Zwischen Rührei und pinker Salami thront auf der Frühstückstheke ein Glassturz, unter dem eine gelbliche Masse auf die Wagemutigen wartet, die schon zu dieser Zeit Olmützer Quargel vertragen. Vielleicht sind das die selben Personen, die sich ein Gläschen Champagner einschenken? Passt Champagner zu Quargel? Bei uns jedenfalls bleiben Flasche und Glassturz zu, es gibt ja auch Mohnstrudel und Topfengolatschen, wenn es zum Frühstück ein wenig üppiger sein soll und wir wollen heute auch nicht durch kulinarischen Frevel unser Schicksal herausfordern. Die Wetterfrösche haben nämlich einhellig gemeint, dass es heute Nacht regnen wird und dann auch noch den ganzen Vormittag, und tatsächlich sind wir irgendwann aufgewacht, ob vom Regen als solchem oder vom Zischen der ersten Tropfen auf dem aufgeheizten Granit, lässt sich nicht mehr feststellen. Nach dem Frühstück aber, nun ja, schönes Wetter sieht zwar anders aus und die tief hängenden Wolken drohen noch sehr, aber es ist trocken. Haben wir etwa Glück?
Wir folgen heute der March, dem namensgebenden Fluss Mährens, bis nach Břeclav. Teils verläuft die Route, die stellenweise dem EuroVelo 4 folgt, ohne dass wir das beabsichtigt gehabt hätten, auf dem Hochwasserdamm, teils auf Strassen und durch die Felder. Den stark befahrenen Strassen haben wir versucht auszukommen, was uns ganz gut gelungen ist. An bemerkenswerten Städten gäbe es hier in der Gegend neben Hodonin auch Kroměříž zu besichtigen, besser bekannt unter dem deutschen Namen Kremsier. Hier, unweit von Olomouc/Olmütz, hat 1848 der Reichstag eine Verfassung erarbeitet, die so modern war, dass sie die kaiserliche Reaktion 1849 naturgemäss nicht in Kraft treten lassen konnte. Wir heben uns die historische Innenstadt für einen anderen Besuch auf, besichtigen dafür aber intensiv die lokale Albert-Filiale, die am Sonntag geöffnet hat und uns mit Mittagessen versorgt.
Auch gestern ist uns schon aufgefallen, dass die Gegend, in der wir unterwegs sind, eine ausgesprochen Fahrradgegend ist. Weniger die Mountainbiker*innen sind hier zu sehen (es mangelt zugegeben ein wenig an nennenswerten Erhebungen) als zahlreiche Rennradfahrer*innen. Allein oder auch in beeindruckend grossen Gruppen macht man am Wochenende scheints gerne eine Runde von Brno oder Olomouc aus, die dafür nötigen wenig befahrenen Landstrassen gibt es hier ja. „Normale“ Fahrräder haben wir übrigens auch gesehen, nicht dass da der Eindruck entsteht, dass man hier nur in Lycra und auf Carbon unterwegs ist. Was aber nach unserer Beobachtung hier deutlich in der Minderzahl ist, sind Fahrräder mit Hilfsmotor, also Ebikes. Gerade mal 15 von 100 waren es in unserer Stichprobe, dabei hätten die uns entgegen kommenden sicher alle gerne ein wenig Hilfe gehabt beim lebhaften Nordwest.
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