Tag 4: Ban­s­ká Bystri­ca – Vlkolínec – Lip­tovs­ký Mikuláš

⌴ 91km ⋅ ↗ 1072hm ⋅ ↘ 835hm ⋅ ⤓ 350m ⋅ ⤒ 987m ⋅ ◷ 8:11:40  ⋅ Σ 432km

Wären wir heu­te in die ande­re Rich­tung gefah­ren, wir hät­ten wohl umkeh­ren müs­sen. Der Grund dafür wären meh­re­re Kilo­me­ter Stau gewe­sen, die sich auf der Nord­sei­te der Nie­de­ren Tatra den Berg hin­auf geschleppt haben. Wir haben von die­sem Stau auch ein wenig mit­be­kom­men, weil er ja nicht umsonst ent­stan­den ist. Nein, gar­nicht umsonst, son­dern ver­mut­lich sogar ziem­lich teu­er, weil man sich ent­schie­den hat die Stras­se von Ban­s­ká Bystri­ca nach Ružom­berok neu zu asphal­tie­ren, was man im Gebir­ge bekannt­lich nur im Som­mer machen kann. Berg­auf haben wir nur etwa 5 km mit etwas enge­rer Fahr­bahn, danach ist die neue Aspalt­de­cke im Grun­de schon fer­tig und es fährt sich recht ange­nehm, auch nicht all­zu steil, weil LKW-taug­lich tras­siert. Oben auf fast 1000 m über NN gibt es ein Ski­ge­biet, Schlit­ten­hun­de, Para­gli­ding, alpi­ne Archi­tek­tur und was man in einem ent­spre­chen­den Ort in Öster­reich auch hat. 

Für uns gibt eine ers­te Pau­se, eine gros­se Fla­sche Kofo­la und die ers­ten Schnit­ten des Tages, dann gehts wie­der run­ter – in den ers­ten Bau­stel­len­be­reich mit Ampel. Über­ho­len kann man uns auf die­ser Abfahrt nicht, denn die Berg­auf-Spur ist über meh­re­re Kilo­me­ter eine ste­hen­de Kolon­ne, den einen gift­grü­nen PKW, der es den­noch ver­sucht hat, mer­ken wir uns. Wir begeg­nen ihm eine Stun­de spä­ter unten im Tal als wir schon die zwei­te Packung Schnit­ten intus haben. War­um waren wir so viel schnel­ler? Nun ja, wir müs­sen zuge­ben, dass wir uns nicht ganz an die Ver­kehrs­re­geln gehal­ten haben und an der Kolon­ne vor­bei­ge­fah­ren sind (auf der lee­ren Gegen­fahr­bahn). Und dann hat uns noch ein ein­hei­mi­scher Auto­fah­rer dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ein paar Meter ober­halb der Stras­se ein Rad­weg ver­läuft. Den hät­ten wir eh gesucht, aber nicht dort oben und offen­bar haben wir die Aus­fahrt ver­passt. Es han­delt sich näm­lich um einen Bahn­rad­weg auf der Tras­se einer in den 70er Jah­ren ein­ge­stell­ten Lokal­bahn in bos­ni­scher (760 mm) Spur­wei­te. Wenn man sich dar­un­ter jetzt einen Bahn­rad­weg wie in Deutsch­land vor­stellt, liegt man weit dane­ben: die Stre­cke ist geschot­tert und die Spur­wei­te hat man auch im zwei­ten Leben der Stre­cke bei­be­hal­ten, also eng, aber gut fahr­bar mit 40 mm Strassenreifen.

Der Höhe­punkt des Tages war dann etwas spä­ter Vlkolínec, ein Dorf, für das wir ein paar Kilo­me­ter Umweg und 200 wei­te­re Höhen­me­ter in Kauf geno­men haben. Die haben sich aber alle ren­tiert. Es ist wirk­lich male­risch gele­gen und wenn man so ein Dorf sieht, weiss man war­um sich der slo­wa­ki­sche Wider­stand gegen die Nazis in genau die­ser gebir­gi­gen Gegend kon­zen­triert hat (viel­leicht schrei­be ich dazu auch noch ein paar Zei­len, aber nicht heu­te – ist eh schon wie­der zu lang, die­ser Text). Ein paar der alten, kom­plett aus Holz gebau­ten Häu­ser sind heu­te ein Frei­licht­mu­se­um, aber der Gross­teil ist ein­fach ein slo­wa­ki­sches Berg­dorf mit Vor­gär­ten, unprak­ti­schen Park­plät­zen, einer Kir­che und dem Gesang des Rasen­mä­hers im Hin­ter­grund. Wir besich­ti­gen die Muse­ums­häu­ser und die “Farm”, die ein paar Tie­re zum Strei­cheln hat (Zie­gen, Trut­hahn), ein paar, vor deren Bis­sig­keit gewarnt wird (Frett­chen) und ein paar in Papri­ka­sauce (Gulasch). Wir neh­men alko­hol­frei­en Rad­ler und unter­hal­ten uns nett mit dem ‘Hüt­ten­wirt’ und ein paar Spanier*innen, denen wir wahn­sin­ni­ge Radfahrer*innen auf­ge­fal­len sind, die es bei der Hit­ze die Stei­gung hin­auf geschafft haben. Uns sind sie wider­um auf­ge­fal­len, weil sie mit einem spek­ta­ku­lä­ren Ein­park­ma­nö­ver (12% berg­auf, auf Schot­ter, rück­wärts) den ein­zi­gen Schat­ten­park­platz weit und breit erwischt haben.

Die letz­ten 40 km waren dann im Ver­gleich nur noch lang­wei­lig, weil einer­seits Wie­der­ho­lungs­sen­dung vom Jahr 2021. Einen Unter­schied aller­dings gibt es: wir sind jetzt in der Hoch­sai­son, damals waren wir im Sep­tem­ber unter­wegs, bei deut­lich nied­ri­ge­ren Tem­pe­ra­tu­ren und ohne all die Bade­gäs­te am Vah-Stausee.

Die Fotos

Die Stre­cke


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