Die Slowakei macht es uns derzeit nicht einfach sie zu besuchen: die Brücke Brodske-Lanžhot, nördlich von Hohenau gelegen, bildet die Verbindung zwischen Tschechien und der Slowakei, ist aber ein Opfer des letztjährigen Hochwassers geworden und seit Monaten wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Über die Eisenbahnbrücke bei Marchegg fahren derzeit keine Züge, weil die ZSSK seit anderthalb Jahren an der Elektrifizierung der Bahnlinie vom Hauptbahnhof Bratislava nach Marchegg bastelt. Derzeitiger Fertigstellungstermin: Oktober 2025 – das glaube ich, wenn wir drübergefahren sind. Die alternative Verbindung nach Wien ist der REX von Petržalka, das aber bedeutet, dass man durch ganz Bratislava gurken muss. Während der Zeit der Sperre der “kleinen” Grenzübergänge waren auch die anderen Brücken über die March sowie die Fähre bei Angern gesperrt. Wir waren also länger nicht bei den nächstgelegenen Nachbarn, deshalb steht heute Wien-Marchegg an und dann die Überquerung der kleinen Karpaten.
Unterwegs fällt mir wieder ein, warum wir hier so selten fahren. Es sind nicht nur gesperrte oder zerbröselnde Brücken, sondern auch ein gewisser Fahrstil von gewissen anderen Verkehrsteilnehmern, die die Strasse bis zum Berg eher unangenehm machen. Zuerst Autos und dann, sobald es bergauf geht, übernehmen unsere besonderen Freunde, die Motorradfahrer. Wir haben natürlich nichts gegen Motorradfahrer an sich, wir würden uns nur wünschen, dass wir nicht mit 80 dB und 50 cm Abstand überholt werden, v.a. nicht vor einer Kurve, bergab und mit ca. 50 km/h. Weiters wollen wir nicht unbedingt dabei sein, wenn einer von den Herren unter der Leitplanke durch in Richtung des Abhangs schlittert. Dass das schon mal passiert sein muss, davon zeugen mehrere Löcher in den Leitplanken, darunter eine Stelle, an der ein ganzer Porsche drunter durch passen würde, ohne dass er danach ein Cabrio wäre. Die obligaten Kreuze am Strassenrand gibt es natürlich auch, aber es ist eine beliebte Strecke bei den Zweirädern mit PS. Würde uns ja auch gefallen mit nicht zu steilem Anstieg und hübschen Kurven bergab, aber irgendwie zu ungemütlich.
Also wieder in den Süden, nach Bratislava. Kilometer um Kilometer Stadt- und Speckgürtelverkehr, aber irgendwie scheinen hier die begleitenden Radwege neben den auch am Samstag recht stark befahrenen Strassen zu fehlen. Das ist natürlich für uns dumm, vor allem aber auch für die dort lebenden Menschen, die immer zahlreicher werden. Bratislava ist eine der reichsten Städte Mitteleuropas und topologisch mit seiner Hanglage direkt an der Donau etwas herausgefordert, die Preise und Mieten für Wohnungen unten in der Stadt dementsprechend hoch, und das Umland daher Entwicklungsgebiet mit zahlreichen Neubausiedlungen. In puncto Radwegbau tut sich hier aber scheints wenig und so gibt es Flickwerk, Strassen in Wohngebieten, die mal geflickt werden sollten, und ein paar schlecht ausgeschilderte Radfahren-gegen-die-Einbahn. Schade, denn mit E-Bike hätte die Gegend Potential auch fürs Pendeln mit dem Rad und die Slowak*innen sind ja auch durchaus Rad-affin. Die Krönung der Stadteinfahrt war dann übrigens eine ehemalige Hauptstrasse mit 2 Fahrstreifen pro Richtung und einer Strassenbahn in Mittellage, auf der aus unerfindlichen Gründen bei den Zugängen zu Wasser- und Gasleitungen in der Fahrbahn oft der Deckel fehlt. Wie geht so etwas verloren, hat die etwa jemand gestohlen? Bei einem Stückpreis gut 50 Euro, wenn man eine ganze Palette nimmt, kann ich mir das kaum vorstellen, aber ich kann mir gut vorstellen, wie man hier stürzen kann, wenn man nicht aufpasst.
Kaum sind wir in der Innenstadt, fängt das schöne und präsentable Rad-Bratislava an. Die Stary Most zeigt, dass man es hier auch anders kann und auch sonst hat man in letzter Zeit ein paar nette Radwege angelegt, so richtig radfreundlich wird es aber erst wieder nach der Grenze zum Burgenland. Ein paar tadellos asphaltierte Wirtschaftswege bringen uns nach Parndorf und ein REX zurück nach Wien.
Die Fotos




















Schreibe einen Kommentar