Die kleine Gemeinde Gallbrunn, an der B 10 in Richtung Bruck an der Leitha gelegen, hat uns schon das eine oder andere Mal gerettet. Es gibt dort nämlich vor dem Friedhof eine Toilette mit Wasserhahn und einem Vordach, unter dem man ganz gut eine kleine Jause einnehmen kann. Toilette und Vordach gehören zur Aufbahrungshalle des Friedhofs, das darf einen halt nicht stören. Heute haben wir wieder in Gallbrunn Halt gemacht, doch irgendwie war alles anders: die Tür der Toilette sperrangelweit geöffnet, dafür aber scheinbar kein Licht in der Toilette. OK, dafür gibts eine App, gegen die grosse Wärme im Raum aber nicht. „Da ist irgendwas kaputt“ sage ich zu Ulrich beim Wiederherauskommen. „Was ist kaputt?“ fragt ein Mann, der gerade den Weg heraufkommt – „Naja, da drin ist kein Licht, dafür ist es irrsinnig warm. Ihr werdet doch nicht einheizen im Sommer?!?“ Nein, sie heizen natürlich nicht ein, wird uns erklärt, es wird nur die Abwärme der Halle dahinter über die Toilette abgeführt, weswegen auch die Tür offen stehen muss. Und den Strom hat man abgestellt, weil sonst die ganze Zeit das Licht an ist und der Strom wird ja gebraucht für das Bier, das in der Aufbahrungshalle für das Fest heute und morgen in der Gemeinde vorgekühlt wird. Mit der augenzwinkernden Beteuerung, dass wirklich nur Getränke auf dem Friedhof gekühlt werden uns sonst nichts, werden wir auf die Reise in Richtung Sopron geschickt, nachdem wir die Einladung zum Bier dankend abgelehnt haben (wenn ich um 13 Uhr auch nur ein Seidl trinke, schaffe ich es nicht einmal mehr zum Bahnhof nach Bruck).
Der Rest der Fahrt hatte dann nur noch Dinge zu bieten, die irgendwie nicht mehr existieren. Zuerst stehen wir beim Billa in Bruck an der Leitha vor verschlossenen Türen. Die Gemeinde dürfte jetzt keinen Supermarkt mehr im Zentrum besitzen, zumindest keinen, an dem wir schon vorbeigekommen wären. Dafür aber gibt es einen „Merkur“ äh „Billa Plus“, der sich im denkmalgeschützen Gebäude der ehemaligen K.u.k Militär-Conservenfabrik befindet und uns bisher nicht aufgefallen ist. Der „Billa Plus“ ist nicht besonsers bemerkenswert, das Fabriksgebäude aber schon. Wer gern alte Industrie-Architektur anschaut, findet hier wenige Meter hinter dem Bahnhof ein besonders schönes und gut erhaltenes Gebäude vor.
Mit Schinken- bzw. Käsesemmeln im Magen und dem von einem Ziehharmonika-Spieler vor dem Supermarkt gespielten „La Paloma“ im Ohr fahren wir weiter in Richtung Zicksee. Auch den gibt es eigentlich nicht mehr, er ist im Jahr 2022 vollständig ausgetrocknet und auch die Regenfällte des heurigen Frühjahrs haben ihn nicht wieder befüllt. Es ist noch nicht so lang her, dass wir auf einer anderen Radtour daran vorbeigefahren sind, natürlich darauf achtend kein Ziesel zu überfahren und wegen der Brutzeit auch dem See selbst nicht zu nahe zu kommen. Wasservögel brüten hier keine mehr, die Ziesel am Campingplatz gibt es aber noch und auch die ganze Urlaubsausrüstung, von Restaurant mit „Seeblick“ bis zur Wasserrutsche ist noch da, das einzige, was fehlt, ist halt das Wasser. Ein wenig surreal, das ganze, aber wohl etwas, das uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten öfter begegnen wird, denn auch andere Seen sind von fortschreitender Austrocknung bedroht.
Die Frage, ob wir nach Sopron oder Deutschkreuz fahren wollen, haben die ÖBB für uns beantwortet: Es ist Sommer und Sommer ist traditionell die Zeit des Schienenersatzverkehrs im ganzen Land, so auch bei Deutschkreuz. Ab Juli wird dann die Pottendorfer Linie ausgebaut und auch da gibt es bis September Schienenersatzverkehr, d.h. keinen Zug. Wenn wir dann wieder einmal nach Sopron fahren, kommen wir nur über Wiener Neustadt wieder zurück.
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