Es ist jetzt 23 Uhr 35 und zum ersten Mal an diesem Tag sitzen wir und strecken die zwei der Viere von uns, die man zum Tippen und zur Bildbearbeitung nicht braucht. Streng genommen sind wir auch den Grossteil des restlichen Tages gesessen, aber das war irgendwie nicht so erholsam. Das Mühlviertel ist nämlich ausgesprochen hügelig und deshalb kommen von Linz nach Rohrbach und auf anderem Wege wieder zurück doch rund 900 schwül-warme HM zusammen.
Im Oberösterreischen gibt es eine deutliche Differenz zwischen Schreibweise und Aussprache, auf die u.a. Gerhard Haderer in seinem vielbändigen Hauptwerk „Moff“ hingewiesen hat. Wenn der Ferdinand auf seinem Velociped den Fluss Rodl entlangfährt um seinen Kumpel Rudolf und seinen besten Freund zu besuchen und ein paar Knödel zu essen, dann fahrt da Ferl auf seim Ral die Rol auffi zum Rul und seim Pul auf a paar Gnel. Wenn er aber nicht die Rodl nimmt, sondern die Mühl, dann kommt er nach Heanagschroa, das man so nicht in der Karte finden wird, sondern als „Hühnergeschrei“, aber das amüsiert den Ferl als Oberösterreicher nicht so sehr wie uns als (inzwischen) Wiener_innen.
Rohrbach hingegen ist eine ernstzunehmende Bezirkshauptstadt, jedoch ausserhalb des obligatorischen Fachmarktzentrums am Kreisverkehr am Samstagnachmittag weitgehend geschlossen. Lobend erwähnen müssen wir aber die gute Seele, die an der Landstrasse eine Steige mit Klaräpfeln aufgestellt hat, gratis und ein Gedicht, diese ersten kleinen Apferln der Saison. Nach den Hügeln und ein paar sehr schönen Abfahrten (und einer nicht ganz so schönen, weil die B38 ein paar Bodenwellen hat – Leute, befestigt eure Lenkertaschen so, dass sie nicht anfangen zu vibrieren!), kommen wir wieder an die Rohrbacher Bundesstrasse und die Bahn, dann nach Linz und unter die dringend notwendige Dusche.
Diese Wochenende ist in Linz Pflasterspektakel, das Festival der Strassenkunst, auf das wir wie jedes Jahr vergessen haben, sonst wären wir schon am Donnerstag hergefahren. Percussion auf Kochtöpfen und Farbkübeln, Jonglage und Clownerei sind die Reise wert, sogar die Tatsache, dass man in ganz Linz vermutlich nichts ausser Kebab, Schnitzelsemmel, Pizza und Eis zu rssen kriegt, so voll ist die Innenstadt. Halt, nein, es gibt natürlich am Taubenmarkt die Bosna-Standln, in denen unglaublich routiniert Würstel, Zwiebel, Ketchup und Curry in Weckerl verpackt und mit Bier an die Hungrigen ausgehändigt werden, die sich dann in der Kunst des einhändigen Bosna-Konsums üben ohne sich mit Ketchup anzupatzen.
Kurz vor Ende des Festivals sind noch immer die Kinder auf, die sonst längst ins Bett gehören würden, und sehen gespannt den Feuershows zu, zu später Stunde und unter den wachsamen Augen der Linzer Feuerwehr. Jonglage und Akrobatik in Kombination mit Fackeln begeistern aber auch uns und gäbe es noch Film, so hätten wir heute ein kleines Vermögen für Nachtaufnahmen verschossen.
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