Tag 5: Ostrava – Prudnik

⌴ 94.0km ⋅ ◿ 619hm ⋅ ◺ 577hm ⋅ ⤓ 196m ⋅ ⤒ 291m ⋅ ◷ 5:54:00  ⋅ Σ 238km

Warum Prudnik? Weil es hier gerade so günstig liegt, zwischen den Feldern, die einzige grössere Stadt, die für uns leicht erreichbar ist. Wir sind hier nämlich nicht mehr im schwerindustriellen Teil Oberschlesiens sondern in einem Teil, der mehr an das Weinviertel erinnert: wellig, grün, Getreidefelder bis zum Horizont und hinter dem Horizont gleich die tschechische Grenze. Dazwischen ein paar wenig befahrene Landstrassen, auf denen wir heute unsere 95 Kilometer zurücklegen, teilweise unter leisem Fluchen über so einige Schlaglöcher, die man halt notdürftig gestopft hat oder auch noch nicht.

Jetzt also Prudnik, das uns nichts gesagt hat bevor wir hier angekommen sind. Auf deutsch hiess es mal Neustadt O.S., also Neustadt in Oberschlesien, um es zu unterscheiden von den anderen Neustädten, auf Tschechisch Nové Mésto, was ja auch nur Neustadt heisst. Die Stadt war also irgendwann mal neu, aber das ist lange her. Dazwischen gab es den Dreissigjährigen Krieg, einen Stadtbrand, den Zweiten Weltkrieg, den Boom der Textilindustrie und ihren Niedergang, diverse Umbauten und Ausbauten, wie das halt so ist bei Städten, und jedes dieser Ereignisse hat seine Spuren hinterlassen. Man war auch vom Hochwasser 2024 betroffen – ja, das Hochwasser, das den Bahnhof Tullnerfeld unter Wasser gesetzt hat. Was wissen wir sonst noch? Leider nicht viel, ausser dass es dem Stadtzentrum mal besser gegangen sein muss als heute, dass viele der Fassaden recht vernachlässigt wirken.

Nachdem wir noch immer nicht wissen, wo die historischen Gebäude der hiesigen Textilfabrik genau liegen, erklären wir aus unserer leicht ferrophilen Sicht den Bahnhof von Prudnik zur Top-Sehenswürdigkeit der Stadt. Ein Klinkerbau, die metallene Pfeiler der Bahnsteigüberdachung tragen Farbschichten aus vielen Jahren, der Wartesaal hat bessere Zeiten gesehen und man möchte darin auch nicht allzu lange auf einen Zug warten müssen, weil man sonst in dem ungeheizten Raum entweder erfriert oder in der Gruft-Atmosphäre zwischen türkis-grünen Wänden trübsinnig wird. Aber sollten wir irgendwann einmal einen unverbastelten preussischen Bahnhof für Filmaufnahmen brauchen (nein, es gibt da keine Projekte), dann wüssten wir, wo wir suchen müssen.

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