Wien – Gars am Kamp – Horn

⌴ 111km ⋅ ↗ 596hm ⋅ ↘ 446hm ⋅ ⤓ 157m ⋅ ⤒ 339m ⋅ ◷ 6:49:06

Heu­te in Abs­dorf glau­ben wir unse­ren Augen nicht zu trau­en. Steht da wirk­lich eine Nacht­zug-Gar­ni­tur auf einem Abstell­gleis beim Bahn­hof? Sogar mit Spei­se­wa­gen und einer der Schlaf­wa­gen trägt deut­lich sicht­bar das Logo der SNCF. Das wird doch nicht der Wag­gon sein, der letz­tens gefehlt hat als Ulrich von Paris mit dem TGV zurück­fah­ren muss­te statt am Abend mit dem Nacht­zug? Oder pla­nen die ÖBB etwa die Anbin­dung von Abs­dorf-Hip­pers­dorf an das inter­na­tio­na­le Nacht­zug­netz? Also Abs­dorf-Hip­pers­dorf nach Paris Gare de l’Est drei Mal die Woche? Klingt das gänz­lich unplau­si­bel, jetzt wo sie qua­si eh schon ganz Euro­pa mit Nacht­zü­gen ver­sor­gen? Und wenn dann end­lich die neu­en Gar­ni­tu­ren da sind, soll­ten sie ja auch aus­rei­chend rol­len­des Mate­ri­al haben. Ich glau­be wir sind da etwas ganz gros­sem auf der Spur, aber Pssst, nicht gleich weitererzählen!

Der Anrai­ner am Bahn­hof, mit dem wir dann ein wenig ins Gespräch kom­men, meint aller­dings, dass an die­ser Stel­le öfter merk­wür­di­ge Zug­kom­bi­na­tio­nen ste­hen, so merk­wür­di­ge, dass sogar Leu­te extra mit dem Auto kom­men um Fotos davon zu machen. OK, haben wir auch gemacht, aber mit dem Fahr­rad. Ja, Fahr­rad fährt er auch, aber heu­te lei­der nicht mehr so oft, er ist schon zu alt, meint er, aber er hat noch sein altes Puch Club­man (für unse­re inter­na­tio­na­len Leser*innen: öster­rei­chi­scher klas­si­scher „Halb­ren­ner“ aus den 70ern), mit dem er frü­her viel gefah­ren ist. Heu­te fährt er lei­der eben nicht mehr so oft, was auch dar­an liegt, dass die Rad­we­ge in der Gegend oft nicht asphal­tiert sind und er sich mit den schma­len Rei­fen nicht mehr so sicher fühlt. Auf der Stras­se ins nahe­ge­le­ge­ne Tulln ist auch kei­ne Alter­na­ti­ve – zu eng, zu stark und zu schnell befah­ren. Manch­mal sind es eben Klei­nig­kei­ten wie 1,5 km geschot­ter­ter Radweg…

Heu­te geht es also über den Wagram ins Wald­vier­tel, ins Kamp­tal, wo es im Som­mer immer ein klein wenig küh­ler ist als im Flach­land, was die Tra­di­ti­on der „Som­mer­fri­sche“ im Kamp­tal begrün­det. Noch heu­te zeu­gen Vil­len und alte Hotels von die­ser gros­sen Zeit. A pro­pos: das Hotel Blau­en­stei­ner ist noch immer nicht revi­ta­li­siert, dabei wäre das so ein schö­nes Gebäu­de, aber es ist wohl zu viel dar­an zu machen und so steht es wei­ter­hin hin­ter einem Bau­zaun und modert vor sich hin. Man fährt aber eh nicht des­halb nach Gars son­dern wegen der Mohn­zel­ten, die dann tra­di­tio­nell zur Hälf­te noch in Gars und zur Hälf­te im Zug ver­speist wer­den müs­sen. Die­ser Zug fährt für uns in Horn ab und ist auch ein Klas­si­ker: eine ÖBB 5047, ein hoch­flu­r­i­ger Schie­nen­bus aus den 80ern. Und falls wir es bis­her noch nicht erwähnt haben: ein drei­fa­ches Hoch auf die­je­ni­ge Per­son, die die gran­dio­se Idee hat­te dem Bahn­hof Horn end­lich Bahn­stei­ge zu spen­die­ren – ein klei­ner Schritt für die ÖBB Inf­ra, aber eine gros­se Erleich­te­rung für alle, die ihr Fahr­rad nicht auf Schul­ter­hö­he wuch­ten kön­nen oder wollen.

Die Fotos

Die Stre­cke


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