Im Zug ist im Bahnhof Neusiedl am See ist plötzlich eine jugendlich klingende Stimme mit deutlichem Wiener Einschlag über die Durchsage zu hören: „Kleiner Sicherheitshinweis: die meisten Bahnhöfe in Österreich haben Unterführungen, damit ihr nicht immer über die Gleise laufen müsst. [Pause] Ist fürn Lokführer auch nicht lustig, wenn wir euch dawischen.“ Der Tonfall ist irgendwas zwischen österreichisch-genervt-grantig und eisenbahnerisch-professionell-resigniert. Aber wenn sich der Triebfahrzeugführer per Durchsage an die Fahrgäste wendet, dann macht er das nicht ohne Grund und hoffentlich hatte der/die Angesprochene wenigstens ein schlechtes Gewissen. Für unsere Leser*innen, die der österreichischen Variante des Deutschen nicht so mächtig sind: ‚dawischen‘ heisst ‚erwischen‘, aber nicht im Sinne von ‚ertappen‘ sondern im Sinne von ‚überfahren‘.
Wir waren heute also mal wieder am Neusiedler See, so spät wie noch nie übrigens und es war schon zu merken, dass wir Mitte November haben: bei Sonne und Rückenwind gings eigentlich ganz gut zu fahren, aber sobald sich die Wolken vor die Sonne geschoben hat, war schon zu spüren, dass der Winter unaufhaltsam naht. Der kalte Wind war als Rückenwind kaum störend (Rückenwind merkt man ja bekanntlich nicht so), aber auf den Gegen- oder Seitenwindpassagen friert dann das Gesicht doch ganz schön ein – welch ein Glück, dass wir fast nur Rückenwind hatten. Den See haben wir nur von Weitem gesehen, weil wir noch einmal die Route über Gols probiert haben (diesmal keine Igel), dafür aber scheint im Zicksee wieder ein ganz kleines bisschen Wasser zu sein, in der Mitte und kaum wahrnehmbar, aber ganz sicher Wasser. Oder doch eine Fata Morgana in der untergehenden Wintersonne?
Schreibe einen Kommentar