Die Kremserstrasse bildet die Grenze zwischen dem Waldviertel und dem Weinviertel, so wird es seit Generationen den Volksschulkindern in Eggenburg beigebracht. In den anderen Landesteilen ist es der Mannhartsberg, dem man diese Rolle zuschreibt, aber eigentlich ist das unpraktisch, denn was soll eine „Grenze“, die man beim Drüberfahren nicht einmal merkt, schon darstellen? Man hügelt sich halt so von Stockerau nordwestwärts und ist irgendwann „oben“, was man eigentlich hauptsächlich daran merkt, dass es wieder runter geht und dann ist man in Gars am Kamp.
In Gars begehen wir den zweiten Fehler des Tages: wir kaufen diesmal keine Mohnzuzler als Proviant sondern fahren einfach weiter entlang der Franz-Josephs-Bahn in Richtung Gmünd. Davor gänzlich ohne Proviant und mit knurrenden Mägen fast 2 Stunden im Zug zu sitzen bewahrt uns ein Pizza-Kebap-Schnitzel-Burger-Laden in Allentsteig, davor nicht in Schwarzenau in den Zug zu steigen sondern noch nach Gmünd zu verlängern unsere am Wochenende besonders ausgeprägte Abneigung gegen das frühe Aufstehen. Eigentlich aber war das Fehler Nummer 1, denn es ist bei sommerlicher Hitze vergleichsweise angenehm dort oben im Waldviertel, wo gefühlt jeder Ort eine eigene Brauerei hat, aber kaum einer einen verlässlichen Bahnanschluss.
Wir fahren also am Truppenübungsplatz Allentsteig vorbei, der auch einmal eine genauere Betrachtung wert wäre, wenn man es denn fertig brächte früher aufzustehen. Dann könnte man sich auch das Aussiedlermuseum in Allentsteig ansehen, das sich der Absiedlung der Bevölkerung derjenigen Dörfer wirdmet, die dem Truppenübungsplatz ab 1938 weichen mussten. Den Truppenübungsplatz selber kann man nicht wirklich besichtigen und von aussen besteht er hauptsächlich aus Schildern, die vor Begegnungen mit Panzern warnen und das Fotografieren verbieten.
Also weiter nach Schwarzenau. In diesem Ort hat es vor rund 150 Jahren einmal ordentlich gekracht als der Nachtzug nach Eger durch Sabotage zum Entgleisen gebracht worden war und sich die Lokomotive und die Wagen ineinander verkeilten. Schuld an den 8 Toten trugen allerdings nicht irgendwelche Umstürzler sondern ein schlecht bezahlter Bahnwärter, der eigentlich dafür, dass er den Zug vor der Gefahr warnte, eine Belohnung kassieren wollte, die Warnung (ein rotes Signallicht) war aber im plötzlich einsetzenden Nebel nicht zu sehen. Der Fall blieb lange ungeklärt bis der Bahnwärter seine Tat auf dem Totenbett gestand, möglicherweise ein Grund dafür, dass das Ereignis noch immer nicht vergessen ist. Es gibt sogar einen Roman darüber.
Ansonsten gibt es in Schwarzenau ein winziges Eisenbahnmuseum mit noch winzigeren Öffnungszeiten (Sonntag 10–12 auf telefonische Anfrage – nicht so günstig für potentielle Besucher*innen aus Wien mit Abneigung gegen frühes Aufstehen). Ob man das Renaissance-Schloss, das gerade zum Verkauf steht, besuchen kann, weiss ich nicht. Falls jemand aus der p.t. Leser*innenschaft dieses Blogs aber Interesse an einem „Wochenendhäuschen“ im Waldviertel mit Park und knapp 10 ha Grund hat, so wird die Raiffeisenbank Niederösterreich gerne behilflich sein und eine Besichtigung organisieren.
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