Tag 12: Gyu­la – Oradea

⌴ 99.6km ⋅ ↗ 90hm ⋅ ↘ 56hm ⋅ ⤓ 86m ⋅ ⤒ 127m ⋅ ◷ 6:26:21  ⋅ Σ 1161.9km

Gleich vor­weg: auch wenn sie sich auf dem zer­brö­seln­den Ober­bau der Ver­kehrs­be­trie­be von Ora­dea genau­so wohl füh­len müs­sen wie auf den Lang­sam­fahr­stre­cken von Wien, wir haben kei­nen Ulf gese­hen. Angeb­lich gibt es davon hier drei Stück, aber ver­mut­lich sind sie gera­de in War­tung – soll ja auch in Wien nicht eben sel­ten vor­kom­men, sagt man.

Lang­sam zer­brö­seln, das tut auch die Stras­se zwi­schen Gyu­la und dem unga­ri­schen Grenz­ort Ártánd. Sie ver­läuft quer zu den Haupt­ver­kehrs­ach­sen und ist dem­entspre­chend schwach befah­ren, war­um also mehr als das not­wen­digs­te fli­cken? Stras­sen wie heu­te sind es, wegen denen wir uns vor Jah­ren geschwo­ren haben, dass wir Ungarn unter 40 mm Rei­fen­brei­te und mit mehr als 4 Bar Druck nicht befah­ren. Was letz­te­res anlangt, so sind wir leicht­sin­nig gewor­den und haben wir heu­te den Feh­ler gemacht die Rei­fen wie­der aufzupumpen…

Auf den letz­ten Kilo­me­tern zur Gren­ze gibt es zum Glück einen Rad­weg, denn in der zäh­flüs­si­gen Kolon­ne zwi­schen den LKW fah­ren wir nicht so ger­ne. Die Kolon­ne in die ande­re Rich­tung ist noch zäher, wir wis­sen noch nicht ein­mal wie lang sie war, denn nach rund 7 km geht sie bei einem Kreis­ver­kehr seit­lich weg und dort ist das Ende noch immer nicht abzu­se­hen. Dan­ke, Gert­schi, dan­ke, Han­ni, dass ihr vor die Wahl zwi­schen der euro­päi­schen Eini­gung und ein paar Zehn­tel­pro­zent­punk­ten bei der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Land­tags­wahl gestellt, ohne lan­ges Nach­den­ken und ohne tak­ti­sche Spiel­chen die rich­ti­ge Wahl getrof­fen habt. So haben jeden Tag Tau­sen­de LKW-Fahrer*innen und Pendler*innen eine klei­ne Ver­schnauf­pau­se in ihrem stres­si­gen All­tag und kön­nen statt in 15 Minu­ten in meh­re­ren Stun­den über die Gren­ze fah­ren und sich dabei noch die aus­ser­or­dent­li­che Schön­heit des Indus­trie­ge­biets von Ora­dea anschauen.

Das Indus­trie­ge­biet von Ora­dea ist wirk­lich kei­ne Schön­heit, die Stadt sel­ber hin­ge­gen schon. Inzwi­schen sind wir ja schon auf unga­ri­schen Jugend­stil ein­ge­stellt, wenn wir hier in eine grös­se­re Stadt kom­men, und wir wer­den auch hier nicht ent­täuscht. Das Haupt­werk hier ist aller­ding weder das Rat­haus noch die Syn­ago­ge (hat man aber bei­des natür­lich auch, Syn­ago­gen gibt es sogar zwei), son­dern der “Schwar­ze Adler”, ein urba­nes Mehr­zweck­ge­bäu­de, das von den Archi­tek­ten der Syn­ago­ge von Subo­ti­ca, Mar­cell Komor und Des­zö Jakab, ent­wor­fen wur­de. Ursprüng­lich ent­hielt es Restau­rants, eine über­dach­te Ein­kaufs­pas­sa­ge, Ver­an­stal­tungs­sä­le und sogar eine Braue­rei, heu­te aber ste­hen vie­le der Geschäfts­lo­ka­le in der frisch reno­vier­ten Pas­sa­ge lei­der leer. Auch sonst wird hier gera­de viel über­ar­bei­tet und reno­viert und man muss acht­ge­ben, dass man nicht in eine Künet­te fällt (Bau­stel­len­si­che­rung ist hier ein­deu­tig nicht Prio­ri­tät), aber das was bis­her fer­tig gewor­den ist, sieht schon sehr, sehr gut aus.

Nach­trag für unse­re nicht-öster­rei­chi­schen Leser*innen: bei “Gert­schi” und “Han­ni” han­delt es sich um den der­zei­ti­gen Innen­mi­nis­ter der Repu­blik Öster­reich, Ger­hard Kar­ner, der Ende 2022 ein Veto gegen den Bei­tritt von Rumä­ni­en und Bul­ga­ri­en zum Schen­gen-Ver­trag ein­ge­legt hat, weil die inof­fi­zi­el­le Che­fin sei­ner Par­tei„ Johan­na Mikl-Leit­ner, gera­de im nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Land­tags­wahl­kampf gegen die rech­te FPÖ punk­ten muss­te. Der vor­ge­scho­be­ne Grund für das Veto waren angeb­lich zahl­rei­che ille­ga­le Grenz­über­trit­te von Ser­bi­en nach Rumä­ni­en bzw. der Tür­kei nach Bul­ga­ri­en, die es bis heu­te nicht gibt. Frau Mikl-Leit­ner hat bei der Wahl ordent­lich ver­lo­ren und sofort nach der Wahl eine Koali­ti­on mit der FPÖ geschlossen.

Die Fotos

Die Stre­cke


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