Letztes Wochenende sind weite Teile Österreichs untergegangen. Buchstäblich. Die entsprechenden Berichte über das Hochwasser kann man den Medien entnehmen, massenweise Superlative inklusive. Da müssen wir nicht auch noch mitmachen, das können andere besser. Unsere heurige Urlaubsgegend in Tschechien und Südpolen dürfte es noch schlimmer erwischt haben als die niederösterreichischen Katastrophengebiete, auch hier gilt: Bilder und Berichte findet man in allen (sozialen) Medien.
Wir selbst sind vom Hochwasser überhaupt nicht betroffen, Wien hat ja zum Glück einen guten Hochwasserschutz. Gegen den starken Dauerregen des letzten Wochenendes hat der aber auch nicht geholfen, also war ein Wochenende Radpause angesagt. Heute sollte es wieder gehen, bei strahlendem Sonnenschein und knapp über 20 Grad – aber wohin kann man im Moment fahren, wenn man nicht im Wasser oder Matsch versinken oder die Aufräummannschaften behindern will? Am wenigsten Hochwasser dürfte es im westlichen Weinviertel gegeben haben, also nehmen wir uns den Klassiker Stockerau-Hollabrunn-Eggenburg vor.
Der Plan überlebt wie jeder Plan bis zum ersten Feindkontakt, in unserem Fall bis zum Einlaufbauwerk bei Langenzersdorf. Ab dort verläuft der Radweg nämlich nur wenig oberhalb des Wasserniveaus und war selbstverständlich überflutet und ist noch von Matsch bedeckt und der längste Rollentrainer Österreichs ist also für den Verkehr gesperrt. Die Wiener Greifensteinrunden-Fahrer*innen stehen jetzt in Grüppchen beim Einlaufbauwerk und vor der Herausforderung neue Strecken zu suchen. Die meisten entscheiden sich für die Alternativstrecke über Langenzersdorf und Korneuburg, ein paar dürften aber auch gleich in den Gastgarten hinter der Unterführung abgebogen sein.
Gut, dann schauen wir uns Korneuburg doch auch mal an. Bisher kennen wir die Stadt vor den Toren Wiens nämlich nur als „der Bahnhof vor Floridsdorf“, aber Korneuburg ist im Zentrum eigentlich wirklich hübsch und sieht weniger nach Schlafstadt aus als gedacht. Beim Rausfahren dann fällt uns auf der anderen Strassenseite ein Friedhof mit einer riesigen Widmung an die „Helden des Weltkriegs 1914–1917“ auf. 1917? Wie kommt man denn zu dieser Jahresangabe? Wir wenden und sehen uns den Heldenfriedhof von Korneuburg näher an. Wandreliefs, ein russischer Soldatenfriedhof, ein imposantes Heldendenkmal und zahlreiche Gräber von Männern mit militärischen Dienstgraden (Korneuburg war schon vor dem Krieg lange Garnisonsstadt). Die Frage nach dem Jahr 1917 beantwortet uns dann zu Hause der Dehio: der Heldenfriedhof wurde 1915–1917 angelegt, also noch während des Krieges.
Dem Radweg von Langenzersdorf bis Stockerau kann man eines zu Gute halten: er existiert. Extra hinfahren muss man aber nicht, da ist die übliche Strecke entlang der Donau weniger rumpelig, winkelig und Ampel- und Baustellen-verseucht. Immerhin ist er aber trocken, was man leider von unserer geplanten Strecke hinter Stockerau nicht sagen kann. Der Göllersbach hat Felder und Feldwege unter Wasser gesetzt. Also wieder umplanen. Diesmal haben wir richtig geraten: entlang der Schmida ist es trocken und befahrbar und führt uns nach Retz statt nach Eggenburg. Auch gut.
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