Tag 6: Namur – Haybes

⌴ 84.1km ⋅ ↗ 186hm ⋅ ↘ 146hm ⋅ ⤓ 69m ⋅ ⤒ 138m ⋅ ◷ 5:33:45  ⋅ Σ 537.1km

Hier in der Gegend von Hay­bes, im Depar­te­ment Arden­nes, unweit der bel­gi­schen Gren­ze, wur­de frü­her Schie­fer abge­baut, der Berg­bau wur­de aber gegen Anfang des 20. Jhdts ein­ge­stellt. Wann genau das gesche­hen ist, weiss man aber nicht, weil das Archiv der Stadt 1914 ver­lo­ren gegan­gen ist. Das steht so auf einem der zahl­rei­chen his­to­ri­schen Schil­der, die man über­all in der Stadt fin­det, aber was genau 1914 pas­siert ist, steht auf die­sem Schild nicht. Das fin­det man auf ande­ren oder man bekommt es, wie wir heu­te, vom Besit­zer unse­rer Unter­kunft erzählt, der auch das Taxi zum rund 1.5 km ent­fern­ten Restau­rant spielt. 1914 sind hier im August die deut­schen Trup­pen ein­mar­schiert, haben die Stadt bom­bar­diert und ange­zün­det sowie gut 60 Zivilist*innen ermor­det. Von der Stadt war nicht mehr viel übrig, die Kir­che und das Rat­haus bestan­den eben­falls nur noch aus ein paar Aus­sen­mau­ern und wur­den an ande­ren Stel­len neu auf­ge­baut. Da war das Archiv wohl das gerings­te Problem…

Nach dem Krieg wur­de die Stadt wie­der auf­ge­baut. Ein monu­men­ta­les Denk­mal wur­de von der loka­len Bevöl­ke­rung finan­ziert, das so ganz ande­res ist als all die ande­ren Denk­mä­ler für den Ers­ten Welt­krieg, die wir damals bei der Rei­se durch Nord­frank­reich und Bel­gi­en 1918 gese­hen haben: hier sieht man unter den schüt­zen­den Flü­geln der Sie­ges­göt­tin das fran­zö­si­sche Volk in Gestalt eines nack­ten Jugend­li­chen, der unterm Arm einen Sta­pel Bücher trägt, die das Recht und die Wis­sen­schaf­ten sym­bo­li­sie­ren. Kei­ne Sol­da­ten, kei­ne Waf­fen, statt­des­sen Ver­trau­en und Hoff­nung auf die Zukunft – ein schö­nes Bild aus 1926.

Wir sind nach dem Essen extra noch zu Fuss zurück in die Stadt gegan­gen um uns die Foto­se­rie der Stadt vor und nach 1914 anzu­se­hen. Zurück am Ufer der Maas wird es in der Nacht ordent­lich fins­ter und so kann man gleich noch etwas sehen, das wir als Bewohner*innen einer Gross­stadt sonst nicht so oft zu Gesicht bekom­men. Der Nacht­him­mel hat hier um ein Viel­fa­ches mehr Ster­ne als in Wien, die Kat­zen huschen zwi­schen Ufer und Gär­ten an uns vor­bei und über allem ist der Ruf des Käuz­chens zu hören, so still ist es in die­sem Städt­chen von nicht ein­mal 2000 Einwohner*innen.

Nach dem die Maas in den letz­ten Tagen unse­re Beglei­te­rin durch eine alte Indus­trie­land­schaft war, hat sie heu­te enen länd­li­che­ren Cha­rak­ter. In Bel­gi­en sind wir noch durch Dinant gefah­ren, eine Stadt, die auch eine aus­führ­li­che­re Besich­ti­gung ver­die­nen wür­de, und dann durch das in die­ser Ecke eher dünn besie­del­te Frank­reich. Ver­kehr ist nur wenig, wir sind die meis­te Zeit am Fluss ent­lang unter­wegs, aber auch an den Stel­len, wo wir auf die Stras­se müs­sen, ver­mis­sen wir den Rad­weg nicht wirk­lich. Obwohl: wenn man schon die letz­ten Kilo­me­ter Zug bis zur Gren­ze ein­ge­stellt hat, könn­te man doch auch gleich so einen Bahn­rad­weg draus machen, oder?

Edit: wie es aus­sieht, haben sich Bel­gi­en und Frank­reich dar­auf ver­stän­digt, dass man die Bahn­li­nie reak­ti­vie­ren will und so Namur und Reims mit­ein­an­der ver­bin­den ohne den Umweg über Paris (!) zu neh­men. Das ist natür­lich noch besser!

Die Fotos

Die Stre­cke


Eine Antwort zu „Tag 6: Namur – Haybes“

  1. Molly

    Rot­wein ist der bes­te Plan B wenn’s kei­ne Scho­ko­la­de gibt. Und Kat­ze auf­le­gen scha­det auch nie. Alles Gute für Pop­scherl und Ellbogen!

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