In den Weinbergen um Retz findet sich seit dem Jahr 1700 eine Statue, die im Volksmund der „knotzende Herrgott“ genannt wird, wie wir der Tafel daneben entnehmen dürfen. Wir hätten sie ja eher „Herrgott am Heisl“ genannt, denn so sieht sie auch aus: hoch erhoben auf einer Säule sitzt er, das Gewand in Falten auf den Oberschenkeln drapiert, die Arme auf den Knien aufgestützt, konzentrierter Blick. Gott ist Mensch geworden, in jeglicher Hinsicht.
Hier hätte einmal die Reichsstrasse verlaufen sollen, erfahren wir weiters. Von Hollabrunn über Zellerndorf und Retz und nicht über Jetzelsdorf und Kleinhaugsdorf wäre man dann nach Prag gefahren. Das Rufzeichen hinter diesem Satz auf der Tafel wirkt so als nähme man den damaligen Entscheidern diese Trassenverlegung noch immer ein wenig übel. Statt der Reichsstrasse war hier nur der Fussweg von Zellerndorf nach Retz und auch hinter diesem Satz befindet sich ein Rufzeichen, so als ob man dem Wegerl durch den Weingarten wenigstens auf diese Art etwas Wichtigkeit einhauchen könnte.
Unbedeutende Verkehrsverbindungen gibt es hier auch auf der Schiene: den Reblausexpress von Drosendorf sehen wir gerade ankommen als wir nach Wien zurückfahren und die Bahnlinie Laa-Zellerndorf überqueren wir gefühlte 20 mal. Ein Blick auf die Karte bestätigt meinen Eindruck, dass diese Bahnlinie in Schlangenlinien durchs obere Weinviertel führt allerdings nicht, eigentlich verläuft sie recht gerade. Dann ist es wohl doch die Radroute, die hier Haken schlägt bevor sie auf dem Retzer Hauptplatz genau vor dem Eissalon mit dem Waldviertelbecher endet. Wie praktisch!
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