Tag 2: Katow­ice & Oświęcim

⌴ 2km ⋅ ↗ 9hm ⋅ ↘ 6hm ⋅ ⤓ 232m ⋅ ⤒ 269m ⋅ ◷ 0:13:57  ⋅ Σ 51km

Ich kann es nicht leug­nen: Wenn es auf einer Rad­tour reg­net, sind wir Weich­ei­er. Stun­den­lan­ges Fah­ren im Nas­sen ist ein­fach über­haupt nicht unser Fall und so suchen wir uns heu­te ein Alter­na­tiv­pro­gramm zu den ohne­hin nicht sehr vie­len Rad­ki­lo­me­tern nach Oświęcim. Die Fahrt ist nur eine Stun­de mit dem Regio­nal­zug, also geht es davor noch ins Muse­um und zwar ins „Schle­si­sche Muse­um“, das Muze­um Śląs­kie in Katowice. 

Die­ses Muse­um fei­ert in weni­gen Jah­ren sein hun­dert­jäh­ri­ges Jubi­lä­um, besteht aber erst seit den 80er Jah­ren und erst seit rund 10 Jah­ren befin­det es sich am gegen­wär­ti­gen Stand­ort, einer ehe­ma­li­gen Koh­le­gru­be. Der­zeit ist es wie­der ein­mal Bau­stel­le, wes­halb wir auch nur 50% des Ein­tritts­gel­des zah­len müs­sen. Zum Glück ist es der Kunst-Teil der Aus­stel­lung, der uns eh nicht so sehr inter­es­siert, der der­zeit umge­baut wird, die his­to­ri­sche Aus­stel­lung hin­ge­gen ist Stand April 2025 zugäng­lich und bis auf ein paar Grup­pen von Schul­kin­dern fast men­schen­leer. Auf dem Muse­ums­plan sieht die Aus­stel­lung aus wie ein Laby­rinth, aber wenn man ein­mal drin ist, kann man sich nicht mehr ver­lau­fen, nur noch in der Viel­zahl der The­men ver­lie­ren. Denn wenn man die­ser Aus­stel­lung einen Vor­wurf machen kann, dann ist es der, dass sie ein­fach zu viel zu erzäh­len hat: von den Anfän­gen in der Alt­stein­zeit bis zum Fall des Eiser­nen Vor­hangs umspannt die Aus­stel­lung meh­re­re Zehn­tau­send Jah­re, da bleibt nicht so viel Platz für das Mit­tel­al­ter, wie man sich wün­schen wür­de, oder auch für die Geschich­te des Berg­baus. Dafür aber räumt man der Sozi­al­ge­schich­te in den ein­zel­nen Epo­chen ab dem 19. Jahr­hun­dert eini­gen Raum ein und natür­lich dem The­ma der Schle­si­schen Auf­stän­de kurz nach dem Ers­ten Welt­krieg. Die­se sind ein The­ma, das in Öster­reich kaum bekannt ist, und allein des­halb schon inter­es­sant für uns, ich kann mir aber vor­stel­len, dass die Dar­stel­lung in einem deut­schen Muse­um etwas anders aus­se­hen wür­de. Die Zeit des Zwei­ten Welt­kriegs erhält reich­lich Raum, auch wenn das Kapi­tel der Sho­ah etwas unter­zu­geht (viel­leicht haben wir in Öster­reich hier aber auch ande­re Erwar­tun­gen an eine Aus­stel­lung). In der Nach­kriegs­zeit sind wir dann schon etwas müde, die Geschich­te des zähen Kamp­fes gegen das kom­mu­nis­ti­sche Regime aber sehen wir uns eben­so an wie die All­tags­ge­schich­te der Bewohner*innen Schle­si­ens, die in vie­len Fäl­len in ande­ren Tei­len Polens gebo­ren waren und als Arbeiter*innen in die­ser wich­ti­gen Indus­trie­re­gi­on gebraucht wur­den. Vie­le neue The­men, vie­le Bil­der und für die­je­ni­gen, die die­se vie­len Bil­der nicht sehen kön­nen, scheint es auch ein muse­ums­päd­ago­gi­sches Kon­zept für Blin­de zu geben.

Und war­um ist das Muse­um jetzt über 90 Jah­re alt? Es wur­de in der Zwi­schen­kriegs­zeit in der auto­no­men Regi­on Ober­schle­si­en gegrün­det, hat sogar einen damals ultra-moder­nen Neu­bau erhal­ten und war 1939 kurz vor der Eröff­nung. Das Muse­um als Sym­bol eines unab­hän­gi­gen Ober­schle­si­en wur­de von der Wehr­macht ver­nich­tet. Nach dem Krieg hat­te die KP auch nicht viel Inter­es­se an einem schle­si­schen Sym­bol und so wur­de erst 1984 ein neu­er, zöger­li­cher Anlauf gemacht. Nach der Wen­de hat man aus­ge­baut und beschlos­sen einen Muse­ums­neu­bau zu wagen. Der wur­de dann von einem Gra­zer Archi­tek­tur­bü­ro geplant, zu einem Teil von der EU finan­ziert und was dabei her­aus­ge­kom­men ist, kann sich sehen las­sen: die neu­en Gebäu­de spie­len sich nicht in den Vor­der­grund, das alte Berg­werks­ge­län­de darf sei­ne Klin­ker­bau­ten und För­der­ge­rüs­te behal­ten, dazwi­schen jede Men­ge Grün und wer der Kunst und Geschich­te Schle­si­ens nach­spü­ren will, muss sich wie ein Koh­le­kum­pel in den Unter­grund bege­ben. Gefällt uns.

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