Tag 4: Timișo­ara – Zrenjanin

⌴ 110.0km ⋅ ↗ 111hm ⋅ ↘ 125hm ⋅ ⤓ 74m ⋅ ⤒ 89m ⋅ ◷ 6:13:38  ⋅ Σ 363.1km

Heu­te gehts es ums Wasser.

Rad­fah­ren in Timiso­ara und Umge­bung kann auch ganz anders aus­e­hen. Wie der Rad­weg ent­lang des Bega-Kanals zum Bei­spiel (Was­ser 1). Die Bega ist ein Fluss von rund 250 km Län­ge, der in die Theiss mün­det und dabei so gut wie kein Gefäl­le auf­weist. Die Fol­ge davon war lan­ge Zeit, dass die Gegend ent­lang des Flus­ses ein ein­zi­ger Sumpf war. Schon in den ers­ten Jah­ren nach der Über­nah­me des Gebiets durch die Habs­bur­ger am Beginn des 18. Jahr­hun­derts wur­de der Fluss daher kana­li­siert und erst dadurch ent­stand die frucht­ba­re Agrar­landschft links und rechts, die wir heu­te sehen als wir dem Kanal folgen.

Im Prin­zip könn­te man dem Kanal schnur­ge­ra­de bis Zren­ja­nin enlang fah­ren und am Wochen­en­de kann man das auch tat­säch­lich, auf einem ein wenig schma­len aber sonst sehr ordent­li­chen Rad­weg. Unter der Woche aber hat der Grenz­über­gang nicht geöff­net, was uns rund 25 km Umweg beschert. Der Grenz­über­gang, der auch unter der Woche offen hält, liegt in the midd­le of nowe­re und ist aus der Kate­go­rie “ein­mal in der Stun­de ein Auto” oder in unse­rem Fall zwei Fahr­rä­der. Vor­her Fel­der und Bana­ter Dör­fer, danach Bana­ter Dör­fer und Fel­der und wir sehen auf der gan­zen Fahrt gefühlt so vie­le Autos wie uns ges­tern in Rich­tung Sibiu knapp über­holt haben – in 10 Minuten.

Jetzt sind wir in einer recht hüb­schen Stadt mit einem klei­nen Pro­blem. Im Hotel glaubt Ulrich zunächst, dass er ver­ges­sen hat die Toi­let­ten­spü­lung zu drü­cken und holt das schnell noch nach. Das Was­ser (Was­ser 2) aber, das da nach­kommt, hat die glei­che gelb­li­che Far­be und auch unse­re Rad­tri­kots sind nicht so stau­big wie das Wasch­was­ser sug­ge­riert. Die Auf­lö­sung kommt von einem Schild an der Bade­zim­mer­wand: die­ses Was­ser darf man nicht trin­ken. OK, dann besor­gen wir uns halt eine Was­ser aus der Fla­sche und das ist es auch, was die Bevöl­ke­rung der Stadt macht seit sie den­ken kann, erzählt die Rezep­tio­nis­tin. Das Pro­blem ist näm­lich kei­nes des Hotels son­dern eigent­lich müss­te das die Stadt behe­ben, kann oder will aber nicht und so kau­fen alle Bewohner*innen seit Jahr­zehn­ten Trink­was­ser zum Trin­ken und Kochen. Zum Duschen ist es OK und unge­fähr­lich. Das Was­ser ist durch Arsen und Blei ver­un­rei­nigt und die Ver­su­che das zu behe­ben sind inzwi­schen Legi­on, aber noch immer kommt etwas aus der Lei­tung, das eher an einen dün­nen Kamil­len­tee erin­nert als an nor­ma­les Trinkwasser.

Nach dem Gewit­ter – die Gegend hier kann auch die­se plötz­lich über den Fel­dern ent­ste­hen­den Wär­me­ge­wit­ter – machen wir uns auf zu einem Spa­zier­gang durch die Stadt und zu Was­ser 3: es gibt hier eine “tro­cke­ne Brü­cke”, d.h. eine Brü­cke, die über eine Wie­se führt. Das kommt daher, dass man in den 80er Jah­ren den Lauf der Bega ver­än­dert und eine Schlei­fe des Flus­ses tro­cken gelegt und zu einem Park( und ‑platz) umge­baut hat, aber damals gab es schon seit 20 Jah­ren eine Brü­cke über den Kanal. Man hat sie ste­hen gelas­sen und lang­sam ein wenig ver­fal­len. Inzwi­schen darf man sie nicht mehr betre­ten und die Stadt woll­te sie auch schon abtra­gen las­sen, aber das absur­de Bau­werk aus Stahl­be­ton ist heu­te so etwas wie ein Wahr­zei­chen der Stadt – die Bevöl­ke­rung war dage­gen, die Brü­cke bleibt.

Die Fotos

Die Stre­cke


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