Im November ein paar Sonnenstrahlen einzufangen bedarf eines Niveaus an Organisation, das das unsere übersteigt. Im nebligen Donautal ist die Sonne derzeit nämlich ein selten gesehener Gast, man müsste ins Mühlviertel hinauf fahren. Wenn man aus Gewohnheit in Richtung Westen aufbricht, heisst das: Fähre und die fahren im November nicht, haben wir heute gelernt. Also geht es nach Passau, wo wir einen allerletzten Blick auf ein Fleckerl blauen Himmel erwischen bevor die Nacht über uns herfällt.
In Passau besteigen wir einen Zug nach Irgendwo und dort einen anderen nach Linz. Der Nebel dämpft bekanntlich alle Geräusche, doch das gilt nicht im Zug und so bekommen wir von unseren Sitznachbarn eine tieftraurige Geschichte mit. Zwischen Irgendwo und Linz steigt nämlich ein Grüppchen junger Männer ein, die Zugbegleiterin kontrolliert die Tickets, doch einer hat keines. Das könne man doch eh im Zug kaufen, oder? Ja, könne man, kostet 105 Euro. Oh, wenn er das gewusst hätte und nicht solche einen Stress vor dem Einsteigen gehabt hätte… Ausnahmsweise bekommt er die Erlaubnis das Ticket noch per App zu kaufen und als sie im nächsten Wagen verschwunden ist, erfährt unser Waggon, um welche Art von Stress es sich gehandelt hat. Der Beinahe-Schwarzfahrer ist nämlich nur derzeit und ausnahmsweise Bahnfahrer. Das Leben ist bekanntlich hart und nur mit einem Auto zu bewältigen, vor allem auf dem Land, wo das Leben besonders hart ist und man in der eigenen Gemeinde keinen eigenen “Mäci” hat. Da hatte man eines Abends aber schon grossen Hunger und musste ganz schnell nach Wels düsen, wo es einen gibt. So verhungert war man schon, dass man mit 132 km/h auf einer Strasse mit 70er Beschränkung geblitzt wurde (132 unter Einberechnung der Messtoleranz). Jetzt ist man schon seit Monaten ohne Führerschein und kann erst am 9.12. bei der Amtsärztin vorsprechen um ihn wiederzukriegen, mit etwas Glück verlangt sie kein psychologisches Gutachten, was das ganze noch weiter verzögern würde.
Einen Monatslohn hat die Aktion schon gekostet. Dazu noch zum Bahnfahren verdonnert sein und abgeschnitten von der “Mäci”-Versorgung. Wahrlich ein schweres Schicksal, wir sind zu Krokodilstränen gerührt.
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