Tag 22: Rácke­ve – Székesfehérvár

⌴ 73.2km ⋅ ↗ 415hm ⋅ ↘ 405hm ⋅ ⤓ 94m ⋅ ⤒ 178m ⋅ ◷ 5:37:18  ⋅ Σ 2055.6km

Das Früh­stück ver­söhnt mich fast mit dem ver­patz­ten gest­ri­gen Abend­essen, sie kön­nen es ja doch hier im Hotel. Das ‘fast’ kommt von der Cof­fee-Slot­ma­chi­ne, die mir bei jedem Druck auf die mit ‘Cap­puc­ci­no’ beschil­der­te Tas­te etwas ande­res aus­spuckt: Espres­so, Ver­län­ger­ten, heis­se Scho­ko­la­de und ja, ein­mal gibts auch einen Cap­puc­ci­no. Letz­te­rer ist ein klas­si­scher Fall von Demons­tra­tor-Effekt, das Kastl weiss näm­lich genau, dass es nicht wür­feln darf, wenn die Büf­fet­da­me, die ich um Bei­stand im Kampf gegen die Tech­nik gebe­ten habe, den Knopf drückt.

Auf dem Weg über den Donau-Haupt­strom, die “gros­se” Donau, woh­nen wir einer unga­ri­schen See­be­stat­tung bei. Die Urne fährt mit der Trau­er­ge­sell­schaft auf der Fäh­re bis zur Fluss­mit­te, wo die Asche den künf­ti­gen Flu­ten des Schwar­zen Mee­res über­ge­ben wird. Muss ein tra­gi­scher Tod gewe­sen sein, wohl ein Eltern­teil der bei­den Teen­ager-Jungs, die das Zen­trum der Trau­er­ge­sell­schaft bilden.

Uns kos­tet die Fäh­re fast eine Stun­de, denn sie fährt nur stünd­lich und wir haben die letz­te um 5 Minu­ten ver­passt. Die nächs­te Brü­cke ist mit dem Rad meh­re­re Stun­den ent­fernt, wir sind hier schon in der Gegend, wo die Brü­cken über die Donau sel­ten wer­den. Am ande­ren Ufer fah­ren wir eine klei­ne Gelän­de­kan­te rauf und damit ist die Tief­ebe­ne zu Ende. Ab hier ist Trans­da­nu­bi­en und das ist hüge­li­ger als die Land­schaft der letz­ten Wochen. Es gibt hier auch ein paar wirk­lich gelun­ge­ne Rad­we­ge, die Teil des Euro­Ve­lo 14 sind, und die in der Open­Street­map noch als unbe­fes­tig­te Stre­cken ver­zeich­net sind, so nagel­neu sind sie. Aber kei­ne Angst, Schlag­lö­cher gibts auch ein paar und eine win­ke­li­ge Stadt­ein­fahrt auf Geh­steig­rad­we­gerln ebenfalls.

Wenn man auf dem rum­pe­li­gen Rad­weg in die Stadt Szé­kes­fehérvár fährt (es wird an einer Ver­bes­se­rung gear­bei­tet), so geht es kilo­me­ter­weit durch Gewer­be­ge­biet und Plat­ten­bau­sied­lun­gen und dann steht man in einem baro­cken Schmuck­stück. Ein wenig plötz­lich, aber his­to­risch erklär­bar: die Stadt ist ers­tens im Zwei­ten Welt­krieg durch Flä­chen­bom­bar­de­ments stark zer­stört wor­den (Bahn­kno­ten­punkt, sowas ist im Kriegs­fall ungüns­tig) und zwei­tens in den 60er und 70er Jah­ren auf fast das Drei­fa­che ihrer Grös­se ange­wach­sen. So hat man zwar das Zen­trum wie­der auf­ge­baut, dane­ben aber vie­le Wohn­blocks schnell hochgezogen.

Szé­kes­fehérvár wird von sei­nen Freun­den kurz SZFV genannt. Das sug­ge­riert zumin­dest der fast obli­ga­te Stadt­na­me mit Herz auf einem zen­tra­len Platz – oder woll­te man nur nicht den Namen der Stadt bis auf den nächs­ten Kreis­ver­kehr hin­aus­ra­gen haben? Die roma­ni­sche Basi­li­ka der Stadt war mal wich­tig als Krö­nungs­stät­te der unga­ri­schen Köni­ge, die hier bis zum Anfang des 16. Jahr­hun­derts gekrönt und eini­ge davon auch hier bestat­tet wur­den. Dann ver­lor man die Schlacht von Mohács und die Krö­nun­gen danach fan­den in Poz­so­ny aka Press­burg, heu­te Bra­tis­la­va, statt. Bei einem Ver­such die Stadt zurück­zu­er­obern hat man die von den Tür­ken als Muni­ti­ons­la­ger ver­wen­de­te Basi­li­ka getrof­fen, die seit­her nur noch aus ihren etwa einen Meter hohen Grund­mau­ern besteht. Sie muss eine sehr schö­ne Kir­che gewe­sen sein, sagen die zeit­ge­nös­si­schen Berich­te, und sie ist auch heu­te noch ein zen­tra­ler Platz der unga­ri­schen Geschich­te, denn auch der Hl. Ste­fan soll in ihr bestat­tet sein. Die­ser Platz ist so zen­tral, dass es sogar ein ganz kur­zes Gsatzl Beschrif­tung auf Eng­lisch gibt, lei­der eine ech­te Sel­ten­heit in die­sem Land. Es muss ja nicht gera­de wie­der Latein sein, aber zumin­dest eine Kurz­fas­sung in einer ande­ren Spra­che wäre manch­mal schon ein Hit gewesen.

Die Fotos

Die Stre­cke


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert