Sollte ich jemals auf die Idee kommen meine eigenen Essiggurkerl anzubauen und einzulegen, werde ich hierher nach Litomyšl fahren und mich in der Gartenhandlung am historischen Marktplatz ausführlich beraten lassen, welche der dort vorrätigen rund 20 Sorten am besten für das Wiener Klima geeignet ist. Vermutlich wird man nicht genau wissen, wie das Wiener Klima beschaffen ist, also werde ich sagen „so wie in Mikulov“, denn das kennen sie hier. Wein aus Südmähren wird hier nämlich in mehreren Vinotheken verkostet und verkauft.
Ansonsten ist das hier keine Weingegend, aber sehr wohl eine touristisch relevante Gegend. Man hat kleine Dörfer und uralte Innenstädte mit barocken Marktplätzen und Laubengängen drumherum, unter denen sich witzige kleine Geschäfte und Cafés befinden, ausserdem hat man Hügel und viel Gegend von Hradec Králové bis Litomyšl. Auch das Schlachtfeld der Schlacht bei Königgrätz besteht heute hauptsächlich aus grünen Weizen- und gelb blühenden Rapsfeldern mit kleinen Dörfern als Einsprengsel dazwischen. Es gibt auch ein Museum, das aber bis Mitte 2026 wegen einer gründlichen Überarbeitung geschlossen hat, aber es wird sicher rechtzeitig zum runden Jubiläum der Schlacht wieder geöffnet werden. Bis dahin muss man sich mit ein paar Wanderwegen zu den Hunderten Gedenksteinen zufrieden geben. Für uns ist dieses Schlachtfeld keines, zu dem wir eine Beziehung haben, es ist einfach zu lange her und im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg, der ja auch schon über ein Jahrhundert zurück liegt, fehlen uns hier die „Erinnerungen“. Wir rollen also wieder hinunter an die hier noch so niedlich schmale Elbe und weiter nach Osten.
Heute Abend sind wir also in Litomyšl, einer Stadt von gut 10.000 Menschen, bekannt hauptsächlich wegen seines Renaissance-Schlosses mit eigenem Schloss-Theater. Unser Zimmer liegt in einem Hotel-Hostel in der ehemaligen Schlossbrauerei, dem Gebäude, in dem der Komponist Bedřich Smetana vor 201 Jahren geboren und auf den Namen Friedrich getauft wurde. Die tschechische Form des Vornamens hat er erst als Erwachsener angenommen, als er Teil der tschechischen Nationalbewegung war. Die Brauerei ist heute Teil des Museums, es gibt also kein Bier mehr und Aussicht auf das Schloss haben wir aus unserem Zimmer auch nur theoretisch, denn das Schloss wird auf unserer Seite nämlich gerade wieder einmal restauriert und ist daher komplett von Gerüsten verdeckt. Morgen nach dem Frühstück geht es hier zur Besichtigung, ich bin schon recht gespannt, was sich hinter der Baustelle verbirgt.
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