Kennt ihr Levice? Wir bis gestern auch nicht, als wir ein Quartier für heute Nacht gesucht haben. Ein Zimmer haben wir gefunden und zwar in einem Jugenstilhotel am Hauptplatz der Stadt. Das Gebäude wurde 1907 schon als Hotel errichtet und von einer jüdischen Familie geführt, die fast zur Gänze in der Shoah ermordet wurde. Nur ein Sohn hat überlebt und nach 1945 das Hotel wieder übernommen, dann aber die Tschechoslowakei verlassen als sie kommunistisch geworden ist. Das Haus wurde als Wohnhaus genutzt und war nach der Wende schon ziemlich verfallen als es 2005 an einen Erben des überlebenden Sohnes restituiert wurde. Heute verrichtet es wieder seinen Dienst als Hotel, natürlich tadellos restariert.
Aus der Geschichte unseres Hotel lässt sich schon erahnen, dass Levice auch eine jüdische Gemeinde hatte, die im Zweiten Weltkrieg, wie der Grossteil der ungarischen Jüd*innen, nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde (Levice war nach dem “Ersten Wiener Schiedspruch” ungarisch geworden). Heute ist nur noch die kleine Synagoge übrig, die als Veranstaltungsraum dient.
Gleich neben der Synagoge befindet sich die Ruine der Burg von Levice, ein Gebirge aus behauenem Stein mit mehreren Höfen und Basteien, die gerade renoviert werden, schliesslich kann man ja nicht zulassen, dass so eine Ruine im weiteren Verfall irgendwen erschlägt. Auch sonst findet man noch ein paar interessante Gebäude, z.B. das Kulturhaus, das hoffentlich bald restauriert wird, und gegessen haben wr auch ausgezeichnet. War also kein Fehler hier zu übernachten.
Vermulich ähnlich lang wie die Errichtung der Burg von Levice hat der Bau des Atomkraftwerks von Mochovce gedauert, an dem wir heute auch vorbeigefahren sind. Es wurde schon in den 70er Jahren geplant und der Ort Mochovce wurde ausgewählt, weil er auf einem seismisch besonders günstigen Hügel lag. Für die Bewohner*innen des Dorfes hat das ironischerweise bedeutet, dass gerade die Erdbebensicherheit ihres Dorfes dazu geführt hat, dass es nicht mehr exisiert. Nur noch der Friedhof (christlich und jüdisch) ist heute erhalten. Ganz fertig ist man mit der Inbetriebnahme des Krafterks übrigens noch immer nicht, aber nach fas 40 Jahren Bauzeit mit mehreren Unterbrechungen sind inzwischen immerhin alle 4 Bauteile errichtet und der vierte soll “in Kürze” in Betrieb gehen.
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