Mein Bierchen, wenn nicht Südwind wär‘, ich nimmer wohl käm‘ zu dir: ach, lieber Südwind, blas noch mehr! Mein Gusto verlangt nach Bier. Hohojo!
Text/Musik: Richard Wagner, zeitgemässe Adaptierung: Gudrun
Schon wieder so ein Tag, wo wir zwar wissen, dass wir mit dem Rad ausfliegen wollen, aber kein Ziel vor Augen haben. Wir segeln also zuerst nach Mistelbach und entscheiden dort, dass wir schon so lange nicht mehr in Brno ein Bier getrunken haben, dass es mal wieder Zeit ist. Bei Ulrich stimmt das ja sogar, bei mir ist es eigentlich aber erst einen Monat her, aber wir wollen mal nicht pingelig sein.
Im Gegensatz zum letzten Mal als wir uns u.a. auf Bahnschotter und nicht asphaltierten Feldwegen bewegt haben, ist die heutige Strecke fast Rennrad-tauglich, mit der “Osteuropa- Bereifung” (40 mm, 5 bar) aber deutlich bequemer zu fahren. Und ja, wir wissen, dass Prag westlich von Wien liegt!
In Brno liegt der Bahnhof gleich im Zentrum, also so richtig im Zentrum. Auf Linz umgelegt wäre das vom Brückenkopf aus gesehen in etwa die Promenade, in Graz vom Landhaus aus knapp hinter dem Mur-Ufer. Sehr praktisch, weil man es nach dem Bier dann nicht weit zum Zug hat. Bier gibt es in Tschechien bekanntlich überall, so auch am Zelný trh, dem Krautmarkt gleich im barocken Zentrum der Stadt. An diesem Platz liegt das Reduta-Theater, das älteste Theaterspielstätte (nicht ‑gebäude! Es ist alle paar Jahrzehnte abgebrannt und neu errichtet worden) Mitteleuropas, in der schon Mozart gespielt hat. Und genau vor diesem Theater befindet sich ein Gastgarten, in dem Bier der EFI-Brauerei ausgeschenkt wird, darunter ein sehr Radfahrer*innen-taugliches mit nur 3.5% Alkohol und angenehmem Hopfen. Drei davon entsprechen 2 normalen 12-grädigen Bieren, da gönnen wir uns eines mehr als geplant.
Als Dessert serviert man hier “Ovocné knedlíky”, also Obstknödel mit Fülle nach Saison. Kennen wir doch, denken wir, bestellen wir auch gleich und als das Gericht kommt, schauen wir ganz schön: anstelle der bekannten und erwarteten Marillenknödel (dass das das saisonale Obst sein wird, haben wir uns zu erraten getraut) im Butterbröseln kommt etwas ganz anderes: mit ganzen Marillen gefüllte Germknödel bestreut mit Bröseltopfen, dazu zerlassene Butter und Staubzucker. Also quasi böhmischer Knödel in süss und gefüllt, also Germknödel ohne Mohn. Ein Rezept mit Bild gibt es hier in tschechischer Sprache: [Link]
Rückreise mit dem Railjet auf einer der besten grenzüberschreitenden Bahnverbindungen des Kontinents: alle 2 Stunden, pünktlich, bis in die Abendstunden bringt uns der Zug in 1.5 Stunden nach Wien. Bei allen Problemen, die der grenzüberschreitende Zugverkehr in Europa immer noch hat, hier funktioniert es.
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