Heute geht es ländlich weiter, sehr ländlich sogar. Von der Grenze ist nichts zu bemerken, danach folgen Kilometer um Kilometer auf wenig befahrenen Landstrassen in Polen, einem Land, in dem wir noch nie geradelt sind. Bis jetzt lässt es sich ganz gut an, die Gegend ist wenig besiedelt, wenig Verkehr, Strassen mit löchrigem Belag, der unsere ”Osteuropa-Bereifung” nicht übertrieben erscheinen lässt, aber Autofahrende, die nicht gleich auf Teufel komm raus überholen. Wenn das so bleibt, kann man hier eine Radreise unternehmen. Radwege gibt es auch und zwar so gepflasterte Rüttelstreifen wie in Deutschland (Stichwort Osteuropa-Bereifung), die vom Ortzentrum zum etwas ausserhalb gelegenen Friedhof führen. Es wird für beides, die Pflasterung und die Friedhofsroute, einen Grund geben, aber wir kennen ihn nicht.
Heute ist Sonntag und ausserdem Erntedank-Fest in der Gegend, durch die wir gefahren sind. Erntedank-Volkfest wird hier gross gefeiert mit geschmückten Traktoren und Anhängern mit Erntekronen, Obst und Strohpuppen, gelenkt von Menschen in Tracht. Wir sind deutlich schneller als die Kolonne der in Trachten-Traktoren und überholen das eine oder andere Fahrzeug. Wenn die Schlange der Fahrzeuge bis zum Festzelt aber wirklich so lang war, wie es den Anschein gemacht hat, dann können wir verstehen, warum einer der Wagen einen eigenen Griller mit Bratwürsten mit dabei hatte. Die armen Leute wollten wohl nicht unterwegs verhungern. Aber auch sonst wird auf die Bedürfnisse der Gläubigen Rücksicht genommen: dass die Predigt für die Raucher*innen auf den Platz vor der Kirche übertragen wird, haben wir so auch noch nicht gesehen. Und wenn man in Opole im Dom spenden will, aber kein Bargeld dabei hat, so kann man das auch mittels Bankomatkassa.
Opole gefällt uns. Preussischer Keil-Bahnhof, eine kompakte Innenstadt mit Dom aus vielen Jahrhunderten, die Oder ist hier schon erstaunlich breit, Kopfsteinpflaster allenthalben und barocke Gebäude aus den 1950er Jahren um ein Rathaus im florentinischen Stil, das auch lang nicht so alt ist wie sein Vorbild. Die Stadt hat im WWII sichtlich Schäden erlitten, die aber wieder geflickt worden sind, aber das sind wir von unseren Reisen ja schon gewohnt, wann sind wir schon mal wo durchgekommen, wo das nicht der Fall war?
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