Tag 5: Namur – Bois du Cazier – Charleroi

⌴ 59.2km ⋅ ↗ 222hm ⋅ ↘ 207hm ⋅ ⤓ 68m ⋅ ⤒ 145m ⋅ ◷ 4:50:43  ⋅ Σ 453.0km

Das Wich­tigs­te zuerst: dem Ell­bo­gen geht es den Umstän­den ent­spre­chend und der Blut­erguss hat schon begon­nen die Far­ben der nie­der­län­di­schen oder fran­zö­si­schen Flag­ge zu zei­gen: rot und blau auf weiss, weil an einer Stel­le, an die sel­ten die Son­ne kommt. Rad­fah­ren geht, aller­dings neh­me ich Kopf­stein­pflas­ter der­zeit als per­sön­li­chen Affront wahr und bin zu lan­gen Umwe­gen bereit. Ob die Tar­te au cho­co­lat heu­te in Char­le­roi gehol­fen hat, weiss ich nicht sicher zu sagen, aber Scho­ko im Teig, gefüllt mit Scho­ko, das kann ein­fach nicht schaden.

Die heu­ti­ge Tour war kür­zer und ging fast die gan­ze Stre­cke die Sambre ent­lang, einen fast voll­stän­dig kana­li­sier­ten Neben­fluss der Maas. Hüb­sche Stre­cke durch viel Indus­trie, kann man durch­aus mal machen. Ziel ist Mar­cel­li­ne, heu­te ein Stadt­teil von Char­le­roi, an dem sich das Koh­le­berg­werk “Le Bois du Cazier” befun­den hat, heu­te eine von 4 Ört­lich­kei­ten in Bel­gi­en, die gemein­sam UNESCO Welt­kul­tur­er­be sind und an die jahr­hun­der­te wäh­ren­de Tra­di­ti­on des Berg­baus in der Wal­lo­nie erin­nern. Für Bel­gi­en, aber auch für Ita­li­en, ist der Ort aber auch ein Erin­ne­rungs­ort, denn hier hat am 8. August 1956 das schwers­te Minen­un­glück Bel­gi­ens statt­ge­fun­den, dem 262 Kum­pel zum Opfer gefal­len sind, dar­un­ter über 130 aus Ita­li­en ange­wor­be­ne Gast­ar­bei­ter. Das Unglück sel­ber, das sei­ne Ursa­chen wie auch die schwe­re sei­ner Fol­gen feh­len­den Sicher­heits­mass­nah­men zu “ver­dan­ken” hat, der Berg­bau in der über 1000m tie­fen Mine sowie die Ent­wick­lung der Indus­trie in der Wal­lo­nie sind The­men der Aus­stel­lung, die irgend­wie alles gleich­zei­tig sein will: ehe­ma­li­ges Berg­werk, tech­ni­sches Muse­um und Gedenk­stät­te. Alles in allem sehr emp­feh­lens­wert, auch wenn für mich ein paar Din­ge ein wenig zu kurz kom­men, weil nur im Audio­gui­de oder nur am Ran­de ange­spro­chen. Dazu gehö­ren z.B. die sozia­le Situa­ti­on der Minen­ar­bei­ter, die Anwer­be-Abkom­men, die Arbeits­si­cher­heit, gesetz­li­che Rah­men­be­din­gun­gen etc. Zumin­dest ich wäre mit der Aus­stel­lung glück­li­cher gewe­sen, wenn vie­le Din­ge, die im Audio­gui­de erzählt wer­den, auch in schrift­li­cher Form zu lesen gewe­sen wären (Hint: ich kann viel schnel­ler und v.a. quer lesen als ihr alle jemals spre­chen kön­nen wer­det, Flug­be­glei­te­rin­nen der kana­ri­schen Flug­li­nie Bin­ter ausgenommen).

Von Mar­ci­nel­le geht es dann run­ter nach Char­le­roi, eine Stadt die man­chen älte­ren Semes­tern noch als bel­gi­sche Haupt­stadt des Ver­bre­chens bekannt sein dürf­te (Affä­re Dut­roux). Der Ruf der Stadt hat dar­un­ter so sehr gelit­ten, dass wir noch vor weni­gen Jah­ren ernst­haft davor gewarnt wor­den sind nach Char­le­roi zu fah­ren, weil “viel zu gefähr­lich”. Wirk­lich gefähr­lich hat die Stadt auf uns nicht gewirkt, dafür aber dürf­te die Innen­stadt seit 20 Jah­ren eine Dau­er­bau­stel­le sein, die hof­fent­lich nächs­tes Jahr mit der Neu­ge­stal­tung des Bahn­hofs­vor­plat­zes been­det sein wird. Eigent­lich nicht unhübsch ins­ge­samt, hät­ten wir auch län­ger dort blei­ben kön­nen als nur auf einen Kaf­fee und dann zum Bahnhof.

Die Rück­rei­se erfolgt stil­ge­recht mit einer Klo­bril­le der bel­gi­schen Bahn SNCB (war­um die so heisst, sagt ein Bild wohl am bes­ten und das befin­det sich in der Wiki­pe­dia). Die Räder plat­zie­ren wir im Ein­gangs­be­reich ganz hin­ten im Zug, was laut Zug­be­glei­ter so eigent­lich nicht gehört, aber auch nicht tra­gisch ist. Aber falls jemand von der p.t. Leser*innenschaft ein­mal in die Ver­le­gen­heit kom­men soll­te: bei der ers­ten Klas­se gibt es ein Mehr­zweck­ab­teil für Räder, Roll­stüh­le und Kin­der­wa­gen, aber das muss man wis­sen, steht näm­lich nicht drauf.

Die Fotos

Die Stre­cke


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