Früher war es unmöglich aus der Festung Špilberk zu entkommen. Diese Burg, die man im Lauf der Zeit zur Festung ausgebaut und mit Kasematten ausgestattet hatte, wurde von Joseph II. zum Gefängnis für Schwerverbrecher erklärt. Im Laufe der darauf folgenden rund eineinhalb Jahrhunderte waren aber auch politische Gefangene in den umgebauten Anlangen inhaftiert. Die Haftbedingungen müssen wirklich hart gewesen sein, wie man den Berichten der dort Inhaftierten entnehmen kann. Inhaftiert waren hier viele, von den italienischen Carbonari über französiche Revolutionäre und polnische Aufständische in der ersten Phase bis Špilberk 1855 zur Kaserne umgewidmet wurde. Im Ersten Weltkrieg besann man sich der früheren Nutzung als Gefängnis und machte aus der Festung ein Kriegsgefangenenlager, im Zweiten Weltkrieg war sie eine Zeitlang ein Gestapo-Gefängnis, in dem vor allem Tschechen inhaftiert waren. Viele Nationen haben hier also einen Erinnerungsort und so sollte es uns eigentlich nicht verwundern, dass wir beim Besteigen des Burgbergs auf ein wuchtiges Italienisches Denkmal stossen, römische Wölfin und Zwillinge inklusive. Wir haben trotzdem ziemlich blöd geschaut.
Während all der Jahre ist anscheinend nie jemand aus dem Gefängnis in den Kasematten entkommen. Für uns ist die Herausforderung bei unseren Radtouren immer die Gegenteilige: wir kommen nie wo rein. Wir sind einfach immer schon ein klein wenig zu spät dran für Schlösser, Burgen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten und das ist einer der Gründe dafür, dass es hier im Blog so oft Kirchen und Bahnhöfe zu sehen gibt. Die haben nämlich offen! Die Burg von Brünn ist für uns aber ein Glücksfall: man kann raufkraxeln und dann im Sommer bis 23 Uhr in den historischen Gemäuern herumspazieren, die Aussicht geniessen und wenn man will, kriegt man dort oben auch ein Bier. In die Gebäude selber kann man leider nicht mehr, daher auch keine Besichtigung der Kasematten oder auch des gotischen Teils der Burg. Auch gut, dann besichtigen wir ersatzweise doch das Bier.
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