Wenn man von Pamhagen einfach nach Süden fährt, kommt man auf einer holprigen und dennoch erstaunlich stark befahrenen Strasse nach Kapuvár. Dazwischen liegt etwas, das einmal Teil der Seelandschaft des Neusiedler Sees war, das Sumpfgebiet des Hanság, dt. Waasen. Dieses Sumpfgebiet gibt es nicht mehr, es wurde Ende des 19. Jhdts. zunehmend entwässert und ist heute eine intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegend mit Feldern und dazwischen ein paar Dörfern. Wie das wohl vor der Entwässerung ausgesehen hat? Wie stellt man sich überhaupt ein Niedermoor vor, matschig und voller Gelsen oder wäre das komplett daneben? Und wie entwässert man Hunderte Quadratkilometer Moor?
Hier in Kapuvár gab es scheints einen Mann, der das konnte: Gustav (oder Gusztav) Berg, in Deutschland geboren, in Freiberg in Sachsen als Bergbauingenieur ausgebildet und dann nach Ungarn übersiedelt und nach einer beruflichen Neuorientierung (Berge gibt es hier bekanntlich nicht so viele) als Manager des hiesigen Gutes der steinreichen Magnatenfamilie Esterházy jahrzehntelang tätig. Wenn man den Informationen, die man über ihn so findet, trauen darf, so hat er ein Mustergut aufgebaut, für landwirtschaftliche Bildung gesorgt, eine Schule und die hiesige Feuerwehr gegründet, Preise auf Weltausstellungen eingeheimst, Dampfmaschinen in der Landwirtschaft in der Gegend eingeführt, als erster darüber nachgedacht, wie man die hiesige sumpfige Gegend mit der Eisenbahn erschliessen könnte, dabei selber eine Eisenbahn (Spurweite 50 cm) bauen lassen und schliesslich dafür gesorgt, dass der Hanság entwässert wurde. Dafür gab es dann eine Büste im Park und eine Gedenktafel am lokalen Museum.
Das mit der Entwässerung nehmen wir dem Herrn Baron ein wenig übel, aber die Liste der sonstigen Achievements deutet darauf hin, dass hier vor der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. tatsächlich wenig los war. Böse Zungen behaupten, dass sich daran nicht viel geändert hat, aber warum auch? Als Kurort und Urlaubsort für ältere Wiener Ehepaare wie uns ist das ja auch nicht notwendig, Geschichte stört die Beschaulichkeit nur.
Geschichte wie die Erschiessung von 6 Männern während der kurzlebigen ungarischen Räterepublik 1919, derer mit einem Denkmal vor der Kirche gedacht wird. Oder Geschichte wie die der Flucht der DDR-Bürger*innen 1989 über die ungarische Grenze nach Österreich, als auf dem Campingplatz eines Morgens das Zelt neben unserem Wohnmobild, das dem netten Pärchen mit sächsischem Akzent und Trabbi gehört hatte, einfach leer war. Aber das wäre eine andere Geschichte.
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