Tag 5: Lip­tovs­ký Mikuláš – Kežmarok

⌴ 88.3km ⋅ ↗ 1231hm ⋅ ↘ 1185hm ⋅ ⤓ 574m ⋅ ⤒ 1327m ⋅ ◷ 6:38:00  ⋅ Σ 521.9km

“Das war ja hier alles mal deutsch’, sagt ein älte­rer Herr am Nach­bar­tisch beim Früh­stück zu sei­nem noch ein wenig älte­ren Rei­se­ge­fähr­ten. In uns regt sich Wider­spruch, aber eine poli­ti­sche Dis­kus­si­on wol­len wir uns vor dem Kaf­fee dann doch nicht antun. Die sprach­li­che, reli­giö­se, poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Rea­li­tät der mul­ti­kul­tu­rel­len und viel­spra­chi­gen Lip­tau und Zips sind wesent­lich kom­ple­xer gewe­sen als ein simp­les “alles mal deutsch” – und was heist schon “deutsch”? Hier in Kež­ma­rok, wo wir heu­te über­nach­ten war man z.B. bis ins 20. Jhdt. eine mehr­heit­lich deutsch­spra­chi­ge Stadt, die ihr Stadt­recht und diver­se ande­re Pri­vi­le­gi­en dem mit­tel­al­ter­li­chen unga­ri­schen König ver­dank­te, hat­te ein evan­ge­li­sches Lyce­um, unter­stand zeit­wei­se unga­ri­schen Ade­li­gen, und war am wich­ti­gen Han­dels­weg nach Polen gelegen. 

Die wich­tigs­te Sehens­wür­dig­keit der Stadt ist eine der berühm­ten höl­zer­nen Kir­chen der Gegend, die kom­plett ohne Metall und Stein errich­tet wur­den. Etwas ähn­li­ches haben wir letz­tes Jahr in Jawor in Polen gese­hen, auch dort waren es im Grun­de Tole­ranz­kir­chen, d.h. die­se Art von Kir­che wur­de von der katho­li­schen Gesell­schaft gedul­det. Lei­der hat die hie­si­ge nur Amts­stun­den und die wer­den wir wohl kaum mor­gen in der Früh erwi­schen. Von aus­sen sieht das beige ver­putz­te Kirch­lein hier näm­lich ganz unschein­bar aus, aber der Innen­raum soll deut­lich beein­dru­cken­der sein.

Gar­nicht unschein­bar hin­ge­gen sind die Tatra-Kur­or­te und ‑Ski­or­te, durch die wir heu­te gefah­ren sind. In Starý Smo­ko­vec hat man Hotels, die sich auch in Bad­gas­tein oder am Sem­me­ring befin­den könn­ten. Štrbs­ké Ple­so hin­ge­gen ist eher vom Beton der lez­ten Jahr­zehn­te geprägt, soweit wir das sehen konn­ten, dafür aber liegt es auf über 1300 m und was das Pan­ora­ma-Hotel sei­nen Gäs­ten für die Zim­mer mit Aus­sicht berech­net, wird nicht wenig sein. Hin­auf kommt man, wenn man nicht wie wir die lan­ge Stei­gung mit dem Rad bewäl­ti­gen will, z.B. mit der Zahn­rad­bahn oder einer Schmal­spur­bahn aus Poprad. Mit dem Auto geht natür­lich auch, aber dann steht man bei jeder Bau­stel­len­am­pel und von denen gibt es heu­te beim Run­ter­fah­ren wie­der eine gan­ze Men­ge. Auch die im Hang ver­lau­fen­de Land­stras­se 537 mit sehr gemäs­sig­ten Stei­gun­gen kann man näm­lich nur im Som­mer reno­vie­ren und das tut man gera­de. Asphalt auf meh­re­ren Kilo­me­tern auf­rau­hen, dann kommt irgend­wann neu­er drauf und bis dahin fährt man mit dem Fahr­rad auf dem gerill­ten Unter­grund in der Kur­ve wie die Nadel eines Plat­ten­spie­lers auf einer LP. Nächs­tes Jahr wird das dann super, wenn der Asphalt ganz neue ist und es viel­leicht auch wie­der Leit­plan­ken gibt.

Die Fotos

Die Stre­cke


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