichtsberg so selektiv nicht ist. Zumindest auf der Bundesstrasse ist er kaum zu spüren. Dafür aber geht es dann im Gölsental wieder bergab, das übrigens nicht in der Steiermark liegt, auch wenn es irgendwie so klingt. Die Routenführung des Gölsentalradweges dürfte eine Variante des Traveling Salesman Problems sein: wie schafft man es einen Radweg über alle, und zwar über wirklich *alle* Brücken über den Fluss zu führen? Ist aber eine hübsche Strecke, die wir da hinunterrollen, entlang einer der überlebenden „Nebenbahnen“, die man jetzt gerade elektrifiziert und neu schottert.
In St. Pölten probieren wir eine Variante aus: den Fladnitz-Radweg. Wie alles, was im Zusammenhang mit Tourismus „Radweg“ heisst, ist es keiner. Es handelt sich dabei um gute 30 km beschilderter Nebenstrassen zwischen St. Pölten und Krems, also eh das, was wir eher suchen. Angenehm zu fahren, kaum Verkehr, ein paar Bahnübergänge und ein sehr kurzes Schotterstück, im Grossen und Ganzen bergab in Richtung Donau. Wenn wir mal wieder hier vorbeikommen, werden wir uns diese Variante hoffentlich gemerkt haben.
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