Tag 1: Ams­ter­dam – Oss

⌴ 111km ⋅ ↗ 193hm ⋅ ↘ 199hm ⋅ ⤒ 25m ⋅ ◷ 7:11:47  ⋅ Σ 111km

Wir kön­nen uns nicht beschwe­ren. Der Nacht­zug nach Ams­ter­dam hat­te unse­ren Schlaf­wa­gen dabei, war pünkt­lich in Wien und am Ziel, die Kli­ma­an­la­ge hat funk­tio­niert und der Kaf­fee zum Früh­stück war heiss. OK, die Bröt­chen hät­ten ein wenig knusp­ri­ger sein kön­nen, aber das sage ich jetzt nur, damit sich die p.t. Leser*innenschaft nicht ganz so leid sehen muss. Vor lau­ter Freu­de hat Ulrich dann gleich eine sei­ner Trink­fla­sche im Zug, äh, gespendet.

Auch die Fahrt war qua­si per­fekt, wie das das Rad­fah­ren in den Nie­der­lan­den halt so ist. Fast schon lang­wei­lig auf beid­sei­tig ange­leg­ten rot asphal­tier­ten Zwei­rich­tungs­rad­we­ge im Stadt­ge­biet von Ams­ter­dam, Ampeln, die dienst­eif­rig auf grün sprin­gen statt wie ein alter Wie­ner Kell­ner noch eine Minu­te rot her­um­zu­gran­teln bevor sie sich doch ins Unver­meid­li­che schi­cken und den Wunsch der Kund­schaft erfül­len. Stei­gun­gen sind unbe­kannt, der Wind gibt Ruhe und sobald über­land mal eine Stras­se stär­ker befah­ren ist, gibt es einen bau­lich getrenn­ten Rad­weg, auf Neben­stras­sen eine 60er Beschrän­kung und Sei­ten­strei­fen für uns. Und den­noch sind wir jetzt ganz schön k.o. und das liegt an der Geographie.

Wir sind heu­te von Ams­ter­dam nach Oss gefah­ren. Ers­te­res kennt jede*r (vor allem die jugend­li­chen Tou­ris mit Rest­fettn und Rück­stän­den von THC im Blut, die uns im Zen­trum mit dem Rol­ler vors Rad gesprun­gen sind – mer­ke: der Ver­trau­ens­grund­satz ist am Sams­tag Vor­mit­tag dort nicht anzu­wen­den), letz­te­res kennt nie­mand. Fast nie­mand. Nur die bei­den jun­gen Män­ner, die ges­tern das Schlaf­wa­gen­ab­teil neben unse­rem hat­ten, kann­ten es, einer von ihnen hat dort mal gear­bei­tet. Nun ja, eine ech­te Emp­feh­lung war das nicht gera­de, aber uns war schon klar, dass wir wenig Zeit haben wer­den heu­te Abend noch irgend­was zu besich­ti­gen und Oss ist über­sicht­lich, hat Restau­rants, Quar­tier und ist im Zen­trum erstaun­lich leben­dig. Also eigent­lich kei­ne schlech­te Wahl, aber zurück zur anstren­gen­den Geo­gra­phie des Landes…

Die Nie­der­lan­de sind etwa halb so gross wie Öster­reich, aber es leben dort etwa dop­pelt so vie­le Men­schen. Eigent­lich hat man auf der Stre­cke heu­te kaum ein­mal das Gefühl aus dem besie­del­ten Gebiet raus­zu­kom­men, Orts­ge­biet reiht sich an Stadt, reiht sich Bau­ern­hof, an Gewer­be­ge­biet, dazwi­schen Stras­sen, Rad­we­ge, Eisen­bah­nen (4‑gleisig zwi­schen Ams­ter­dam und Utrecht, dar­auf fah­ren Dop­pel­stock­zü­ge in Dop­pel­trak­ti­on), Kanä­le, Flüs­se. Vor allem Flüs­se, kon­kret der Rhein mit sei­nen Del­ta-Ver­zwei­gun­gen und die Maas. Auf der Flä­che des fla­che­ren Teils Öster­reichs hat es hier Flüs­se, die in etwa so viel Was­ser bewe­gen wie zwei Donau auf der Höhe von Wien. Wir befin­den uns de fac­to in einer Fluss­mün­dung, dazu gibt es dann noch Ent­wäs­se­rungs­grä­ben, und das hat zwei Effek­te: ers­tens ver­fü­gen die Nie­der­lan­de nicht über Stei­ne. Sowas gibts ein einem Fluss­del­ta kaum ein­mal und falls man schon mal einen gefun­den hat, so befin­det er sich heu­te sicher irgend­wo im Muse­um. Wenn man hier etwas bau­en will, dann macht man das aus Zie­gel, weil das Grund­ma­te­ri­al dafür gibt es offen­bar reich­lich und es wird lau­fend nach­ge­lie­fert. Wohn­häu­ser, Bahn­hö­fe, Kir­chen, Stras­sen­pflas­ter, Rad­we­ge, alles aus Klin­ker, die gan­ze Gegend ist rot­braun. Anstren­gend macht es aber der zwei­te Effekt des Fluss­del­tas, die unglaub­li­che Luft­feuch­tig­keit, die aus den Flüs­sen und Ent­wäs­se­rungs­grä­ben kommt und bei 30 Grad Luft­tem­pe­ra­tur einen ‘feels like ich wills gar­nicht wis­sen’ Effekt aus­löst (ich bin bei tro­cke­ne­ren 35 Grad schon gemüt­li­cher gefah­ren). Auch in der Stadt hat es noch immer nicht abge­kühlt, man sitzt mit Som­mer­kleid­chen und kur­zen Hosen beim Bier auf dem gepflas­ter­ten Platz, auf dem sich die Hit­ze des Tages gut hält. 

Wir sind jetzt platt und mor­gen und über­mor­gen kommt noch so eine Tour bevor es dann angeb­lich end­lich der Jah­res­zeit ent­spre­chen­des Wet­ter hat.

Die Fotos

Die Stre­cke


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