Unsere Einreise nach Rumänien wurde nicht ernst genommen. Statt unsere Personalausweise genauestens zu kontrollieren, wie es ja vorgesehen ist, wenn man in einen Nicht-Schengen-Staat enreist, wurden wir nur mit ‘Hi guys, have a nice trip!’ durchgewunken. Das fängt ja gut an 🙂
Nach Arad führt die E68, eine alte Transitstrecke mit nicht wenig Schwerverkehr. An das Gefühl zuerst vom Luftpolster so eines 30 Tonnen schweren Fahrzeugs an den Strassenrand gedrückt und dann wieder zurückgesaugt zu werden, werde ich mich nie gewöhnen. Da ist die Nebenstrasse angenehmer zu fahren, wenn man von den letzten 15 Kilometern absieht, auf denen wir offenbar in die Arader Freitags-Rush-Hour geraten sind. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass es den zweiten und dritten LKW-Fahrer, der uns im Sog des ersten zu knapp überholt hat, ebenso erschreckt hat wie uns.
Arad ist eine alte Stadt, die an manchen Ecken älter aussieht als es sein müsste. Viele der Häuser aus dem 19. Jhdt., die den zentralen Boulevard säumen und die Bausubstanz der Innenstadt ausmachen, sind nämlich liebevoll renoviert, manche aber tragen Schilder, auf denen davor gewarnt wird sein Auto auf dieser Strassenseite abzustellen, es können nämlich Teile der Fassade herunterfallen. So ein Fall ist das 1910 errichtete Haus gegenüber unserem Hotel, das leider in den letzten Jahrzehnten stark verfallen ist und dem unter anderem Löcher im Dach und fehlende Regenrinnen stark zugesetzt haben. Jetzt soll hier wieder ein Kino- und Theatersaal einziehen, die originale Fassade dafür wäre schon vorhanden.
Wenige Meter weiter befindet sich das Theater, ein Rathaus, das auch in einer französischen Grossstadt stehen könnte, gibt es auch, viel Grün am Flussufer und der zentrale Boulevard ist eigentlich ein Park. Man hat rund 100 km Strassenbahn-Netz, das nach dem System Karlsruhe auch ins Umland führt. Übrigens ein netter Zoo von alten Fahrzeugen auf Meterspur, den man hier angesammelt hat, bevor man begonnen hat auf moderne Niederflurwagen zu setzen. All das kann man bei einem Spaziergang durch die Innenstadt und entlang des Flusses Mureş sehen und wenn man noch ein wenig weiterwandert, so kommt man auch noch an einem sehenswerten Bahnhof vorbei, von dem aus man bis Bukarest, aber auch zurück nach Wien fahren könnte, wenn man denn wollte. Wir aber wollen nicht, wir bleiben noch ein wenig in diesem Land.
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