Die Strecke nach Bernhardsthal und Břeclav kennen wir eigentlich schon zur Genüge, daher bedienen wir uns auf den ersten Kilometern meines künftigen Arbeitgebers. So wahnsinnig spannend ist das Weinviertel ja nicht, selbst dann nicht, wenn es mit einem knappen Hunderter vorbeizieht.
Břeclav ist für uns hauptsächlich Bahnhof und das ändert sich heute nicht. Auf Gravel und Schlaglochpisten fahren wir aus der Stadt raus und wundern uns, wo einem überall ein Sattelschlepper entgegenkommen. Wenn man langsam genug ist, kommt man mit so einem Ding offenbar auch auf einem Feldweg voran. Sonst haben wir heute aber kaum LKW-Begegnungen. Es ist ja schon einige Jahre her, dass wir in Tschechien über Land gefahren sind. Damals, auf dem Weg nach Berlin, war der Schwerverkehr unser Hauptproblem, heute aber überholen uns die dicken Brummer nur auf der rollenden Landstrasse in grösserer Zahl. So gehört das! Die Strecke ist also recht entspannt zu fahren, wenn man passend bereift ist, denn es gibt auch später noch ein Stück Gravel bzw. trockenen Matsch. Über den Wind möchte ich hier nichts sagen, ich müsste sonst ausfällig werden.
Unser Ziel ist heute die Stadt Zlín, die uns bis vor ein paar Tagen überhaupt nichts gesagt hat, was ein sträfliches Versäumnis ist. Hier war in der Zwischenkriegszeit die Zentrale des tschechischen Schuhherstellers und Mischkonzerns Baťa, dessen Besitzer sich hier eine ganze Stadt zu ihren Fabriken errichtet haben. Architektonisch war das ein Glücksfall und viele der damals errichteten Wohnhäuser für die Arbeiter*innen, die funktionalistischen Fabriksgebäude und was sonst noch so zu einer Stadt gehört, sind noch erhalten und in reichlich Grün eingebettet. Die Stadt ist in weiten Bereichen ziegelrot-hellgrau gekastelt und die Bürogebäude waren schon in den 30er Jahren moderner als so manches, was wir heute noch benutzen, gab es doch schon damals eine Klimaanlage und Grossraumbüros. Ob der Firmenchef das schräge Aufzugsbüro in einer Ecke von Gebäude 21 jemals benutzt hat, wissen wir nicht, ebenso wie es war für diesen Konzern zu arbeiten, der scheinbar sehr konkrete, auch gesellschaftliche Vorstellungen hatte.
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